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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Neumüllers-Klauser, Renate [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 12 : Heidelberger Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.52965#0021
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Klöster gingen mit dem Mutterkloster Lorsch im 13.Jahrhundert an den Prämonstratenserorden über.
Die heute noch erhaltenen Ruinen des Michaelsklosters - wenig mehr als die Fundamente der Kirche mit
den Säulenbasen des Langschiffs, die Reste des nördlichen Westturms und die teilweise noch mannshohen
Mauern des Kreuzgangs - zeugen von dem Umbau der karolingischen Kirche und den unter Abt Regin-
bald errichteten Klosterbauten (1886 freigelegt). Vom Stephanskloster wurde 1932 durch Grabungen der
Grundriß der Kirche und des südlich anschließenden Klostergebäudes freigelegt. Der frühe Niedergang
beider Klöster und ihr völliger Verfall seit der Reformation, als die Bauten von der Bevölkerung als
Steinbruch genutzt wurden, sind wahrscheinlich die Ursache dafür, daß aus den beiden Klöstern nur eine
einzige Inschrift im Original erhalten blieb; sie wurde 1932 im Bereich des Stephansklosters gefunden
(nr. 1 a). Auch die schriftliche Überlieferung ist äußerst karg, sie beschränkt sich auf unzusammenhängende
und fragmentarische Aussagen über aufgefundene Inschriften. Offenbar war in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts, als das Interesse für die Aufzeichnung inschriftlicher Quellen erwachte, die Zerstörung
der beiden Klöster schon so weit fortgeschritten, daß nennenswerte Inschriften nicht mehr aufzufinden
waren.
Die Schloßbauten
Eine Burg an der Stelle der heutigen Schloßanlage auf dem Jettenbühl wird 1303 zum ersten Mal
urkundlich erwähnt, sie muß also spätestens im ausgehenden 13.Jahrhundert errichtet worden sein.
Von den älteren Bauten ist außer einigen Mauerzügen, die unter den Palastbauten des 15. und 16. Jahr-
hunderts nachgewiesen wurden, nichts mehr erhalten. Das älteste Wohngebäude des Schlosses ist heute
der Ruprechtsbau, der sich im Süden und Westen an die ehemalige Zwingmauer anlehnt. Das massive
Erdgeschoß aus Bruchsteinen stammt noch aus der Erbauungszeit (um 1400), als Baumeister ist wahr-
scheinlich Madern Gertener aus Frankfurt anzusehen. Unter Ludwig V. wurden statt des wohl ursprüng-
lich aus Fachwerk bestehenden Obergeschosses steinerne Obergeschosse und ein neuer Treppenturm hin-
zugefügt. Eine (erneuerte) Steintafel, die Kurfürst Friedrich II. anbringen ließ, weist auf diese Baugeschichte
hin (nr. 247). In den Ruprechtsbau wurde der an sich für den Gläsernen Saalbau Friedrichs II. bestimmte
Sandsteinkamin versetzt, dessen Inschriften und Wappen nur noch sehr fragmentarisch erhalten sind
(nr. 248). Von den ausgedehnten Bauten Kurfürst Ludwigs V. sind keine inschriftlichen Zeugnisse über-
liefert; sein Interesse galt vorwiegend dem Ausbau des Schlosses als Festung. Repräsentationsbauten, die
zu dekorativem Schmuck und damit zur Anbringung von Inschriften Gelegenheit boten, errichteten erst
wieder Friedrich II. mit dem 1547 begonnenen Gläsernen Saalbau im Nordosten des Schloßhofs und Kur-
fürst Ottheinrich, der an der Ostfront seinem Palast die großartigste Renaissancefassade nördlich der Alpen
gab. Das Erdgeschoß des Gläsernen Saalbaues schmücken Wappenmedaillons Kurfürst Friedrichs II. und
seiner Gemahlin Dorothea, die vielleicht Conrad Forster aus Amberg schuf (nr. 260), während die In-
schrifttafel des Ottheinrichsbaues mit der Wappentafel ebenso wie der figürliche Schmuck der Fassade
wohl als Werk des niederländischen Meisters Alexander Colin oder seiner Werkstatt anzusprechen sind
(nr. 290-292). Unter Kurfürst Friedrich IV. wurde in den Jahren 1601/07 durch den Straßburger Bau-
meister Johannes Schoch im Norden des Schloßhofes ein weiterer großer Wohnbau mit Kapelle errichtet,
den Sebastian Götz aus Chur mit den überlebensgroßen Standbildern derWittelsbacher Fürsten schmückte.
Die Beischriften der Statuen sind von der gleichen Werkstätte ausgeführt, die auch die Bauinschnften am
Friedrichsbau und an dem durch Ludwig V. errichteten, durch Kurfürst Friedrich V. weitgehend umgebau-
ten Dicken Turm an der Westseite des Schlosses meißelte (nr. 565-567, 600). Unter Friedrich V. entstanden
in den Schloßanlagen das Elisabethentor - einem antiken Triumphtor nachgebildet - und die heute weit-
gehend zerstörten Zierarchitekturen des Hortus Palatinus, von denen auf zeitgenössischen Abbildungen
auch Inschriften überliefert sind (nr. 594, 601, 602). Im Dreißigjährigen Krieg waren die Zerstörungen
an den Schloßbauten relativ geringfügig. Erst die Verwüstung der Pfalz durch französische Truppen im
Mai 1693 führte zur Sprengung der Befestigungsanlagen und zum fortschreitenden Verfall des Residenz-
schlosses.
Der Landkreis Heidelberg
Der Bereich des Landkreises Heidelberg besteht in den heutigen Grenzen erst seit 1939, als der damalige
Amtsbezirk Heidelberg (vor 1864 Oberamt) in den Stadt- und Landkreis Heidelberg gegliedert wurde13).
Er wurde im wesentlichen aus den früheren Amtsbezirken Heidelberg, Wiesloch, dem nördlichen Teil
des Amtsbezirks Eberbach und dem nördlichen Teil des Bezirksamts Neckargemünd gebildet. Im Norden
ist die Grenze des Landkreises gleichzeitig Grenze des Landes Baden-Württemberg gegen Hessen, im

13) Vgl. ausführlich Amtl. Kreisbeschreibung I 241-249 (mit Karte).
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II DI 12, HR 4
 
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