678 St. Stephan Inschrift aus der Erbauungszeit 13. Jahrhundert
Gamans sagt, daß diese Verse in altem Stile außen an der Ostseite der Kirche standen, während
Gudenus1 bemerkt, sie hätten an der Kirchentür gestanden. In welcher Weise die Inschrift
wiedergegeben war, ob auf Stein oder Holz, gemeißelt oder gemalt, wird nirgends gesagt.
Hic est Uber Ecclesiae, huius vitae . . .
Mille ducentarum confratres Ecclesiarum
Sunt qui Stephanicae subveniunt fabricae:
Quadruplicans numerum dubio procul hic lege verum
Crescit enim varie gratia cottidie
Horas neglectas Domino faciunt quasi lectas
Et centum novies promeruere dies
Quadragenorum confratres et Episcoporum
Ordinis et Grisei sunt pietate Dei.
£iefe£ ifl frag Q5udj bcr Äirdje, biefeö Sehens ...
(£s ftnb ©litbrüber von 1200 Streben, bie ber Ätrdjenfabrtf von @t. Stephan Unteplüfeung gewähren.
SÖenn bu bte Baß! vervierfach, fo lie$ (ner ba£ unzweifelhaft Söabre:
£>enn eh tväch in mannigfacher Söeife täglich bie ©nabe.
2?erfäumte -boren machen fie vor bem -berrn al$ tvären fie gelefen,
Unb 900 £age haben fie verbient.
Itnb fie finb DHitbrüber von 400 Q5ifdjöfen
Unb beö grauen Orbenö (ber ©iflercienfer) burch ©vtteS ©nabe. (@n.)
Die Inschrift weist auf den Liber vitae St. Stephani hin (heute im Mainzer Stadtarchiv), in
den die Gläubigen eingetragen wurden, die zum Bau von St. Stephan etwas gestiftet hatten.
Für sie sollte an den Quatembertagen Gedächtnis und Seelenmesse gehalten werden. Alle
diese Stifter wurden der Gebete, Messen und guten Werke teilhaftig, die von 2500 ver-
brüderten Kirchen und Klöstern aufgeopfert wurden. Versäumte Horen wurden denKlerikern
nach Beicht und Reue erlassen. Der Konfraternität (Gebetsverbrüderung) waren der gesamte
Cisterzienser- und Augustinerorden, der deutsche Teil des Dominikanerordens und die deut-
schen Hospitalbrüder angeschlossen.
Die gleichen Verse wie diese Inschrift stehen als Einleitung im Liber vitae2. Es ist anzunehmen,
daß die Inschrift dem Liber vitae entnommen ist. Vielleicht kann man in ihr eine Art von
Werbung zum Eintrag in den Liber vitae sehen.
Fragmenta Gamans V f. 166, 152, 155, 156. — Bodmann in seinem Handexemplar des Joannis II S. 546 (Mainz, Stadtarchiv). —
1 Gudenus in seinem Handexemplar des Joannis II S. 867 (Mainz, Stadtarchiv). —
2 Falk in Z. V. M. III (1883) S. 296. — A
679 Grabfund
Stoffbinde
2. Hälfte 13. Jahrhundert
Am 12. August 1897 wurde in einem Grab an der Gonsenheimer Hohl, also außerhalb der
Stadtmauer, in einem Holzsarg, noch am Arme des Skelettes haftend, diese ursprünglich
purpurfarbene Binde aus Wollstoff gefunden. Heute ist sie im Altertumsmuseum. In der
Mitte der Binde waren heraldische Adler mit Goldfäden in Dreieckschildchen eingewebt, ab-
wechselnd mit Köpfen und Beinen einander zugekehrt.
Die Inschrift am rechten Rand ist lateinisch: AMOR UINCIT
Am linken Rand stehen deutsche Textfragmente: IGET DER NA
Auf zwei losen Resten steht: SOLI und TUGENDE
24 D. I. II
369
Gamans sagt, daß diese Verse in altem Stile außen an der Ostseite der Kirche standen, während
Gudenus1 bemerkt, sie hätten an der Kirchentür gestanden. In welcher Weise die Inschrift
wiedergegeben war, ob auf Stein oder Holz, gemeißelt oder gemalt, wird nirgends gesagt.
Hic est Uber Ecclesiae, huius vitae . . .
Mille ducentarum confratres Ecclesiarum
Sunt qui Stephanicae subveniunt fabricae:
Quadruplicans numerum dubio procul hic lege verum
Crescit enim varie gratia cottidie
Horas neglectas Domino faciunt quasi lectas
Et centum novies promeruere dies
Quadragenorum confratres et Episcoporum
Ordinis et Grisei sunt pietate Dei.
£iefe£ ifl frag Q5udj bcr Äirdje, biefeö Sehens ...
(£s ftnb ©litbrüber von 1200 Streben, bie ber Ätrdjenfabrtf von @t. Stephan Unteplüfeung gewähren.
SÖenn bu bte Baß! vervierfach, fo lie$ (ner ba£ unzweifelhaft Söabre:
£>enn eh tväch in mannigfacher Söeife täglich bie ©nabe.
2?erfäumte -boren machen fie vor bem -berrn al$ tvären fie gelefen,
Unb 900 £age haben fie verbient.
Itnb fie finb DHitbrüber von 400 Q5ifdjöfen
Unb beö grauen Orbenö (ber ©iflercienfer) burch ©vtteS ©nabe. (@n.)
Die Inschrift weist auf den Liber vitae St. Stephani hin (heute im Mainzer Stadtarchiv), in
den die Gläubigen eingetragen wurden, die zum Bau von St. Stephan etwas gestiftet hatten.
Für sie sollte an den Quatembertagen Gedächtnis und Seelenmesse gehalten werden. Alle
diese Stifter wurden der Gebete, Messen und guten Werke teilhaftig, die von 2500 ver-
brüderten Kirchen und Klöstern aufgeopfert wurden. Versäumte Horen wurden denKlerikern
nach Beicht und Reue erlassen. Der Konfraternität (Gebetsverbrüderung) waren der gesamte
Cisterzienser- und Augustinerorden, der deutsche Teil des Dominikanerordens und die deut-
schen Hospitalbrüder angeschlossen.
Die gleichen Verse wie diese Inschrift stehen als Einleitung im Liber vitae2. Es ist anzunehmen,
daß die Inschrift dem Liber vitae entnommen ist. Vielleicht kann man in ihr eine Art von
Werbung zum Eintrag in den Liber vitae sehen.
Fragmenta Gamans V f. 166, 152, 155, 156. — Bodmann in seinem Handexemplar des Joannis II S. 546 (Mainz, Stadtarchiv). —
1 Gudenus in seinem Handexemplar des Joannis II S. 867 (Mainz, Stadtarchiv). —
2 Falk in Z. V. M. III (1883) S. 296. — A
679 Grabfund
Stoffbinde
2. Hälfte 13. Jahrhundert
Am 12. August 1897 wurde in einem Grab an der Gonsenheimer Hohl, also außerhalb der
Stadtmauer, in einem Holzsarg, noch am Arme des Skelettes haftend, diese ursprünglich
purpurfarbene Binde aus Wollstoff gefunden. Heute ist sie im Altertumsmuseum. In der
Mitte der Binde waren heraldische Adler mit Goldfäden in Dreieckschildchen eingewebt, ab-
wechselnd mit Köpfen und Beinen einander zugekehrt.
Die Inschrift am rechten Rand ist lateinisch: AMOR UINCIT
Am linken Rand stehen deutsche Textfragmente: IGET DER NA
Auf zwei losen Resten steht: SOLI und TUGENDE
24 D. I. II
369