Organisation auch einige Veränderungen durchmachte und das seit dein Anfang des 19. Jahrhunderts
mehrere Pfarreien an die Landeshauptstadt abgeben mußte.
3. DIE NICHTORIGINALE ÜBERLIEFERUNG DER INSCHRIFTEN
Die Mehrzahl der in diesem Band veröffentlichten Inschriften ist im Original nicht mehr er-
halten. Für die Wiedergabe dieser Texte und die Beschreibung der betreffenden Inschriftenträger
mußten zum Teil ältere Druckwerke, zum größeren Teil aber handschriftliche Aufzeichnungen ver-
schiedenster Qualität herangezogen werden. Es ist hier weder der Ort, diejenigen Voraussetzungen
zu untersuchen, die im 17. Jahrhundert den Anstoß zu den ersten Aufzeichnungen von Inschriften
gaben 1, noch eine Geschichte des Inschriftensammelns in München zu schreiben. Einige Bemerkun-
gen sind jedoch notwendig zur Beurteilung der Überlieferung.
Die älteste systematische Inschriftensammlung, die Grabsteinbücher des Bischofs Johann Franz
Eckher von Freising von 1693 (Cgm 2267), lassen in ihrer Beschränkung auf die Grabschriften des
Adels — „Sepulchrographia Nobilitatis“ lautet der Titel des Auszugs, den I. D. Schmidt aus Eckhers
Werk machte (Cgm 2002) - bereits dasjenige biographisch-genealogische Interesse erkennen, das
C. A. v. Vacchieri 1779 in seiner Bavaria subterranea aussprach (Cgm 3581). Daneben aber sehen
wir zur gleichen Zeit, 1699, ein umfassenderes historisches Interesse am wittelsbachischen Hof Kur-
fürst Maximilians II. Emanuel, das auf die Erfassung aller bemerkenswerten Monumente im Lande
gerichtet war (HStA. München, Franziskanerprovinz Lit. 314).
Es ist durchaus möglich, daß auf die kurfürstliche Anordnung von 1699 die bedeutendste Mün-
chener Inschriftensammlung zurückgeht, die uns im Werk des Franziskanerpaters Narziss Vogl vor-
liegt (Clm 1535, 1755-57). Aus dieser Beschreibung aller Monumente und überhaupt aller Kunst-
gegenstände des 1802 abgerissenen Münchener Franziskanerklosters können wir das gesamte Kloster
nebst Kirche mit der ganzen Ausstattung rekonstruieren. Zugleich ist Vogl der erste, der eine paläo-
graphisch genaue Wiedergabe der Inschriften anstrebte, so daß wir die Schriftarten jeweils ziemlich
sicher erkennen können.
Um die gleiche Zeit, in der Vogl arbeitete, entstanden zwei weitere wichtige Sammlungen, das
im Jahre 1704 angelegte und bis etwa 1754 fortgesetzte Totenbüchlein der Augustiner (Cgm 2945)
und die Grabschriftensammlung des Josef von Oefele aus dem Jahre 1732 (Oefeleana 44). Beide
geben die Inschriften nur in kurrenter Schrift, stellen aber dennoch einzigartige Quellen dar. Von
unschätzbarem Wert ist vor allem die Sammlung Oefeles, eines Bruders des berühmteren Andreas
Felix von Oefele, da sie sich über alle Kirchen der Stadt und der näheren Umgebung erstreckt und
hier und da auch einige allgemeinere Bemerkungen gibt.
Bei Carl Albert von Vacchieri und Lorenz von Westenrieder ist der Einfluß der Bayerischen Aka-
demie der Wissenschaften sichtbar, in deren Auftrag Vacchieri seine Bavaria subterranea sammelte
(Cgm 3581). Nach dieser Zeit setzt die handschriftliche Überlieferung fast vollständig aus. Zu er-
wähnen sind nur noch die Grabsteinbücher des Regierungskanzlisten und Diplomwappenmalers
Karl Seliger2, der eine Reihe von Grabsteinen des Franziskanerklosters abzeichnete und in mehreren
Exemplaren herstellte (Clm 1531 ff.). Erst aus den Jahren.'1935-45 lag wieder ein Manuskript vor,
das dessen Verfasserin, Frau I. Sachs-Würzberger, dankenswerterweise zur Verfügung stellte.
