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Cucuel, Ernst [Bearb.]; Eckert, Hermann [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 1 : Heidelberger Reihe ; Band 1): Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes: Wertheim-Tauberbischofsheim — Stuttgart: Druckenmueller, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.53141#0063
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Matzer hatte jedoch als vom Rat bestellter „Bauherr“ lediglich die Aufsicht und Rechnungslegung
über das Werk. Er saß selbst im Rat, hatte 1569/70 das Amt des zweiten Bürgermeisters inne,
wurde 1580 erster Bürgermeister und war 1591-1600 Schultheiß. Dieser Sinn des Wortes „Bau-
meister“ läßt sich auch aus folgender Notiz in den Wertheimer Chorstiftrechnungen von 1570/71
erschließen: ,,200 Fl. gab ich Clemens Leussern, so er zur angefangenen Schul zu bauen ausgeben
soll, dieweil er zu einem Baumeister dazu ist verordnet worden1.“ (Über Leusser siehe Nr. 244.) -
Von Meister Matthes Vogel, der - vielleicht ein Sohn des in Nr. 34 genannten Hans Vogel - 1572
Wertheimer Bürger wurde, sind auch die Grabmäler Nr. 229, 244 und 245 geschaffen; sein Name
wird außerdem mit den Hausinschriften Nr. 43 und 53 in Verbindung gebracht. Bruhns zählt ihn
zum Würzburger Schulkreis und nennt ihn „den typischen Kleinstadtkünstler guten Schlages“,
dessen Werke „wie frisches, einheimisches Brot schmecken“. Den von ihm hervorgehobenen
Wesenszug einer „volkstümlichen Treuherzigkeit“ bringen auch die Inschriften des Brunnens gut
zum Ausdruck, während die der großen Grabmäler humanistischen Geistes sind und sicher nicht
von Matthes Vogel stammen.

4. Schild des Ratsherrn: 43x21, Schrift 3-4,5 cm. Fußplatte: 21 X39, Schrift 5-6 cm. Der Schild
ist an den Rändern ziemlich abgestoßen.

tft ein Söort | baS bat ein l |
<2öer eö fiel)t bet | begert eg fcfjnell |
Qöen baS l nict)t | ©arinen Sft |
&ein bbcber fcfjat? | 3n ® Töelt ift
Das Rätsel ist nicht allein in dieser Inschrift
überliefert; es findet sich mit einigen Abwei-
chungen auch in Luthers Tischreden und ei-
nem Konstanzer Ratsprotokoll2 von 1450 :
Ich weis ein wort, das hat ein 1
Wer das siht, der begert es schnell
Wenn abr das 1 wegk vnd ab ist
Nichts bessers im himel vnd erden ist.
(Luther)
Es ist ein wort mit ainm 1
Des loufft in aller weit so schnell
Des 1 nit mer enmitten ist
Kain höher wort uff erden ist.
(Ratsprotokoll)
Die ersten beiden Verse der Inschrift stimmen
mit Luther völlig überein; die letzten beiden
stehen dagegen der Konstanzer Fassung näher,
die als gelegentliche Niederschrift einer auch
Luther bekanntgewordenen volkstümlichen
Überlieferung gelten darf. Nach den Überein-
stimmungen ist anzunehmen, daß die Wert-
heimer aus Luther und der volkstümlichen


Überlieferung oder der letzteren ausschließlich schöpfte. Bekanntschaft mit Luthers Fassung liegt
nahe, da die Inschrift Nr. 508 aus der Umgebung von Wertheim ohne Zweifel den Tischreden
entnommen ist.

5. Die Lösung des Rätsels - golt und got - ist in den Versen der Fußplatte unter dem Ratsherrn
enthalten:
gröfte freubt | baS ift baS gott | SQiein erlöffer ift
Lübke I S. 454f. - Wibel: Engelbrunnen Nr. 144-148 - Kdm. IV, 1 S. 292ff. Abb. - Bergner II S. 582 - Lang-
guth 1917 S. 18; Führer S. 56 - „Wertheim am Main“ - Baader: Brunnen S. 85f. - 1Langguth: Schulge-
schichte S. XII - 2Freundl. Mitteilung von Archivar M. Binder-Konstanz - Wibel, Ferd.: Engelbrunnen Nr. 77
bis 79 — Bruhns: Bildhauer S. 98f. — Rommel: Wertheim S. 32 — Luther IV S. 551.
 
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