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Zahn, Peter [Hrsg.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 13 : Münchener Reihe ; Band 3): Die Inschriften der Friedhöfe St. Johannis, St. Rochus und Wöhrd zu Nürnberg (Teilbd. 1: bis zum Jahre 1580) — München: Druckenmüller, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.45637#0026
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im Buchdruck zu jener Zeit nicht mehr außergewöhnlich, tauchen in den Inschriften jedoch erst später auf.
Um ihre vielfältigen Erscheinungsformen erkennen und bezeichnen zu können, ist es notwendig, die
Schrift gegenüber ihrer engeren Verwandtschaft genauer zu definieren.
Die Fraktur gehört zur Familie der spätmittelalterlichen Bastarden. Man versteht darunter jene Buch-
schriften, in denen sich die kursiven Elemente der Notula mit der geschlosseneren Ordnung der Textura
vereinigen150). Im ausgehenden 15. Jahrhundert reicht der Bogen dieser Schriftformen von den burgundi-
schen bis zu den böhmischen Buchbastarden, schließt aber auch Buchdruckbastarden wie die oberrheini-
sche Type, die Wittenberger Schrift und die weitverbreitete Schwabacher ein151). Aus diesem Kreis lösen
sich, von tschechischen und österreichischen Buchschriften unmittelbar beeinflußt und kenntlich an den
ausladenden an- und abschwellenden Formen ihrer Großbuchstaben, im zweiten Jahrzehnt des sechzehnten
Jahrhunderts die sogenannten frühen Frakturen: die Schrift des Gebetbuchs für Kaiser Maximilian (1513),
die Teuerdank- und die Gilgengartschrift (beide 1517).
Die frühen Frakturen haben dank ihrer Herkunft mit allen genannten Buch(druck)-Bastarden eine
Reihe von Kleinbuchstaben gemeinsam. Das sind spindelförmige, unter die Zeile gezogene f und (lange) s,
geschlossenes „einstöckiges“ a und rundes oder mandelförmiges d und o. Sie unterscheiden sich zusammen
mit den Bastarden in diesen Kennzeichen von der gotischen Minuskel.
Andererseits haben die Frakturen gegenüber den Bastarden manches mit der gotischen Minuskel ge-
meinsam: lange schlanke Schäfte, zuweilen gespaltene Oberlängen, und die auf der Spitze stehenden Qua-
drate („Quadrangeln“) am Fuß einiger Buchstaben. In der sogenannten Neudörffer-Andreä-Fraktur
(1520-25) werden auch d und o wieder stärker gebrochen152). Mit einem Satz: es ist die gitterähnliche
Struktur der Kleinbuchstaben, die Organisation der Mittelschäfte, die die Fraktur-Gemeinen wieder der
geschlosseneren Ordnung der gotischen Minuskel annähert. Gibt es aber nun ein spezifisches Kennzeichen
der Fraktur, das man sowohl in den Versahen, als auch in den Gemeinen leicht verfolgen kann? Ganz
sicher ist es der fließende Übergang vom Haarstrich zum Schattenstrich an den Biegun-
gen der Grund- und Begleitlinien.
Es ist das eine Eigenart, die bisher schon viel benannt und mit Beispielen belegt wurde. Die allgemei-
neren Bezeichnungen sind: „Strichcharakter“ (Kautzsch), „geschwungene Züge“ (Genzsch), „offene
Form“ und „Schwellzüge“ (Fichtenau). Nach diesem Prinzip gebildete S-förmige Linien treten bei einigen
Großbuchstaben als Vorreiter, „Anschwünge“ auf und wurden „Elefantenrüssel“ (Milchsack, Kautzsch,
Kirchner, Bischoff), oder „Rüssel- und Hornanschwung“ (Hessel) genannt153).
Der schon genannte Wolfgang Fugger war der erste, der die bereits seinen Vorgängern wohlbekannten
Gesetzmäßigkeiten der Fraktur in sechs Hauptzüge teilte und ihre Variationen am ganzen Alphabet der
Großbuchstaben folgerichtig entwickelte154). An den Kleinbuchstaben muß sie jedoch noch näher erläu-
tert werden. Die folgenden Merkmale findet man an den Gemeinen aller mit Nürnberg verbundenen
Frakturen, von der Gebetbuchschrift (1513) bis zu den Proben in Fuggers Schreibbüchlein (1553).
Die Schwellzüge (diese Benennung Fichtenaus erscheint uns als die handlichste Kontraktion des be-
schriebenen Prinzips) treten an den zweiten Schäften von b, d, g, h, o und den oberen Bogen von f und
(langem) s auf; ferner oft als rechtsgeneigte Oberlängen von b, h, k, 1 und t, sowie als schlingen- und faden-
förmige Unterlängen bei h, x, y und manchmal z.
Ein wichtiger Unterschied zur gotischen Minuskel ist trotz der ähnlichen Gitterstruktur am Aufbau
der mittleren Kleinbuchstaben mit senkrechten Schäften feststellbar. Bei der gotischen Minuskel bestehen
sie aus senkrecht gestellten und über Eck stehenden Quadraten (sie lassen sich auch so konstruieren)155)
und stoßen mit den Ecken dieser Quadrate aneinander. Die Mittellängen bei der Fraktur sind dagegen aus
Haarstrich, konischem Breitstrich und schräggestelltem Rechteck zusammengefügt. Ihre Schultern sind
voneinander durch Haarstriche abgesetzt. Das optische Schwergewicht der Schäfte ist dadurch seitlich ver-
schoben, während bei der Textura „alle hauptstrich fein grad eben herab getzogen werden“ (Fugger)156)
und der Schwerpunkt im Lot des Buchstabens liegt.
Erst die Begriffsbestimmung erlaubt es nun, die inschriftlichen Erscheinungsformen näher zu betrach-
ten. Die am besten geschnittenen Frakturversalien finden sich in den Schriftgruppen A, Ax, G, J und K157).
Das Nebeneinander älterer Majuskelformen aus den Kanzlei-, Buch- und Buchdruckschriften einerseits

160) Bischoff, Paläographie Sp. 52.
151) Vgl. hierzu die Abb. 116-118 bei Crous und Kirchner und Zahn, Beiträge S. I4f.
152) Vgl. Crous und Kirchner Abb. 124-127; Zahn, Beiträge Abb. 2a und 5.
153) Vgl. Zahn, Beiträge S. I4f.
154) Vgl. Fugger, Schreibbüchlein, Faksimile-Ausgabe S. 39.
155) Vgl. die Konstruktionen in Dürers Unterweisung der Messung.
156) Fugger a.a. O. S. 66.
187) Vgl. Zahn, Beiträge Taf. III, IVa, VIII, IXb, X.

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