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Koellenberger, Heinrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 8 : Heidelberger Reihe ; Band 3): Die Inschriften der Landkreise Mosbach, Buchen und Miltenberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.52966#0014
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EINLEITUNG

Inschriften an Bauwerken
Die Gruppe der Inschriften an Bauwerken umfaßt Hausinschriften, Decken- und Wandgemälde
und Inschriften auf Glasscheiben. Insgesamt sind es 154 Nummern; dazu kommen 25 Nummern,
die in die Gruppe „Bruchstücke und Initialen“ eingereiht sind und ein Nachtrag.
Als Werkstoff wurde für die Inschriften an Bauwerken überwiegend Stein gewählt, meist roter
Sandstein. Holz tritt daneben stark zurück. In der älteren Zeit wählte man für die Inschrift einen
Steinquader (z.B. Nr. 2, 10, 14, 23; zuletzt Nr. 41), oder man brachte sie im Tympanon (Nr. 8)
oder im Türsturz an (Nr. 11, 16-19). Später verwendete man dazu in der Regel ein besonderes
Werkstück: eine Steintafel, oft in der Form der Wappentafel (Nr. 26, 51, 69, 136, 137). Bei In-
schriften in Holz traten neben die Ritzung in Balken (ältestes Beispiel: Nr. 64) bald eigens gefertigte
Holztafeln (Nr. 75, 115, 118). Eine Inschrift auf einem Glockenbalken erscheint nur einmal (Nr. 58).
Im hinteren Odenwald finden sich - im Gegensatz zum Main- und Taubergrund - die ältesten
Bauinschriften nicht ausschließlich an kirchlichen Gebäuden: am Anfang stehen die Inschriften auf
Burg Wildenberg (Nr. 2-4 a), und bald folgen Bauinschriften von der Stadtbefestigung zu Milten-
berg (Nr. 10, 12). Doch überwiegen bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts die kirchlichen Inschriften,
um dann nur noch vereinzelt aufzutreten.
Die Sprache der Bauinschriften ist — mit der bedeutsamen Ausnahme der Wildenberg-In-
schriften — bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts vorwiegend lateinisch, dann fast nur noch deutsch;
wo später eine lateinische Inschrift auftaucht, handelt es sich meist um kirchliche Gebäude (Nr. 116)
oder um den Einfluß des Humanismus (Nr. 67, 68).
Die ältesten Inschriften sind kurz und nüchtern. Im 16. Jahrhundert werden sie ausführlicher,
nach 1550 oft gereimt (zuerst 1545 - Nr. 43) und durch Sprüche ergänzt, häufig religiösen Inhalts:
von der Formel „Dieser Bau steht in Gottes Hand“ (Nr. 89, 123, 125, 150) über die Bitte um
Gottes Hilfe für den Bau (Nr. 40) bis zu Bibelzitaten (Nr. 42, 48). Neben allgemeinen Lebensweis-
heiten und guten Ratschlägen (Nr. 115) und Warnungen (Nr. 81) finden sich auch Neidsprüche (Nr.
73, 124; 80, 108). 1540 erfahren wir von einem Brand und vom Zeitpunkt der Ernte (Nr. 41); vom
Kornpreis nur einmal (1656, Nr. 135).
Während bis zum Ende des 15. Jahrhunderts Inschriften an Gebäuden von Kirchen und Adel
vorherrschen, treten — vor allem von der Mitte des 16. Jahrhunderts an — in zunehmendem Maße
auch Inschriften an Häusern von Bauern und Bürgern auf. Daß zunächst das bäuerliche Element
überwiegt, mag bei den wenigen erhaltenen Stücken Zufall sein.
Schließlich seien noch einige Besonderheiten genannt: eine Inschrift an einem Leprosenfenster
(Nr. 25), an einem Sakramentshäuschen (Nr. 27), auf sechs Konsolsteinen (Nr. 37a), und zwei
Bauinschriften in der Form von Grabsteinen (Nr. 77 und 78). -
Die Decken- und Wandgemälde wurden in den meisten Fällen erst spät freigelegt und sind oft
schlecht erhalten. Die Deckenbilder befinden sich durchweg in Kirchen und stellen die Evangelisten-
symbole mit Beischriften auf Spruchbändern dar (Nr. 5b-e u. 31). Auch die Wandbilder schmücken
mit zwei Ausnahmen (Buchen, Nr. 138 und Walldürn Nr. 91a)) nur Kirchen. Ihre Themen sind
dementsprechend geistlich, nur die schlecht erhaltene Wandinschrift in Lohrbach (Nr. 98) könnte
eine Bauinschrift sein. Am bedeutendsten sind wohl die Wandbilder in der Mosbacher Stadtkirche
(Nr. 5a) und in der Kapelle auf Schloß Zwingenberg (Nr. 7), deren Beischriften ein deutsches
Glaubensbekenntnis und die Namen von Heiligen enthalten. In Bürgstadt ist die Martinskapelle mit
einer langen Serie von Bildern aus dem Alten und Neuen Testament ausgemalt, die vom 1. Buch
Mose bis zur Apostelgeschichte reichen und mit Reiminschriften versehen sind (Nr. 82). In Heinsheim
sehen wir an der Altarwand der Kirchen Bischöfe und Stifterfiguren mit ihren Wappen; die zuge-
hörigen Schriftbänder sind fast alle verblaßt (Nr. 34). Der Erhaltungszustand der übrigen Wand-
bilder ist sehr schlecht (Neudenau Nr. 5 u. 32; Schollbrunn Nr. 33; Hochhausen Nr. 667). In einem
Fall ziert eine Inschrift die Außenwand einer Kirche (Allfeld, Nr. 99). Schließlich seien noch die
Apostelbilder mit Unterschriften auf der hölzernen Brüstung der Laurentiuskapelle zu Miltenberg
 
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