104
Eberbach, Hof des Rathauses
1460?
Fragment eines Grabsteins. Erhalten ist der obere Teil der Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift
zwischen Linien. Die sehr ungelenke und unregelmäßige Schrift ist stark verwittert. Die Jahreszahl könnte
sich auf dem heute fehlenden Teil noch fortgesetzt haben, jedoch wäre dann der Abstand zwischen Zeh-
nern und Einern ungewöhnlich groß.
H. 56, B. 127, Bu. 9,5 cm.
Anno dmni m cccc / lx[.]
Schluß der linken Leiste [Jpace
105 t
Heidelberg, ehern. St. Anna-Friedhof
1462
Grabstein einer Priorin (?), angeblich 1714 auf dem ehemaligen St. Annen-Friedhof gefunden.
Inschrift nach Würdtwein.
Hier liegt begraben die Ehrwürdige Mutter und Stifterin des H. Ordens S. Catharinae ad
Siena, welche ein Beschützerin 30. Jungfrauen sowohl adelichen als unadelichen gewesen, auch
reich an Tugenten. Gott wolle ihre Seel zum ewigen Leben begleiten. Ano 1462. den 9. Martii,
ihres Alters im 82. Jahr, hat regiert 46. Jahr.
Die Inschrift erweist sich durch ihre Diktion und die weiteren Umstände als fragwürdig. Von einem
Kloster der Dominikanerinnen als Vorgänger des 1724 gegründeten Klosters der weißen Dominikaner-
Nonnen ist nichts bekannt. Würdtwein leitet den Text des Grabsteins folgendermaßen ein: „Dass die
Jungfrauen der 3 den Regel S. Dommici schon länger als 360 Jahre zu Heidelberg eine Kirch und Kloster
gehabt, aber durch die Ketzer vertrieben worden, und hat der JungfrauenWohnung nach Aussag vieler
noch lebenden Leuthen gestanden in der Vorstadt unweit S.Ana Kapell und Lazareth welchen Platz...
Auch sind ihnen genomen worden ihre liegenden Güter, die man noch heutigen Tages S. Catharinae
freygüter nennt und von zerschiedenen Bürgern bestandweiß gebauet werden. Man hat auch noch 1714.
den 20. Juni auf einem grabstein ad S.Anam gefunden“...1)
Vielleicht bezieht sich die Inschrift auf einen Grabstein des 18. Jahrhunderts; das 1724 gegründete Domini-
kanerinnen-Kloster lag etwa an der Stelle der heutigen altkatholischen Kirche, an sich also zu weit von
dem St. Anna-Friedhof entfernt, als daß sich eine Beziehung zwischen angeblichem Fundort und der
Klostergründung von 1724 herstellen ließe. In der von Würdtwein überlieferten Form kann jedenfalls
die Inschrift niemals existiert haben.
x) Würdtwein, MonWorm. II 296 v. - Vgl. auch Mone, Quellensammlung IV 61, der ebenfalls bereits Bedenken anmeldet. -
E. Vierneisel, Der Heidelberger St. Annenkirchhof u. seine Stifterin Anna, in: Ruperto-Carola 45 (1968) 54ff., insbes. 59 f.
Würdtwein, MonWorm. II 296 v (UB Heidelberg, Hd. Hs. 130,2).
106 f
Heidelberg, Kurpfälzisches Museum
1463
Grabstein des Winrich Dymar. Der Stein stammt aus dem Kloster Schönau, wo er 1893 bei der Erbauung
eines Hauses aufgefunden wurde. Er war damals bereits in mehrere Teile zerbrochen und wurde nach
Heidelberg in die Städtischen Sammlungen verbracht, wo er sich noch 1913 befand. Heute nicht mehr
auffindbar. Der Grabstein war in gotischer Minuskel beschriftet.
Inschrift nach KdmBaden.
+ Anno • dni • m° • cccc0 • Ixiii0 ♦ vii° • idus • maii • 0 • dns • wynric9 • dymari •
de • heydelb’ga • laurecian9 • tnaio[r]a} • ecclesie • spirensis
Datum: 9. Mai.
