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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Neumüllers-Klauser, Renate [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 12 : Heidelberger Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.52965#0041
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Schönau, ehern. Kloster

Quaderstein mit Stiftungsinschrift. Heute eingemauert im Wirtschaftsgebäude des Forstamtes (obere
Gasse 23). Roter Sandstein. Der ursprüngliche Standort des Steines ist nicht mehr nachzuweisen, ver-
mutlich war er innerhalb der Kirche angebracht. 1751 spricht Wickenburg von einer „columna fracta
arcis ecclesiae“, an der er die Inschrift gesehen habe1). Widder und andere Autoren des beginnenden
19. Jahihunderts bestätigen diese Angabe, sie sahen die Inschrift an einem der Pfeiler des noch stehenden
Kirchentorbogens2), währendWürdtwein sie an einer „columna quaedam prope chori rudera“ befindlich
angibt3).


Der Stein besteht aus zwei Teilen, die Fuge offenbar bei Versetzungen entstanden, kein Schriftverlust.
H. 46, B. 97, Bu. 2,5-3 cm- Gotische Majuskel.
LARGA • JHV • X • FIDELIV • NOB • Ea) • PIE/TATE • PVISV • UT • ALTARIA •
NOST1 ’”) MONA/STERII • OIA • CANDELIS • AD • MISSAS • ARSVRIS •
PPETVO • DECORENT • ET • HIEMIS • TPE / CÄDELABRO • ALTARIS •
GL’ OSE • MARIED DUO • LV/MINA • AFFIGANT • LÄPAS • Q30 c) E9DE •
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TEM’ATOR / IG • H9 • REI • ANATHEMA • SIT • I • DIE • DNI • JHU XPI +
Larga Jhesu Christi fidelium nobis est pie / täte provisum ut altaria nostri monasterii omnia candelis ad missas arsu / ris perpetuo
decorentur et hiemis tempore / candelabro altaris gloriose Marie duo lu / mina affigantur. Lampas quoque eiusdem in matu-
tinis / et semper ardebit nec ullatenus extinquetur. Teme rator / igitur huius rei anathema sit in die domini Jhesu Christi.
Durch die große Frömmigkeit der Gläubigen Jesu Christi ist für uns Vorsorge getroffen, daß alle Altäre unseres Klosters auf
ewige Zeiten mit brennenden Kerzen geschmückt werden, und daß zur Winterszeit auf dem Leuchter am Altar der glorreichen
Jungfrau zwei Kerzen aufgesteckt werden. Dieses Licht aber soll von der Matutin an ständig brennen und niemals ausgelöscht
werden. Wer aber dieser Bestimmung zuwiderhandelt, sei im Bann bis zum Tage des Herrn Jesu Christi.
Die Schrift des Steins fällt auf durch ihre sehr sorgfältige und dekorative Ausführung, die ganz offensicht-
lich den Zweck hatte, einer Stiftung, die man der Verewigung in Stein für wert hielt, auch durch eine
besonders auffallende Schrift auszuzeichnen. Hervorzuheben sind die zahlreichen Doppelstriche, die viel-
fach den Charakter bloßer Zierstriche (bei den unzialen Formen des M und N) annehmen. Die Schrift
ist sehr stark gekürzt. Sie zeigt für viele Buchstaben nebeneinander die unziale und die kapitale Form,
so für E, H, L, M, N, T und U. Auch A und I erscheinen in voneinander abweichenden Formen.
Die allgemeine Datierung in die Zeit vom 2.Drittel des 13. bis zum ausgehenden 14. Jahrhundert läßt sich
durch den Vergleich mit einer datierten Grabplatte aus Schönau von 1290 stärker einengen: die Schrift

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