Metadaten

Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]; Neumüllers-Klauser, Renate [Oth.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 12 : Heidelberger Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1970

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52965#0022
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Osten grenzen die Landkreise Buchen, Mosbach und Sinsheim, im Süden und Westen die Kreise Bruchsal
und Mannheim an den Kreis Heidelberg.
Im südlichen Teil des Landkreises liegen die ehemals bischöflich-speyerischen Dörfer des Amtes
Rotenberg (u. a. Rotenberg, Rauenberg, St. Leon, Rot, Malsch, Mühlhausen) und die kleineren Besitzun-
gen des niederen Adels Gauangelloch, Schatthausen, Mauer und Mönchzell, die erst durch die großen
Gebietsveränderungen des Jahres 1803 ihre ursprüngliche Herrschaftszugehörigkeit verloren. Der größere
Teil des Kreisgebietes war kurpfälzisches Territorium. Die früheren Herrschaftsverhältnisse lassen sich
auch an den inschriftlichen Zeugnissen noch nachweisen, so etwa an den Bauinschriften der Burg Roten-
berg (nr. 237, 244, 252) und an den Grabsteinen der Familien von Bettendorff in Gauangelloch (nr. 354,
571, 588), der Gabel von Obrigheim in Schatthausen (nr. 48, 75), der Nippenburg und Fechenbach in
Mauer (nr. 92, 481). Im ehemals kurpfälzischen Territorium liegt im oberen Steinachtal das 1142 durch
Bischof Burchard von Worms gegründete Zisterzienserklostcr Schönau, das noch im Verlauf des 12. Jahr-
hunderts unter pfälzische Schirmherrschaft kam; es wurde Hauskloster der pfälzischen Wittelsbacher und
Grablege seiner ersten Regenten und des in der Umgebung begüterten Adels (nr. 8, 65; 33, 34, 44, 45,
52, 59, 61, 62 u.a.). Reiche Schenkungen und systematische Besitzpohtik machten Schönau zu einem vor
allem in der Rheinebene reich begüterten Kloster. In der Reformation wurde das Kloster aufgelöst und
einem weltlichen Pfleger unterstellt; das Klostcrgut war seitdem ein Bestandteil der pfälzischen geistlichen
Administration. Von den Klostergebäuden blieb lediglich das Herrenrefektorium noch im alten Zustand
erhalten, zahlreiche Inschriften aus dem Klosterbereich finden sich heute im Dorf Schönau zerstreut14).
Das 1152 errichtete Augustinerchorherrenstift Lob enfeld wurde nach 1200 in ein Frauenkloster umgewan-
dclt, vor 1326 fand die Zisterzienserregel Eingang. Die Klostergüter wurden in der Reformation ein-
gezogen und als Schaffnei Lobenfcld der geistlichen Administration unterstellt. Chor und Querschiff der
Kirche blieben erhalten, ein Freskenzyklus aus dem 13.Jahrhundert wurde 1910 freigelegt (nr. 29). Zwei
Abtissinnengrabsteine wurden bei Grabungen wieder auf gefunden (nr. 24, 50). Von der ehemaligen Ell-
wanger PropsteiWiesenbach bei Neckargemünd haben sich keine baulichen Reste mehr erhalten, die
inschriftliche Überlieferung ist unsicher und fragmentarisch, jedoch ist das Fragment einer Grabplatte
mit Sicherheit in das 9.Jahrhundert zu datieren (nr. 1). Das Kloster Neuburg unweit von Heidelberg
geht auf die Stiftung einer Burgniederlassung des Adligen Anshelm an Kloster Lorsch zurück; 1144 wurde
für die neu gegründete Propstei ein päpstlicher Schutzbrief ausgestellt. Das Kloster wurde 1195 in eine
Benediktinerinnen-Abtei umgewandelt, in der zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Zisterzienserregel Ein-
gang fand. Das Kloster bestand bis zur Regierungszeit Kurfürst Ottheinrichs, die letzte Äbtissin war die
Pfalzgräfin Brigitte aus dem Hause Simmern-Sponheim (nr. 300). Die Klostergebäude und die Kirche
sind, wenn auch in vielfach veränderter Gestalt, erhalten geblieben, ebenso Bauinschriften (nr. 123, 135)
und Grabsteine. Im 19. Jahrhundert war das Kloster im Besitz des Rates Johann Friedrich Schlosser, der als
großer Kunstsammler zahlreiche Architekturbruchstücke u. a. aus dem Wormser Dom erwarb und nach
Neuburg brachte (nr. 136, 141, 146)15). Heute ist das Kloster wieder eine Benediktinerabtei der Beuroner
Kongregation. - Die kurpfälzischen Orte des Landkreises Heidelberg teilten mit der Residenzstadt Heidel-
berg deren Schicksale: mehrfachen Religionswechsel, Bildersturm und die Verheerungen des Dreißig-
jährigen Krieges und des Orleans’schen Krieges. Das erklärt die vielerorts sehr spärlich und fast zufällig
wirkende Inschriftenüberlieferung, die vor allem für Orte wie Eberbach auffällig erscheinen muß; da
sich in den kleineren Orten des Landkreises auch kein Sammler für die Texte der Inschriften interessierte,
läßt sich das Verlorene nicht mit Hilfe kopialer Überlieferung ergänzen. Die hier vorgelegten Quellen-
texte sind daher mit Sicherheit nur ein Teil des ehemals im Landkreis vorhandenen Inschriftengutes.
3. Die nichtoriginale Inschriftenüberlieferung
Von den in diesem Bande veröffentlichten Inschriften sind 311 nicht mehr im Original erhalten und
nur aus der literarischen Überlieferung in handschriftlichen oder gedruckten Quellen bekannt. Die Gründe
für den Untergang der Denkmäler sind vielfältig. Zu den natürlichen Verlusten durch Verwitterung der
Steindenkmäler kamen die Katastrophen des Bildersturms im 16. Jahrhundert, des Dreißigjährigen Krieges
und des Orleans’schen Krieges. Dabei ist anzunehmen, daß von den durch direkte Kriegshandlungen zer-
störten Inschriftträgern eine größere Anzahl aus Metall - meist wohl Bronze - angefertigt war, das beson-
ders in Kriegszeiten als kostbares Rohmaterial feindliche Beutegier reizte. Anders ist es kaum erklärlich,
daß metallene Grabtafcln und Epitaphien - bis auf eine Ausnahme - in Heidelberg völlig fehlen. Für diese

14) Die Zerstreuung von Inschriften und Architekturbruchstücken ist am Beispiel von Schönau besonders
augenfällig; vgl. die Inschriften nr. 36, 59, 71. Mit neuen Funden muß immer noch gerechnet werden.
15) O.Dammann, J.F.H. Schlosser auf Stift Neuburg und sein Kreis. Heidelberg 1934.

XVI
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften