Metadaten

Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]; Kramer, Theodor [Oth.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0038
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Außerdem konnten durch die Beobachtung von Einstichen in dem späteren Seidendamast die Umrisse
ehemals aufgenähter Figuren gesichert werden; die Fotographie zeigt deren aus Papier ausgeschnittene
und auf den Stoff gelegte Nachbildungen. Zwei Gruppen aus einem größeren Programm lassen sich
erkennen: (i) zwischen den Schriftleisten vier nach links schreitende männliche Figuren in kurzen
Röcken, wobei von einer Figur Teile des Kopfes noch vorhanden sind, (2) über der oberen Schriftleiste
in einem engen Kreisring zwei Figuren, deren eine anscheinend auf einem flachen Gestell sitzt und die
andere Figur auf ihrem Schoß hält (Madonna mit Kind?). Ergänzen läßt sich das Programm durch die
Mitteilung vonj. Braun über den Würzburger Überrest, daß die Kasel ehemals mit großen Medaillons
geschmückt war, welche Christus und Heilige enthielten. Offenbar waren großflächige Darstellungen
in mehreren Zonen übereinander angeordnet. Das Fragment in Bamberg mit der Inschrift „CATE-
GORIE“ läßt vermuten, daß weitere philosophische und theologische Begriffe über die Kasel verteilt
waren. Entstanden ist das hervorragende Werk liturgischer Textilkunst in der gleichen, vermutlich
Regensburger Werkstatt wie der Bamberger Sternenmantel. Ehemals im Besitz der Domkirche und im
HeiltumsVerzeichnis von 1484 als Kasel des Bischofs Bruno bezeichnet.
Abb. 3 a A) Londoner Fragment
H. 70 cm; B.44,5 cm; Bu. ca. 6 cm (unten), 4 cm (oben).
/[. ..]C[.]T[....]I oben
[,]EF[..]REGNA unten
Abb. 3 b B) Bamberger Fragment
H. 12,8 cm; B. 10 cm; Bu. 1,8 cm.
GATE/GORI/E
C) Verlorenes Würzburger Fragment (nach Niedermayer)
SALV [...]
Die Schrift gehört drei Alphabeten an. Es unterscheiden sich (1) die oberen Kapitalen in London, (2)
die Kapitalis in Bamberg - unziales G; A dreieckig, aber oben mit Querstrich - und (3) die Zierbuch-
staben auf den Rändern in London - gerades G, A ohne oberen Querbalken, auffällige Verzierungen an
den Balkenenden bei E und N. Die Zierbuchstaben der Borte beginnen, soweit lesbar, mit der rechten
Hälfte eines runden Buchstabens wie O, es folgen E, F, (?), zwei unklare Zeichen (das zweite vielleicht
L), REGNA. Die von Ornamenten überwucherten Buchstaben lassen sich mit den am Rande des
Sternenmantels Heinrichs II. umlaufenden vergleichen. Die obere Inschrift in London hat nach den
Einstichen links neben dem C drei Buchstaben gehabt, zwischen C und T einen sowie zwischen Tund
I vier, von denen der zweite einen Bogen wie D besaß (also nicht CATEGORIE?). Für Hilfe bei der
Beschaffung und Deutung der Fotos sei Herrn Prof. Bischoffund Frau Prof. Mütherich, München, an
dieser Stelle herzlich gedankt.
Niedermayer, Kunstgeschichte 65; J. Braun, Liturgische Gewandung des Mittelalters (Freiburg 1907), 230; J. Lessing,
Die Gewebesammlung des Kgl. Kunstgewerbemuseums in Berlin (Berlin 1913), Taf. 210 (Abbildung der unteren Hälfte
des Londoner Stücks nach manueller Kopie); O. v. Falke, Kunstgeschichte der Seidenweberei, Bd. 2 (Berlin 1913), 105;
KDStW 94 (mit irreführender Beschreibung); Müller-Christensen, Sakrale Gewänder des Mittelalters (München 1955),
19 Nr. 19.

4f Domkrypta 1045 Mai 27

Hochgrab des Würzburger Bischofs Bruno (gest. 1045 Mai 27). Heute im Mittelraum der Ostkrypta
(Plan Nr. 146) auf dem Grab des Bischofs (Plan Nr. 1) unter einem Eisengitter, das die Ansicht stark
beeinträchtigt. Grüner Sandstein. Bischof Bruno wurde höchstwahrscheinlich in der von ihm erbauten
und wenige Wochen nach seinem Tode am 16. Juni 1045 durch Erzbischof Bardo von Mainz geweihten
Domkrypta beigesetzt. Das Hochgrab entstand vermutlich 1257, als man Brunos Gebeine erhob und
neu beisetzte. Die Zeichnung bei Lorenz Fries zeigt jedenfalls eine Art gotischer Majuskel. Bei der
Graböffnung 1699 fand man einen Zettel mit Notizen über Renovierungen von 1257 und 1423. Die
Gebeine wurden 1699 in einem Altar neu beigesetzt, durch den man hindurchkriechen konnte, und die
alte Inschrift („litteris gothicis“ nach dem Fundbericht) in barocker Kapitalis unten auf den vier Seiten
des Altars erneuert. Von 1749 bis 1967 dienten die beiden Längsseiten als Stipes des Dekansaltars in der

6
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften