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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Maierhöfer, Isolde [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 17 : Münchener Reihe ; Band 5): Die Inschriften des Landkreises Hassberge — München: Druckenmüller, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45639#0014
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2. Historischer Überblick

Allgemeine Geschichte
Der Landkreis Haßberge entstand im Zuge der bayerischen Gebietsreform, die am i. Juli 1972 in Kraft
trat. Er umfaßt 108 Gemeinden mit 286 Gemeindeteilen, den ganzen ehemaligen Landkreis Haßfurt, große
Teile der aufgelösten Landkreise Ebern und Hof heim, einige Orte des ebenfalls aufgelösten Landkreises
Gerolzhofen und einen des Landkreises Bamberg. Dorthin kam das ehedem Eherner Gebiet um Baunach.
Jenes um Stadtlauringen wurde dem Landkreis Schweinfurt zugeschlagen. Verändert wurde auch die
Gemeinde- und Pfarreinteilung. Eine Großgemeinde, die sich aus 15 Orten im Rauhen Ebrachgrund zu-
sammensetzt, trägt diesen Namen. Weitere Namensänderungen sind zu erwarten.
Naturräumlich gehört der neue Landkreis zum Grabfeld, zu den Haßbergen, zum Baunach-Itz-Hügel-
land und zum nördlichen Steigerwaldvorland. Der Main - gleichzeitig Hauptentwicklungsachse - teilt ihn
in eine kleinere südliche und eine größere nördliche Hälfte. Anrainer sind im Norden die DDR, im Osten
und Süden die oberfränkischen Landkreise Coburg, Lichtenfels und Bamberg, im Westen der unter-
fränkische Landkreis Schweinfurt. Überörtliches Zentrum ist die Kreisstadt Haßfurt, örtliche Zentren blie-
ben die Städte Ebern, Eltmann, Hof heim, Königsberg und Zeil1).
Bis zum 19. Jahrhundert prägten König, Adel und Kirche die Geschichte dieses Raumes2). Die vom
6. bis zum 9. Jahrhundert mainaufwärts dringenden Franken trieben, zur Oberschicht der einheimischen
Mischbevölkerung geworden, planmäßig Landesausbau, richteten zunächst im Altsiedelland, dann in den
Rodungsgebieten Gerichts-, Verwaltungs- und Pfarrzentren ein. Feste Ansitze dienten der militärischen
Sicherung. Als Stützpunkt zwischen Bamberg und Schweinfurt befand sich die Burg Theres am Main in
der Hand der älteren Babenberger. Hier soll Adalbert, der im Kampf mit den Konradinern 906 Unterlegene,
begraben liegen (Nr. 1)3). Der Besitz des Geschlechtes fiel vor allem an den Fiskus und an das BistumWürz-
burg. Kleinere Teile kamen an die möglichen Nachfahren, so vielleicht Zeil an die jüngeren, die österreichi-
schen Babenberger, während die wohl ebenfalls erbenden Markgrafen von Schweinfurt, vom König mit
den Grafschaften im Volkfeld und im Radenzgau begabt, erneut eine weit über diesen Raum reichende
Hausmacht auf bauen konnten4). Beim Tode des Markgrafen Otto 1057 dürfte teils direkt, teils indirekt der
Bischof von Bamberg der Hauptgewinner gewesen sein. Nur eine der fünf Erbtöchter, Gisela, die durch
ihre Ehe mit Graf Arnold von Dießen Stammutter der fränkischen Andechs-Meranier wurde, erhielt mit
(Lehens-)Besitz zwischen Main, Baunach und Itz u.a. die Bettenburg und Königsberg dem einheimischen
Hochadel, wenn auch, wie 1234 belegt, unter dem Titel des Sitzes eines Reichschultheißenamtes. 1248,
beim Tode Graf Ottos von Andechs-Meranien, trat eine ähnliche Situation ein: Schwester und Erbtöchter,
besonders deren Ehemänner, gerieten in einen langwierigen Streit miteinander, vor allem aber mit dem
Bischof von Bamberg, der zunächst u. a. die Bettenburg und Königsberg samt Zubehör gewann und bereits
1249 an seinen Feldobristen Graf Hermann von Henneberg verpfändete. Den Henneberg5), damals mäch-
tigstem Geschlecht im Grabfeld, gelang vom Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts der Kauf der
„neuen Herrschaft“, des Gebietes um Coburg, der u.a. Königsberg und Wildberg eingegliedert wurden.
Letzteres war über das namengebende, den Henneberg stammverwandte Geschlecht an die Familie gekom-
men. An Bedeutung blieb es hinter Königsberg zurück, das 1330 ummauert war und Stadtrecht erhielt;
die Verbindung mit der Höhenburg erfolgte im 15./16. Jahrhundert. Doch bereits im Verlauf des 14. Jahr-
hunderts verfiel der Henneberger Besitz, wiederum unter den Erbtöchtern und deren Ehemännern, diesmal
zunächst nur zugunsten des Bischofs von Würzburg. Im Jahre 1400 jedoch mußte dieser den Königsberger
Güterkomplex an das Haus Wettin verkaufen, unter dessen mehrmals wechselnden Linien er bis 1918 ver-
blieb.
Der Erlangung des Wildberger Besitzes im Nassachgrund, den Würzburg, gefestigt durch königliche
Güter in und um Hofheim, nach der Henneberger Episode halten konnte, war 1168 die Schleifung der
Edelfreien-Burg Bramberg, 1172 die königliche Wildbannschenkung vom Zeilberg vorausgegangen. Zwi-
schen 1231 und 1244 folgte die Güterübertragung der Edelfreien-Brüder Ludwig und Hermann von
Gebietsreform Bayern, hg. vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, München 1971, 69 und 275 f.
2) Zur historischen Entwicklung mit den entsprechenden Belegen siehe Atlas EBN und Atlas HOH, ferner
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Unterfranken 2, Lkre. Ebern und Hofheim, bearb. vonW. Schmiedel,
München 1973, 27*-32*. - Für Haßfurt liegt bis jetzt (1977) noch kein Historischer Atlas vor. Die Dissertation von
J. B.Walz, Die Herrschaftsentwicklung im Landkreis Haßfurt, Phil. Diss. (Masch.-Schrift), Würzburg 1957, ist
nur bedingt brauchbar.
3) F. Geldner, Neue Beiträge zur Geschichte der „alten Babenberger“ (Bamberger Studien zur fränkischen
und deutschen Geschichte 1), Bamberg 1971.
4) R. Endres, Die Rolle der Grafen von Schweinfurt in der Besiedlung Nordostbayerns, JbffLd. 32 (1972)
1-43, hier 8.
5) E. Henning, Die Entwicklung der Landesherrschaft zwischen dem nördlichen Thüringer Wald und dem
südlichen Maingebiet am Beispiel der Grafschaft Henneberg (1078-1583), MJb. 24 (1972) 1-36.

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