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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Neumüllers-Klauser, Renate [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 12 : Heidelberger Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.52965#0020
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Lorsch sind einzelne Teile in dem heutigen Bau nachzuweisen, der im wesentlichen aus dem Ende des
15. Jahrhunderts stammt (nr. 134); im Jahre 1933 wurde der alte Bau zwar völlig umorientiert und erwei-
tert, blieb aber in seiner Substanz erhalten. Der gotische Chor wurde zur Taufkapelle. Bei der Erweiterung
wurden aus dem Fußboden alte Grabplatten aufgenommen und außen an der Südwand der Kirche auf-
gestellt; die Denkmäler im Innern haben mehrfach den Standort gewechselt, sind aber unversehrt erhalten
geblieben.
Untergegangene Kirchen und Klöster12)
Das Augustinerkloster ist zum ersten Mal 1279 urkundlich bezeugt. Es lag im Bereich des heutigen
Universitätsplatzes unmittelbar an der Stadtmauer. Die Kirche erstreckte sich parallel zum heutigen Ge-
bäude der alten Universität an der Nordseite des Platzes. Grabungen im Sommer 1912 haben den Grundriß
der Anlage genau festgestellt. Dabei wurden vor allem im Bereich des ehemaligen Kreuzgangs zahlreiche
Grabsteine gefunden und gesichert. Im 16. Jahrhundert wurde das Kloster aufgelöst, seine Gefälle gingen
mit den Gebäuden in den Besitz der Universität über; 1552 gründete Kurfürst Friedrich II. ein Sapienz-
kolleg zum Unterricht von unbemittelten jungen Leuten in den Elementarfächern als Vorbereitung für
das Universitätsstudium, dem die Klostergebäude zur Unterbringung zugewiesen wurden; die Kirche
wurde zum Auditorium der Theologen bestimmt (nr. 531). 1693 wurden Kirche und Kloster zerstört.
Älter als das Augustinerkloster war das vermutlich schon vor 1260 gegründete Franziskaner-
kloster, das ursprünglich vor den Toren der Stadt lag. 1320 wurde es auf Befehl Papst Johannes’ XXII.
in den Bereich der Stadtmauer verlegt; es lag etwa an der Stelle des heutigen Karlsplatzes. In der Kirche
wurde auf seinen eigenen Wunsch Kurfürst Friedrich der Siegreiche beigesetzt, ebenso befanden sich dort
die Grabstätte seines gleichnamigen Sohnes aus der Verbindung mit Klara Tott und das Grab der Kur-
fürstin Elisabeth von Namur, der zweiten Gemahlin Kurfürst Ruprechts I. (nr. 58, 116, 120); eine Reihe
von Inschriften blieb in kopialer Überlieferung erhalten, doch läßt sich aus dieser Zahl kaum auf den
ehemals sicher sehr reichen Bestand an Grabdenkmälern ein gültiger Schluß ziehen. 1565 wurde das
Kloster in eine Lateinschule umgewandelt, die Kirche diente zunächst noch als Pfarrkirche (neben der
Heiliggeistkirche und der Peterskirche), bis sie 1590 ebenfalls für Zwecke der Schule hergerichtet wurde
(nr. 431).
Das Dominikanerkloster wurde 1476 unter Kurfürst Friedrich dem Siegreichen in der Vorstadt,
etwa an der Stelle des heutigen pharmakologischen Instituts der Universität in der Hauptstraße, gegründet,
der Überlieferung nach von Albertus Medclein, einem Vikar der Heiliggeistkirche, der auch in der Do-
minikanerkirche bestattet wurde (nr. 140). Wie weit seine Beteiligung tatsächlich reicht, ist fraglich, da
nach sicherem Zeugnis der Kurfürst als Gründer des Klosters und großherziger Stifter anzusehen ist. Bei
Adamus sind mehrere Inschriften aus dem Kloster überliefert; zwei im Original erhaltene Grabsteine,
die auf dem angrenzenden Gelände gefunden wurden, haben wahrscheinlich früher in der Kirche oder im
angrenzenden Kreuzgang gestanden (nr. 153, 187). Die Gebäude des Klosters wurden in der Reformation
in ein Spital umgewandelt, die Kirche stand noch bis zum Jahre 1861.
Aus der St. Jakobuskirche in der östlichen Vorstadt sind keine inschriftlichen Zeugnisse erhalten,
sie war bereits zur Zeit der Reformation verlassen und baufällig.
Die St. Annenkapelle im Südwesten der Vorstadt (etwa im Bereich des Gartengeländes des Hotels
„Europäischer Hof“) lag inmitten eines Friedhofs, ihre Erbauungszeit ist unbekannt. Adamus überliefert
einige Grabinschriften angesehener Heidelberger Bürger, die in der Kapelle bestattet waren; ein Kinder-
grabstein, der sich heute im Kurpfälzischen Museum befindet, könnte - dem Fundort nach - ebenfalls
aus der St. Annenkapelle oder vom St. Annenkirchhof stammen (nr. 334).
Die Klöster auf dem Heiligenberg
Um 870 erbaute Abt Dietrich von Lorsch auf dem Heiligenberg (Aberinesberg), einem Ausläufer der
Odenwaldhöhen über dem Neckar, eine Kirche zu Ehren des heiligen Michael. Der Berg war vermutlich
schon seit der Steinzeit Kultstätte, sicher aber zu römischer Zeit Heiligtum einer einheimischen Gottheit.
Durch Schenkungen von Gütern in der Umgebung mehrte sich der Besitz der von Lorsch abhängigen
Kirche, zu der bald eine klösterliche Niederlassung kam, die unter Abt Reginbald von Lorsch (1018-1032)
zur Propstei erhoben wurde. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts errichtete der Diakon Arnold unweit vom
Michaelskloster auf dem vorderen Gipfel des Heiligenbergs eine zweite, kleinere Kirche, die zu Ehren
des heiligen Stephan geweiht wurde; das zugehörige Kloster bot Raum für etwa zehn Mönche. Beide

12) Hier werden nur die vor 1650 errichteten kirchlichen Bauten erwähnt, die für diese Edition bedeutsam sind.
Für die Literatur ist durchgehend das Literaturverzeichnis heranzuziehen.

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