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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Kramer, Theodor [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0035
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I

Neumünster

um 800

Grabinschrift des Würzburger Bischofs Megingoz (gest. 794 Sept. 26). In der Westkrypta der Stiftskir-
che an der Südostwand. Roter Sandstein. Schmuckloser, langrechteckiger Sarg. Inschrift auf der
Deckplatte in neun Zeilen. Schrift eingehauen. Starke Beschädigungen an der linken Hälfte, so daß die
Zeilenanfänge nur unsicher zu lesen sind; die neunte Zeile ist bis auf wenige Reste weggebrochen. Der
Sarkophag stand bis 1711 zwischen dem Südportal und dem Westquerschiff unter der Stiege zur Orgel
(„sub stiga Novimonasterii“ Liber albus privilegiorum StAW Stdb. 772 fol. 95 v; ähnlich im Propstei-
buch des Dr. Johann Wilhelm Ganzhorn von 1591 StAW Stdb. 197 fol. 3 v) in einem dunklen Gewölbe
der Westkrypta (Eckart, Commentarii I 720 „... in Cryptae S. Kiliani angulo obscuro inventus est
sarcophagus lapideus, cistae forma, cui lapis impositus, cumlitteris Romanis, Megingaudi Epitaphium
continentibus ...“; Salver 187: „unter einer Stiegen, worüber man an dem vornen über das Grabmal
des hl. Kilianus gewesenen sogenannten Chor gegangen“). Beim barocken Umbau der Kirche dürfte
er an seinen heutigen Standort gekommen sein.
H. 78 cm; B. 198 cm; Bu. 5 cm. - Majuskel.
P[RAESVLI]S [HI]C TEGITVR FAMOSI CESPITE CORPVS
TEfRRAM TE]RRA TENET SP(IRITV)S ASTRA PETIT1
MAGIN[G]ODV[S] IN HACa ANTESTIS SORTE SECVNDVfS]
EXSTITIT ATQV[E PI]Ob PROMPTVS IN OFFICIO
S(AN)C(TV)S ET [H] VNC QVONDAMC BONIFATIVS ARCIS HONOREM
[PE]RDVX[IT] SACRO CONSTITVITQVE GRADV
VIXIT IN HOC MUNDO CASTVS SINE CRIMINE VATES2
[GAVDE]N[S CV]Md CHR(IST)O PRAEMIA CARPIT OVANS
[OBIIT MAGINGO]DVS [.] VI [K(A)L(ENDAS)] O[C]T(OBRIS) [..]
a ENIM statt IN HAC nach Eckhart, Animadversiones 14.
b ATBE PIO nach dem eindeutigen Befund, der vermutlich auf einen Steinmetzfehler zurückgeht.
c HVNC AD SVBLIMIS nach Eckhart, Animadversiones 14; HVNC AD VVIRCEBURGI nach Eckhart, Addenda
106 und Rekonstruktionsversuchen des Würzburger Weihbischofs Stephan Weinberger (gest. 1703 Juni 13); HUNC
AD CAELESTIS nach Schannat, Vindiciae 47; STII// QVONDAM nach Eckhart, Commentarii I 524;
QVONDAM nach Gropp, Coll. IV 73; Salver i86f; AD SANCTAE nach Rettberg, Kirchengeschichte II 319
Anm. 41; EXCIPIENS QVONDAM oder EXCEPIT QVONDAMnach Kieser 149; AD SVMMVM VT QVON-
DAM nach Denzinger; S... SM... QVONDAM nach KDStW 187; QUEM AD HVNC QVONDAM oder SIC
Q VEM AD Q VONDAM nach Rauh 14;
d MOR TVVS IN nach bisheriger Lesung.
1 Alcuin carm. 88.1,2.
2 Cf. Juvenc. 2. 576.
Vier Disticha.
Hier ist der Leichnam des berühmten Bischofs vom Rasen bedeckt. Die Erde hält den Körper fest, der Geist strebt zu den
Sternen. Megingoz war der zweite Bischof in diesem Gebiet, und er kam seinen geistlichen Pflichten eifrig nach. Einst
führte ihn Bonifatius zur höchsten Würde und erteilte ihm die heilige Weihe. Er lebte in dieser Welt ohne Makel als
keuscher Priester. Sich freuend mit Christus erntet er froh den Lohn. Megingoz ist gestorben am sechsten Tag vor den
Kalenden des Oktober.
Der Sarg ist aus rotem Sandstein, obwohl seine graue Tünche und die dicke Staubschicht zunächst
dagegen sprechen. Die ersten acht Zeilen, deren Ende jeweils drei Punkte markieren, entsprechen den
vier Disticha. Daß PRAESULIS mit A eingehauen war, zeigt der Rest eines schrägen Abstrichs. Bei
FAMOSI geht vom Mittelbalken des F ein leicht gewellter Abstrich nach unten, der in den Ansatz des
folgenden A hineingerät und wohl auf einen Steinmetzfehler zurückzuführen ist. An dem Befund
ATBE PIO ist nicht zu zweifeln, obwohl vom A nur noch der linke Schrägstrich und der Ansatz der
Mittelstrebe, vom T der Schaft, vom B der Schaft und der untere Bogen, vom E der Schaft und die
tiefsten Stellen der Balkenenden und vom P der Schaft erkennbar sind; der ungewöhnlich große Ab-
stand rechts und links vom T mag auf Schwierigkeiten des Steinmetzen mit seiner Vorlage hindeuten.
Bei SANCTVS sind nur der Kürzungsstrich und das zweite S noch deutlich erkennbar; ETHVNC ist
sicher zu lesen, obwohl zwischen T und dem ersten Schaft des H der Winkel eines M in den Mörtel
nachträglich falsch eingeritzt wurde. Am Anfang der achten Zeile ist MORTVVS IN unmöglich, weil
Kund M des CVM deutlich erhalten sind; GA VDENS schlägt Herrmann vor, das nach dem Befund
(N und Reste des oberen Balkens des vorausgehenden E) und dem zur Verfügung stehenden Platz
durchaus wahrscheinlich erscheint, obwohl aus den Vertiefungen am Schluß kaum ein S feststellbar ist.
CARPIT OVANS hat man später, vielleicht im 14.Jh., nachgeschlagen; dabei wurde T von sonst

Abb. 1 a-d

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