Von der in Frage kommenden reichhaltigen Literatur erwiesen sich als wichtigste Quellen die
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1892 und die Statistische Beschreibung des Erzbistums
München-Freising von Mayer-Westermayer, 1886. Hinzu kamen die Beschreibungen einzelner
Kirchen und Örtlichkeiten, kunsthistorische Untersuchungen bestimmter Meister oder Epochen und
ähnliche Literatur, aus der manche verlorene Inschrift gewonnen werden konnte. Bei der Erfassung
der verlorenen Inschriften bleibt natürlich angesichts des Mangels an bibliographischen Vorarbeiten
ein gewisser Unsicherheitsfaktor bestehen. Es folgt die Aufzählung im einzelnen:
Cgrn. 2267. Johann Franz Eckhers Bayerische Grabsteinbücher, vier Bände. Für uns kommen in
Frage Band I und 11. Band I ist auf der Deckelinnenseite bezeichnet: ,,Ex libris Jo. Francisci Eckhers
a Käpfing Decani Frising. a. 1693“; 141 Seiten, paginiert. Band II: 176 8 Blatt, foliiert. Inhalt:
Abzeichnungen von Grabsteinen aus verschiedenen bayerischen Orten, darunter auch München.
Die Inschriften sind kurrent wiedergegeben.
1 Hierüber vgl. man die Ausführungen von F. V. Arens in cler Einleitung der Mainzer Inschriften, S. [17] f., die
z. T. auch für das Münchener Gebiet gelten.
2 Zur Geschäftspraxis Seligers vgl. jetzt G. Nebinger, Adelsanmaßungen und Wappenfabriken, Mitt. f. d. Ar-
chivpflege in Bayern 4 (1958) 5-7.
XLX
mehrere Pfarreien an die Landeshauptstadt abgeben mußte.
3. DIE NICHTORIGINALE ÜBERLIEFERUNG DER INSCHRIFTEN
Die Mehrzahl der in diesem Band veröffentlichten Inschriften ist im Original nicht mehr er-
halten. Für die Wiedergabe dieser Texte und die Beschreibung der betreffenden Inschriftenträger
mußten zum Teil ältere Druckwerke, zum größeren Teil aber handschriftliche Aufzeichnungen ver-
schiedenster Qualität herangezogen werden. Es ist hier weder der Ort, diejenigen Voraussetzungen
zu untersuchen, die im 17. Jahrhundert den Anstoß zu den ersten Aufzeichnungen von Inschriften
gaben 1, noch eine Geschichte des Inschriftensammelns in München zu schreiben. Einige Bemerkun-
gen sind jedoch notwendig zur Beurteilung der Überlieferung.
Die älteste systematische Inschriftensammlung, die Grabsteinbücher des Bischofs Johann Franz
Eckher von Freising von 1693 (Cgm 2267), lassen in ihrer Beschränkung auf die Grabschriften des
Adels — „Sepulchrographia Nobilitatis“ lautet der Titel des Auszugs, den I. D. Schmidt aus Eckhers
Werk machte (Cgm 2002) - bereits dasjenige biographisch-genealogische Interesse erkennen, das
C. A. v. Vacchieri 1779 in seiner Bavaria subterranea aussprach (Cgm 3581). Daneben aber sehen
wir zur gleichen Zeit, 1699, ein umfassenderes historisches Interesse am wittelsbachischen Hof Kur-
fürst Maximilians II. Emanuel, das auf die Erfassung aller bemerkenswerten Monumente im Lande
gerichtet war (HStA. München, Franziskanerprovinz Lit. 314).
