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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Kramer, Theodor [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0057
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34 (Mainfrk. Museum) 1266

Kiliansfahne. Heute in der Schönbornhalle des Mainfränkischen Museums (Raum 21a Inven-
tarnr. 7423). Naturfarbene, heute weißgraue Leinwand mit Seidenapplikationsstickerei. Auf der Vor-
derseite steht der hl. Kilian als Bischof (mit Nimbus, Mitra, Rationale, Albe, Dalmatik, Manipel,
Kasel, Pontifikalhandschuhen, in der Linken den Stab, in der Rechten das Herzogsschwert). Die Um-
rißlinien sind Lederstreifen. Das Gesicht ist mit Temperafarben aufgemalt, das Gewand mit gelber und
grüner Seide aufgenäht. Über der Figur befindet sich die Inschrift (A) aus braunen Lederstücken, durch
den Nimbus unterbrochen. Auf der Rückseite steht in Höhe des Kopfes des Heiligen die Inschrift (B)
aus schwarzem Tuch in zwei Zeilen; darunter folgt ein aus vier Lederstreifen gebildetes lateinisches
Kreuz inmitten eines grauen, von dünnen Lederstreifen gerahmten Kreuzes. Die Fahne hing früher im
Chor der Domkirche und kam aus dem Besitz des Domkapitels nach der Säkularisation an den Histori-
schen Verein von Unterfranken; im 19. Jh. wurde sie zwischen zwei Filetnetze gehängt.
H. 493 cm; B. 301 cm. Abb. 21
A) Vorderseite: Bu. ca. 16 cm. - Majuskel.
S(ANCTUS) KILI/ANUS
B) Rückseite: Bu. ca. 9 cm. - Gotische Majuskel.
+ ANNO ■ D(OMI)NI • M° • CG0 • LXVI° FACT(VS) • E(ST) • / • (CON)-
FLICT(VS) • I(N) ■ DIE ■ S(AN)C(T)I • CYRIACI •
Der Stiftspfleger Berthold von Sternberg, der nachmalige Bischof, errang am 8. Aug. 1266 in der
Schlacht von Kitzingen gegen Graf Hermann von Henneberg einen für die Territorienbildung des
Hochstifts entscheidenden Sieg. Zum Andenken daran wurde vom 14. bis 18. Jh. jährlich in Würzburg
am Cyriakustag, dem Jahrestag der Schlacht, eine Prozession begangen. Im Domschatz befanden sich
zwei Banner (Verzeichnis von 1485 (nicht 1484!), StAW HV MS f. 81* fol. yv: „Item das panier
Ciriaci. Item das panier von Berchtheim“). Das Cyriakus-Banner muß also die Kiliansfahne sein; das
andere Banner stammte aus der Schlacht von Bergtheim am n.Jan. 1400. Auf der Rückseite der
Kiliansfahne war früher der Alexanderflug aufgenäht (s. o. Nr. 11 mit Literatur). Die Inschrift auf der
Vorderseite (kapitales N, rundes U, A mit gewinkeltem Querbalken) mag vor 1266, die auf der Rück-
seite (gerades und rundes N, trapezförmiges A mit geradem Querbalken, Kürzungen für CON und
VS, geschlossenes C und Unzial-E) muß nach 1266 entstanden sein. Nach Fries hat Berthold von
Sternberg die Inschrift angebracht; bezeugt ist die Fahne um 1330 bei Michael de Leone und in einer
Urkunde von 1381 (weshalb Füßlein die Inschrift irrig auf 1381 datiert).
Gropp, Coll. nov. I 41 f. (mit Zeichnung); J. H. v. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften des
christlichen Mittelalters, Bd. 1 (Frankfurt/Main 1840), jyff u. Taf. 29; F. A. Reuß, Monumenta Kilianea, i.Heft: Das
Cyriakus-Panier (Würzburg 1844), 9-14 (mit Zeichnung); J. B. Stamminger, „Der hl. Kilian in der Kunst“, Fest-Chro-
nik des 1200-jährigen St. Kilians-Jubiläums (Würzburg 1889), 191; K. G. Stephani, Der älteste deutsche Wohnbau und
seine Einrichtung, Bd. 2 (Leipzig 1903), 662; Lockner, Führer Luitpoldmuseum 42; L. Arntz, „Mittelalterliche Feldzei-
chen“, Zs. f. christl. Kunst 28 (1915), lyyf.; W. Füßlein, „Zweijahrzehnte würzburgischer Stifts-, Stadt- und Landesge-
schichte“, Neue Beiträge zur Geschichte des Deutschen Altertums 32 (1926), 145; Bayerland (Würzburg 1938), 81;
Katalog Franconia Sacra (Würzburg 1952), 31 Nr. A 8 u. Abb. 7 (Foto); Fr. Pfister, „Alexander der Große und die Würz-
burger Kiliansfahne“, WDGB11. 14/15 (1952/53), 285 f. u. pass, (mit Foto u. Zeichnung); U. Rapp, „St. Kilian und seine
Gefährten in der Malerei“, Heiliges Franken: Festchronik zumjahr der Frankenapostel 1952 (Würzburg 1952), 86 u. Abb.
(S. 84); P. E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Bd. 2 (Stuttgart 1955), 669f. u. Abb. 102a; G. Zimmer-
mann, „Die Cyriakusschlacht bei Kitzingen (8. 8. 1266) in Tradition und Forschung“, JffL 27 (1967), 422-24; Wende-
horst, Bistum II 84; G. Pullmann(-Freund), Die Kiliansfahne im Mainfränkischen Museum zu Würzburg, phil. Mag.-
Arbeit (masch.) (Würzburg 1975); M.H. v. Freeden, Aus den Schätzen des Mainfränkischen Museums (Würzburg 1976),
Nr. 109 (mit Foto); Mainfränk. Museum Würzburg (Braunschweig 1985), 28 (Foto), 32.

35 Domkirche 1279

Taufbecken. In der Taufkapelle am Westende des südlichen Seitenschiffs (Plan Nr. 90). Bronze. Kufen-
förmiges Gefäß mit Fuß- und Randprofilierung; umlaufende Inschrift am Rand. Die Außenwand des
Kessels wird durch kräftige Fialen in acht Felder gegliedert. Je zwei gekuppelte Wimperge überwölben
acht Darstellungen, die mit einer Ausnahme (B7) alle Inschriften aufweisen: Mariä Verkündigung
(Bi), Christi Geburt (B2), Taufe Christi im Jordan (B 3), Kreuzigung Christi (B4), Christi Auferste-

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