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Eberbach, Hof des Rathauses
1460?
Fragment eines Grabsteins. Erhalten ist der obere Teil der Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift
zwischen Linien. Die sehr ungelenke und unregelmäßige Schrift ist stark verwittert. Die Jahreszahl könnte
sich auf dem heute fehlenden Teil noch fortgesetzt haben, jedoch wäre dann der Abstand zwischen Zeh-
nern und Einern ungewöhnlich groß.
H. 56, B. 127, Bu. 9,5 cm.
Anno dmni m cccc / lx[.]
Schluß der linken Leiste [Jpace
105 t
Heidelberg, ehern. St. Anna-Friedhof
1462
Grabstein einer Priorin (?), angeblich 1714 auf dem ehemaligen St. Annen-Friedhof gefunden.
Inschrift nach Würdtwein.
Hier liegt begraben die Ehrwürdige Mutter und Stifterin des H. Ordens S. Catharinae ad
Siena, welche ein Beschützerin 30. Jungfrauen sowohl adelichen als unadelichen gewesen, auch
reich an Tugenten. Gott wolle ihre Seel zum ewigen Leben begleiten. Ano 1462. den 9. Martii,
ihres Alters im 82. Jahr, hat regiert 46. Jahr.
Die Inschrift erweist sich durch ihre Diktion und die weiteren Umstände als fragwürdig. Von einem
Kloster der Dominikanerinnen als Vorgänger des 1724 gegründeten Klosters der weißen Dominikaner-
Nonnen ist nichts bekannt. Würdtwein leitet den Text des Grabsteins folgendermaßen ein: „Dass die
Jungfrauen der 3 den Regel S. Dommici schon länger als 360 Jahre zu Heidelberg eine Kirch und Kloster
gehabt, aber durch die Ketzer vertrieben worden, und hat der JungfrauenWohnung nach Aussag vieler
noch lebenden Leuthen gestanden in der Vorstadt unweit S.Ana Kapell und Lazareth welchen Platz...
Auch sind ihnen genomen worden ihre liegenden Güter, die man noch heutigen Tages S. Catharinae
freygüter nennt und von zerschiedenen Bürgern bestandweiß gebauet werden. Man hat auch noch 1714.
den 20. Juni auf einem grabstein ad S.Anam gefunden“...1)
Vielleicht bezieht sich die Inschrift auf einen Grabstein des 18. Jahrhunderts; das 1724 gegründete Domini-
kanerinnen-Kloster lag etwa an der Stelle der heutigen altkatholischen Kirche, an sich also zu weit von
dem St. Anna-Friedhof entfernt, als daß sich eine Beziehung zwischen angeblichem Fundort und der
Klostergründung von 1724 herstellen ließe. In der von Würdtwein überlieferten Form kann jedenfalls
die Inschrift niemals existiert haben.
x) Würdtwein, MonWorm. II 296 v. - Vgl. auch Mone, Quellensammlung IV 61, der ebenfalls bereits Bedenken anmeldet. -
E. Vierneisel, Der Heidelberger St. Annenkirchhof u. seine Stifterin Anna, in: Ruperto-Carola 45 (1968) 54ff., insbes. 59 f.
Würdtwein, MonWorm. II 296 v (UB Heidelberg, Hd. Hs. 130,2).
106 f
Heidelberg, Kurpfälzisches Museum
1463
Grabstein des Winrich Dymar. Der Stein stammt aus dem Kloster Schönau, wo er 1893 bei der Erbauung
eines Hauses aufgefunden wurde. Er war damals bereits in mehrere Teile zerbrochen und wurde nach
Heidelberg in die Städtischen Sammlungen verbracht, wo er sich noch 1913 befand. Heute nicht mehr
auffindbar. Der Grabstein war in gotischer Minuskel beschriftet.
Inschrift nach KdmBaden.
+ Anno • dni • m° • cccc0 • Ixiii0 ♦ vii° • idus • maii • 0 • dns • wynric9 • dymari •
de • heydelb’ga • laurecian9 • tnaio[r]a} • ecclesie • spirensis
Datum: 9. Mai.
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