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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Cucuel, Ernst [Bearb.]; Eckert, Hermann [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 1 : Heidelberger Reihe ; Band 1): Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes: Wertheim-Tauberbischofsheim — Stuttgart: Druckenmueller, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.53141#0062
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Stellen der Inschrift mit v wiedergegeben ist; zur Schreibung „nitter“ vergleiche „fvtter“. Als
„Niederländer“ sind vermutlich die Kaufleute der Kölner Gegend bezeichnet, mit denen die Wert-
heimer damals in reger Handelsbeziehung standen. Der Satz hat demnach den Sinn: „Das (nämlich
Korn und Wein) brachten die Niederländer um diese Preise hier herein.“ Nicht ausgesprochen ist
leider, ob es sich um Aufkäufe in Wertheim und Umgebung handelt oder um Einfuhr aus den
Rheingebieten. In normalen Jahren wurde aus der Wertheimer Gegend an den Niederrhein ver-
kauft (vgl. bei Nr. 52). Wenn aber 1575 bei einem Kornpreis von 5 Gulden schon „Mangel am
Brot war“ (Nr. 41), so 1574 wohl erst recht, so daß an Ausfuhr kaum zu denken ist. - Die beiden
letzten Sprüche begegnen in dieser oder einer abgewandelten Form überaus häufig, der erste zum
Beispiel auf dem Bildstock Nr. 349, der zweite in Nr. 65, oft auch in der lateinischen Form: „Soli
Deo gloria“ wie auf dem Kanzeldeckel Nr. 508.
Kdm. IV, 1 S. 500 — Jahresbericht 1912 S. 18 — Will S. 202.

45 Wertheim 1574

„Engelbrunnen“ an der Ecke Rathausgasse-Markt. Großer Ziehbrunnen aus rotem Sandstein.
Uber einem Oval als Grundriß erheben sich in den Scheiteln Pfeiler, auf ihnen liegen zwei sich
kreuzende Steinbalken, über denen zwei ebenfalls gekreuzte Segmentplatten mit Muschelverzie-
rung aufragen. Oben auf ihrer Kreuzung zwei Engel mit dem Wertheim-Breuberger Wappen.
Auf den vier Balkenenden und vor der oberen Hälfte der Pfeiler Freigestalten. Die Abbildung
zeigt die untere Gestalt am Ende der Längsachse beim Markt; es ist der in der dritten Inschrift
genannte Ratsherr und „Baumeister“ Michel Matzer. Gegenüber in gleicher Art der Meister
Matthes Vogel, ebenfalls einen beschrifteten Schild in der Rechten; über ihm auf einem kleineren
Schild sein Steinmetzzeichen in großer' erhabener Ausführung (Stz 45). Am Ende der kürzeren
Achse gegen den Markt der Schultheiß zur Zeit der Errichtung: Hans Schaff (vgl. Nr. 241), ohne
Inschrift; gegenüber eine Frauenherme. Auf der Segmentplatte über der Längsachse, der Markt-
seite zugewandt, links und rechts von der rechtwinklig sie kreuzenden zweiten Platte je eine
Inschrifttafel. Die Schrift, besonders die der Schilde, wurde neuerdings nachgehauen und aus-
gemalt.
1. Obere linke Tafel. Ohne Rahmen 58x41, Schrift 3 cm.
ANO • DNt 1-5 74 HAT | EIN • ERBAR . RATH • DlSER | STAT . GEGENWERT!; |
GEN • BRVNEN . ZV • NVTZ | VND • GEDElEN • GEMEIN; | ER BVRGESCHAFT . VER= |
FERTIGEN • LASSEN • GALT; | EIN • MALTER . KORN • Sl= | WENTHALBEN •
GILDEN | VND • EIN • FVDER • WEIN | SlWENZlG • G1LDEN •
2. Obere rechte Tafel. Ohne Rahmen 55,5x32,5; Schrift 4-4,5 cm.
DlSER BRVN | STHET • IN | GOTTES • HANT | ZV • DEN • ENG; | s ELN • IST • ERS | GENANT .
Die beiden ersten Inschriften tragen das Gepräge von Hausinschriften. Zur ersten vgl. S. 6f,
zur zweiten Nr. 19.
3. Schild des Meisters. II. 58, Br. 15-23,5, Schrift 2-3,5 cm.
©en Q3rbn mir üerbing | et i>at | (Sin ßrrbar ‘Jßeifer 2Rt)at |
AR ei ft er ARattfjeS <23ogel | gnabt | S^n avffricf)t mit fein ] er Imnbt |
3m 1 5 7 4 3al)r | SOHcfjel ARaijer QSato | meifter Qöar • |
© mein (Sott ün | fyert gib mir, | TßaS ba fiirb | mich S« bir
„gnadt“ in der fünften Zeile für gnädt (= gnandt).
Die Bezeichnung Matzers als „Baumeister“ hat zu ähnlichen Irrtümern wie beim Sakraments-
häuschen in Tauberbischofsheim (Nr. 490) geführt: v. Oechelhaeuser (Kdm.) und Bruhns schreiben
ihm als dem „Stadtbaumeister“ den Entwurf des Brunnens und Vogel nur die Ausführung zu.

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