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Zahn, Peter [Editor]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 13 : Münchener Reihe ; Band 3): Die Inschriften der Friedhöfe St. Johannis, St. Rochus und Wöhrd zu Nürnberg (Teilbd. 1: bis zum Jahre 1580) — München: Druckenmüller, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.45637#0012
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2. Historischer Überblick

Die St. Johanniskirche
Der heutige Bau, ein einschiffiges flachgedecktes Langhaus mit gewölbtem Chor und dem charakteri-
stischen kurzen Dachreiter auf dem Satteldach, hat seine Gestalt im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts
erhalten1). Er ist aus einer Kapelle entstanden, welche für eines der vier Leprosenhäuser errichtet worden
war, die vor der Stadt an den wichtigsten Ausfallstraßen lagen. Das Leprosenhaus von St. Johannis, an der
Würzburg-Frankfurter Straße gelegen, etwa 700 m westlich der letzen Stadtmauer über dem Nordufer
der Pegnitz, wird in einer Urkunde König Heinrichs (VII.) im Jahre 1234 zum ersten Male erwähnt2).
Da nach dem Laterankonzil von 1179 die Siechenhäuser allgemein mit einer Kapelle versehen sein
durften und damit einen Kirchhof haben konnten3), ist der Angabe Glauben zu schenken, daß bereits um
1250 eine kleine Kapelle und in ihrer unmittelbaren Nähe ein dazugehöriger Friedhof bestand4). Papst
Gregor IX. hatte zuvor im Jahre 1238 dem Bischof von Bamberg die Erlaubnis zur Errichtung eines Kirch-
hofs bei den Sondersiechen zu Nürnberg erteilt5). Im Jahre 1317 ist bereits von einer Kirche die Rede,
als Königin Elisabeth, die Witwe Albrechts II., dem Siechkobel Grundstücke stiftete, aus deren Ertrag der
Pfarrer von St. Sebald für 3 Pfund Heller jährlich durch einen seiner Kapläne in St. Johannis eine Messe
lesen lassen mußte6). Die Pfarrechte blieben übrigens bis ins 19. Jahrhundert bei St.Sebald.
Eine angebliche Erneuerung der Kirche durch die Familie Tetzel wird für das Jahr 1323 berichtet7).
Archivalisch bezeugt ist jedoch erst die Weihe des heutigen Chors im Mai oder Juni 13778) und aus den
Stadtrechnungen die Fertigstellung des Langhauses und dessen Weihe im September 1395 9). Die Sakristei
an der Südseite des Chors wurde 1446 angebaut10), Restaurierungen sind von 1683/84 bekannt - aus dieser
Zeit stammt die doppelgeschossige Holzempore -, weiter von 1834 unter K. A.Heideloff, und von 1870.
Bei der letzten grundlegenden Instandsetzung von 1905 wurde die Sakristei nach Westen erweitert, die
Emporentreppe im Westen angebaut und der Dachreiter erneuert11). Nach 1945 mußte die westliche
Giebelwand neu aufgeführt werden. Die Restaurierung von 1970/71 hat den barocken Zustand des Innen-
raums von 1684 wieder hergestellt und den Sandstein außen mit einem roten Bolusanstrich versehen.
Die Holzschuherkapelle
Die Kapelle, ein runder Zentralbau aus Sandsteinquadern mit östlichem Halbrundchor und Rundbogen-
portal im Westen12), ist bekannt durch die Adam Kraftsche Grablegung in der Nische der inneren Süd-
wand. Sie ist erst seit 1592 gänzlich in den Friedhof einbezogen. Im Jahre 1395 wurde sie als Stephanus-
kapelle gleichzeitig mit dem Langhaus der Johanniskirche geweiht13). Auf einem Aquarell Albrecht Dürers
von 1494 bzw. 1505 14) steht sie noch als kleiner quadratischer Bau mit spitzem Dach in der Siidostecke
des damaligen Friedhofs, die Süd- und Ostwand mit der Friedhofsmauer bündig.
Wenig später, vor dem Jahr 1505, stiftete der Bamberger Ritter Heinrich Marschalk von Rauheneck
sieben Kreuzwegstationen, die von Adam Kraft und seinen Gesellen 1505/08 geschaffen und vom Tier-
gärtnertor aus bis zum Johannisfriedhof aufgestellt wurden15). Die Texte ihrer Inschriften sind weitgehend

x) Zur Baubeschreibung vgl. Kunstdenkmale X S. 285.
2) Nürnberger Urkundenbuch Nr. 260 (1234 August 30).
3) H.Derwein, Geschichte der christlichen Friedhöfe in Deutschland S. 97.
4) A.Nagel, Der St. Johanniskirchhof, in: Kirchliches Monatsblatt der evang.-luth. Gemeinde St. Johannis-
Nürnberg, Okt. 1928 S. 2.
5) Nürnberger Urkundenbuch Nr. 287; G. Hirschmann, St. Johannis in seiner geschichtlichen Entwicklung S. 2;
Abdruck mit Fehlern bei M. Herold, Die St.johanniskirche S. 3.
6) Herold a. a. O. S. 3.
7) J.M.Trechsel, Verneuertes Gedächtnis S. 8; Würfel, Beschreibung der übrigen Kirchen, Klöster und Kapel-
len... S. 261.
8) Ein Chronist aus der Zeit Kaiser Sigismunds spricht vom „vierden tag nach pfmgsten“, (d.i. der 20. Mai),
vgl. Die Chroniken der deutschen Städte, Nürnberg I S. 353, während das Salbuch des Siechkobels den Johannistag
(24. Juni) 1377 nennt, vgl. Herold a.a. O. S. 3.
9) Herold a.a.O. S. 3f.
10) Herold a.a.O. S. 3.
41) Kunstdenkmale X S. 285; Schulz, Die Johanniskirche in Nürnberg nach ihrer Wiederherstellung m. Abb.
90-91.
12) Zur Baubeschreibung vgl. Kunstdenkmale X S. 291.
13) Herold a.a.O. S. 3.
14) Ehern. Bremen, Kunsthalle, seit 1945 verschollen; Abb.: Waetzold, Dürer Taf. 89.
1B) Kunstdenkmale X S. 292. In einer Vertragsurkunde zwischen Adam Kraft und Peter Imhoff vom 25.8.1505
verspricht Adam Kraft, von seiner 310 Gulden betragenden Schuld in einem jar, oder alsbald des Marschalks arbayt

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