Es ist durchaus möglich, daß auf die kurfürstliche Anordnung von 1699 die bedeutendste Mün-
chener Inschriftensammlung zurückgeht, die uns im Werk des Franziskanerpaters Narziss Vogl vor-
liegt (Clm 1535, 1755-57). Aus dieser Beschreibung aller Monumente und überhaupt aller Kunst-
gegenstände des 1802 abgerissenen Münchener Franziskanerklosters können wir das gesamte Kloster
nebst Kirche mit der ganzen Ausstattung rekonstruieren. Zugleich ist Vogl der erste, der eine paläo-
graphisch genaue Wiedergabe der Inschriften anstrebte, so daß wir die Schriftarten jeweils ziemlich
sicher erkennen können.
Um die gleiche Zeit, in der Vogl arbeitete, entstanden zwei weitere wichtige Sammlungen, das
im Jahre 1704 angelegte und bis etwa 1754 fortgesetzte Totenbüchlein der Augustiner (Cgm 2945)
und die Grabschriftensammlung des Josef von Oefele aus dem Jahre 1732 (Oefeleana 44). Beide
geben die Inschriften nur in kurrenter Schrift, stellen aber dennoch einzigartige Quellen dar. Von
unschätzbarem Wert ist vor allem die Sammlung Oefeles, eines Bruders des berühmteren Andreas
Felix von Oefele, da sie sich über alle Kirchen der Stadt und der näheren Umgebung erstreckt und
hier und da auch einige allgemeinere Bemerkungen gibt.
Bei Carl Albert von Vacchieri und Lorenz von Westenrieder ist der Einfluß der Bayerischen Aka-
demie der Wissenschaften sichtbar, in deren Auftrag Vacchieri seine Bavaria subterranea sammelte
(Cgm 3581). Nach dieser Zeit setzt die handschriftliche Überlieferung fast vollständig aus. Zu er-
wähnen sind nur noch die Grabsteinbücher des Regierungskanzlisten und Diplomwappenmalers
Karl Seliger2, der eine Reihe von Grabsteinen des Franziskanerklosters abzeichnete und in mehreren
Exemplaren herstellte (Clm 1531 ff.). Erst aus den Jahren.'1935-45 lag wieder ein Manuskript vor,
das dessen Verfasserin, Frau I. Sachs-Würzberger, dankenswerterweise zur Verfügung stellte.
Von der in Frage kommenden reichhaltigen Literatur erwiesen sich als wichtigste Quellen die
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1892 und die Statistische Beschreibung des Erzbistums
München-Freising von Mayer-Westermayer, 1886. Hinzu kamen die Beschreibungen einzelner
Kirchen und Örtlichkeiten, kunsthistorische Untersuchungen bestimmter Meister oder Epochen und
ähnliche Literatur, aus der manche verlorene Inschrift gewonnen werden konnte. Bei der Erfassung
der verlorenen Inschriften bleibt natürlich angesichts des Mangels an bibliographischen Vorarbeiten
ein gewisser Unsicherheitsfaktor bestehen. Es folgt die Aufzählung im einzelnen:
Cgrn. 2267. Johann Franz Eckhers Bayerische Grabsteinbücher, vier Bände. Für uns kommen in
Frage Band I und 11. Band I ist auf der Deckelinnenseite bezeichnet: ,,Ex libris Jo. Francisci Eckhers
a Käpfing Decani Frising. a. 1693“; 141 Seiten, paginiert. Band II: 176 8 Blatt, foliiert. Inhalt:
Abzeichnungen von Grabsteinen aus verschiedenen bayerischen Orten, darunter auch München.
Die Inschriften sind kurrent wiedergegeben.
1 Hierüber vgl. man die Ausführungen von F. V. Arens in cler Einleitung der Mainzer Inschriften, S. [17] f., die
z. T. auch für das Münchener Gebiet gelten.
2 Zur Geschäftspraxis Seligers vgl. jetzt G. Nebinger, Adelsanmaßungen und Wappenfabriken, Mitt. f. d. Ar-
chivpflege in Bayern 4 (1958) 5-7.
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