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Neumüllers-Klauser, Renate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 12 : Heidelberger Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.52965#0046
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25 t Wiesenbach, ehern. Benediktinerpropstei 13.Jh.

Tumba (?) der Heiligen Mam(m)as und Benignus. Nach Widmann links vom Altar an der Wand, Inschrift
auf der Tumbaplatte. Früher im Hochaltar.
MAMMEN) CVM SANCTO PRO NOBIS ORA BENIGNO
ET SIMVL HERODIS TRVCIDATI TEMPORE TESTES.
Bitte für uns, (heiliger) Mammas. mit dem heiligen Benignus und zugleich ihr zur Zeit des Herodes dahingemetzelten Blut-
zeugen.
Die Inschrift kann nach ihrem historischen Gehalt nicht unbestritten bleiben. Die genannten Märtyrer
sollen unter Aurelian gestorben sein; Widmann setzt sie jedoch in Verbindung zu Herodes, weil er den
Hinweis auf die „sancti mnocentes“ offenbar falsch verstand1).
Anderseits ist es unwahrscheinlich, daß die Inschrift eine freie Erfindung Widmanns ist, wenn auch die
singuläre Überlieferung merkwürdig erscheint. Die Form der Inschrift - leoninische Hexameter, aller-
dings nicht ganz exakt - paßt in das 12. oder 13.Jahrhundert, mithin in die Zeit, da die Propstei des
Klosters Ellwangen inWiesenbach gegründet wurde2). Die Existenz einer Klosterkirche an der Stelle des
heutigen katholischen Gotteshauses ist bezeugt; sie wurde erst 1660 abgerissen, Widmann kann sie also
während seiner Heidelberger Studienzeit gesehen haben3).
Nach einem Bericht der Vita Annonis besaß aber das Kloster Ellwangen im 11. Jahrhundert Benignus-
Reliquien, mit ihnen wahrscheinlich auch Reliquien des heiligen Manamas4). Es wäre also durchaus denk-
bar, daß das Mutterkloster seine Propstei bei der Gründung mit Reliquien der genannten Heiligen5)
ausstattete, die zunächst im Hochaltar beschlossen wurden und später in eine regelrechte Tumba um-
gebettet wurden.

a) Das E vermutlich verlesen für A.
Ü „Ursach der stifftung solches closters ist, dasz denn Stifflern geben worden seind die leiber zweyer martirer, st. Mammae
und Benigni, welche zu den zeithen Herodis gemarttert in dem hohen altar zu Wiesenbach beschloszen, aber nun bey solchem
altar zur linckhen seithen an der mauer in einen stainen saarg begraben liegen, ut welchen saarg diese nachfolgende zween
vers gehauwen sein“; Widmann, Chronica 200. - Zu den „Unschuldigen Kindern“ und ihrem Patronat vgl. LThK.2X
(1965) 521.
2) Vgl. dazu AmtlKreisbeschreibung II 986; Widder I 366. Ferner Beschreibung des Oberamts Ellwangen. Stuttgart 1886,
S. 488, Anm. 1.
3) AmtlKreisbeschreibung II 986. - Widmann studierte zu Beginn des 16.Jahrhunderts in Heidelberg; Toepke I 438.
4) Vgl. Vita Annonis, in: MGSS. XI 482 sqq. Hier wird berichtet, daß Anno mit dem Abt des Klosters Ellwangen auf einer
Synode zu Bamberg (1072) zusammentraf, von ihm erfuhr, daß man Reliquien der Heiligen Benignus, Mamertus und der
„heiligen Drillinge“ von Langres (Speusippos, Eleusippos und Meleusippos) besitze und sich von ihm Reliquien des heiligen
Benignus erbat. - Mamertus wird hier (wie öfter) wahrscheinlich mit Ma(m)as verwechselt. Vgl. AASS. Aug. III p. 434;
LThK.2 VI (1961) 1339. Zu Benignus AASS. Nov. I 134 sqq.; LThK.2 II (1958) 203!".
5) WennWidmann schreibt: „die leiber zweyer martirer“, so ist das nicht unbedingt wörtlich zu verstehen. Nach der mittel-
alterlichen Vorstellung trat der Teil für das Ganze ein, so daß sehr oft „corpora“ für Einzelreliquien gebraucht wird.
Widmann, Chronica 200.

26 f

Schönau, ehern. Klosterkirche

13.Jh.

Tympanon eines Kirchenportals (Fragment), angeblich des vom Kreuzgang in das südliche Querhaus
führenden Portals1). Heute verschollen; 1913 befand sich der Stern in der Schönauer Altertumssammlung,
1915 als Banksitz vor dem Hause Rathausstraße 17. Erhalten war damals ein Fragment einer halbkreis-
förmigen Platte, die etwa eine Basisbreite von 205 cm gehabt haben müßte. Das Innenfeld war glatt und
schmucklos, auf dem erhöhten Rand lief die Inschrift um, offenbar links beginnend und den Halbkreis
umlaufend, Fortsetzung am Basisrand.
H. 60, B. 143 cm. - Kapitalis.
[ SERERE NOBIS.) [SANCTA] TRINITAS WNVS') DEVS MISERERE NOBIS
Nach der fast vollständig erhaltenen Anrufung auf dem Basisrand läßt sich mit einiger Sicherheit anneh-
men, daß auf dem Bogenrand die drei vorhergehenden Anrufungen „Pater de caelis Deus. Fili, redemptor

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