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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Kloos, Rudolf M. [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 5 : Münchener Reihe ; Band 1): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises München: mit 105 Abb. , 4 Lageskizzen u. 2 Karten — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.45636#0100
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eine Entstehung „kaum nach 1470“ aus, ohne sich jedoch insbesondere mit Halm auseinander-
zusetzen. Gegen eine so frühe Datierung spricht außer den oben angeführten Gründen auch die
bereits von Halm vorgebrachte Überlegung, daß die Umgestaltung der Kaisermemorie sicher in
Zusammenhang stand mit dem Neubau der Frauenkirche, der 1468 begann und 1494 geweiht
wurde, und daß Herzog Albrecht, der Auftraggeber erst 1469 zur Regierung kam; bis zur Auf-
tragerteilung eines so wichtigen Werkes dürfte doch eine gewisse Zeit verstrichen sein. - Frühere
Datierungen: Nagler 1438; Hager um 1490; ihm folgend Kdm.; Dehio-Gall, Handbuch, 1475
bis 1480.
Die Frage nach dem Meister ist ebenso verschieden beantwortet worden wie die nach der Datierung.
Halm verteidigte die Zuweisung an Erasmus Grasser, Th. Müller, Alte bairische Bildhauer 21, und
Dehio-Gall, Handbuch 15, weisen die Platte einem unbekannten Meister zu. Herr Direktor Dr. Th.
Müller präzisierte bei einer persönlichen Rücksprache, für die ihm besonders gedankt sei, seine auf
kunsthistorischen Argumenten gründende Auffassung dahingehend, daß es sich bei der Kaiserplatte
um ein Werk handele, das im künstlerischen Nachhall des Wirkens von Nikolaus Gerhard stehe
und um 1490 zu datieren sei. Wir kommen damit auf eine Zeit, für die oben auch gewisse andere
Anhaltspunkte geltend gemacht werden konnten.

II. Das Mausoleum von 1622. Im Jahre 1622 wurde das Ilochgrab abgebaut, die Seitenteile
entfernt (seither verschollen), die Deckplatte niedriger gelegt und darüber ein Mausoleum, ,,ca-
strum doloris“, errichtet. Auftraggeber war laut Inschrift Kurfürst Maximilian L, in Ausführung
eines Wunsches seines Großvaters und seines Vaters, der Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V.
Das gesamte Mausoleum besteht aus schwarzem Marmor und Bronzeguß. Die Bedachung trägt auf
der Spitze die Kaiserkrone, zu Seiten allegorische Figuren und Genien mit Wappenschilden. An
den beiden Langseiten stehen überlebensgroße Standbilder Albrechts V. und Wilhelms V., an den
vier Ecken knien geharnischte Fahnenträger mit Stoffahnen, die die gestickten Wappen der vier
Kaiser zeigen, die (vermeintlich oder wirklich) aus dem bayerischen Herrscherhaus stammten.
Inschriften: 1. Umlaufend am Gesims des Mausoleums, Schrift Kapitalis, einzelne aufgenietete
Buchstaben aus Bronze, rechteckig profiliert. Diese Buchstaben sind nur noch teilweise original;
nach Rechnung der Glockengießer Langeneckher und Ernst vom 2. Oktober 1721 (FlStA. Mün-
chen, Frauenstift Lit. 249, f. 10f.) gossen diese 45 damals fehlende Buchstaben neu; desgleichen
goß der kurf. Stuckleutnant und Glockengießer J.L.Krauß laut Rechnung vom 3. Juni 1785
(ebenda f. 20f.) 30 fehlende Buchstaben neu. Heute fehlen wiederum etwa 20 Buchstaben. Die
originalen Buchstaben von den nachgegossenen zu unterscheiden, dürfte allerdings schwierig sein.
Inschrift 2: Am Gewandsaum Hz. Wilhelms V. befinden sich willkürliche Buchstabenzusammen-
stellungen ohne Sinnzusammenhang, teils Kapitalisbuchstaben, teils Nachahmung von Friili-
kapitalisformen, Schrift erhaben.
Inschrift 3, auf den Fahnen als Beischriften zu den Wappen, jeweils am unteren Rand in Silber
gestickt. Die Figuren der Fahnenträger gehörten ursprünglich nicht zu dem Mausoleum, sondern
stammen von dem unvollendet gebliebenen Grabdenkmal Wilhelms V. in der Michaelskirche,
siehe Nr. 539; die Fahnen jedoch sind erst für das Mausoleum gefertigt. Die Fahnen sind in Nach-
bildung des Reichsbanners fast quadratische Banner an einer mit dem Schaft verbundenen Quer-
stange ; sie zeigen beiderseitig in reicher Ornamentik den doppelköpfigen Reichsadler mit der
Kaiserkrone. Der Reichsadler trägt einen jeweils verschiedenen Herzschild mit den Wappen der
Kaiser Karl d. Gr., Ludwig d. Fr., Karl d. Dicken und Ludwig d. Bayern, sowie rückseitig ihrer
Gemahlinnen. Die drei älteren Wappen sind natürlich Phantasiewappen. Am unteren Rand je-
weils die Beischriften. (Die Karolinger galten, besonders seit der Chronik des Andreas von Regens-
burg, als Vorfahren der Wittelsbacher.)
Der Entwurf des Mausoleums stammt wohl von Hans Krümper, möglicherweise unter Beratung
Peter Candids, die Ausführung des Gusses von Dionys Frey. Nach Brinckmann S. 9 wäre auch
Hubert Gerhard am Entwurf beteiligt gewesen; doch dürften von ihm wohl nur die älteren
Fahnenträger stammen (hierzu vgl. vor allem Brinckmann, Süddeutsche Bronzebildhauer 9-12;
Dehio-Gall, Handbuch 14f.; M. Flartig, Patrona Bavariae 21).
Gesamtmaße des Mausoleums: II. 580, B. 320, L. 480, Bu. Nr. 1: 5, Nr. 2: 5, Nr. 5: 5,5 cm.
Nr. 1, am Gesims umlaufend (die 20 fehlenden Buchstaben sind nicht eigens angemerkt):
LVDOVICO. QVARTO. IMPERATORI. AVGVSTO. MAXIMILIANVS. BAV: DVX" SAG: ROM:
IMP: ELECTOR. IVBENTIB. ALBERTO. QVINTO. AVO. GVILIELMO. QVINTO. PARENTE.
POSVIT. ANNO . SAL: MDC. XXII.
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