I2.jhs. oder dem frühen 13. Jh. vor. Im 15. Jh. wird man sie unter humanistischem Einfluß kaum mehr
verfaßt haben. Vielmehr dürften sie aus dem Kreis der im 13. und 14.Jh. in Würzburg blühenden
Dichter wie Heinricus Poeta oder Michael de Leone stammen. Da Grabungsergebnisse zum Petersaltar
und zur Grablege Bischof Hugos bisher nicht vorliegen, muß die Entstehungszeit hier offen bleiben.
Hic praesul sapiens cunctisque fuit bene gratus
Singula prospiciens constans prudens oculatus.
Tune desolatum claustrum sub monte locatum
Rebus et orbatum disciplina viduatum
Ipse reformavit multisque bonis relevavit;
Censu ditavit cultuque Dei renovavit.
Sacrum corpus eo tulit a tellure levatum
Auxiliante Deo Burchardi clarificatum
Festaque translati iubet annua concelebrari
Claustri prefati loculum per eumque vocari.
Illic constituit tune fratres sub monachatu.
Et sic instituit vivant ut sine reatu.
Dies war ein weiser Bischof, allen sehr angenehm, in allem vorsorglich, beharrlich, klug und vorausschauend. Das früher
verlassene, unterhalb des Berges gelegene Kloster, verwaist an Gütern und verwitwet an Disziplin, hat er erneuert und mit
vielen Gütern ihm geholfen, es mit Einkünften ausgestattet und dem Gottesdienst wiedergegeben. Den heiligen, verherr-
lichten Leichnam Burkhards hob er aus der Erde und übertrug ihn mit der Hilfe Gottes dorthin; er befahl, den Jahrtag
seines Todes und seiner Übertragung gleichzeitig zu feiern und den Ort des erwähnten Klosters nach ihm zu benennen. Er
setzte dort mönchisch lebende Brüder ein und so, wie er es eingerichtet hat, mögen sie ohne Fehl leben.
Die zwölf Hexameter feiern die Einrichtung des Benediktinerklosters St. Burkhard und die Translation
der Burkhardsreliquien durch Bischof Hugo (s. o. Nr. 2j).
Fries, StaW Ratsbuch 412 fol. 51V—52t; Fries/Ludewig 441; Wendehorst, Bistum I 6gf.
126 f St. Gertraud 14. Jh.
Glocke. Ehemals im Turm von St. Gertraud die mittlere Glocke. Bronze. Umschrift zwischen vier
Reifen. Die Glocke fiel durch ihre langgestreckte Form auf. Zugrundegegangen im Zweiten Weltkrieg.
H. 99 cm; B. 93,5 cm. - Gotische Majuskel.
JOHANNES + MATHEVS + OSAN(NA) + MARIA + LVCAS + MARCVS
Ullrich, Katholische Kirchen 70; KDStW 199.
127
Neumünster
2.H. 14. Jh.
Sarkophag. Im Südflügel der Westkrypta. Material unklar, grau bis leicht rötlich schimmernd, vielleicht
Kalkstein. Rechteckige Deckplatte mit abgeschrägten Kanten, auf denen die emgehauene Inschrift um-
läuft. Die Buchstaben sind teilweise restauriert. Ehrensarkophage wie dieser wurden um die Mitte des
14. Jhs. üblich. Der Steinsarkophag selbst ist anscheinend älter (nach Mader aus dem 8. Jh., nach Gropp
der Sarg Bischof Burkhards). Der Charakter der Schrift weist aber auf die zweite Hälfte des 14. Jhs.
I. Original: H. 75 cm; B. 206 cm; Bu. 6,5 cm. - Gotische Majuskel. Abb. 54 a-e
+ PRESVL ■ ERAT • KYL/LENA • SAC(ER) • COLONAT • Q(VE) • SAC(ER)-
DOS
+ NEMPE • Q(VE) ■ TOTNANVS • / CHR(IST)I • LEVITA ■ PIUS
+ / Q(U)Ia • CUPIAS ■ UENIAMb • S(AN)C(T)OS • VENERARE •
MEMENTO +
Ligaturen ER, AN, EN.
a SI nach Winterstein.
b E wohl aus A korrigiert.
Ein Distichon, ein Hexameter.
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verfaßt haben. Vielmehr dürften sie aus dem Kreis der im 13. und 14.Jh. in Würzburg blühenden
Dichter wie Heinricus Poeta oder Michael de Leone stammen. Da Grabungsergebnisse zum Petersaltar
und zur Grablege Bischof Hugos bisher nicht vorliegen, muß die Entstehungszeit hier offen bleiben.
Hic praesul sapiens cunctisque fuit bene gratus
Singula prospiciens constans prudens oculatus.
Tune desolatum claustrum sub monte locatum
Rebus et orbatum disciplina viduatum
Ipse reformavit multisque bonis relevavit;
Censu ditavit cultuque Dei renovavit.
Sacrum corpus eo tulit a tellure levatum
Auxiliante Deo Burchardi clarificatum
Festaque translati iubet annua concelebrari
Claustri prefati loculum per eumque vocari.
Illic constituit tune fratres sub monachatu.
Et sic instituit vivant ut sine reatu.
Dies war ein weiser Bischof, allen sehr angenehm, in allem vorsorglich, beharrlich, klug und vorausschauend. Das früher
verlassene, unterhalb des Berges gelegene Kloster, verwaist an Gütern und verwitwet an Disziplin, hat er erneuert und mit
vielen Gütern ihm geholfen, es mit Einkünften ausgestattet und dem Gottesdienst wiedergegeben. Den heiligen, verherr-
lichten Leichnam Burkhards hob er aus der Erde und übertrug ihn mit der Hilfe Gottes dorthin; er befahl, den Jahrtag
seines Todes und seiner Übertragung gleichzeitig zu feiern und den Ort des erwähnten Klosters nach ihm zu benennen. Er
setzte dort mönchisch lebende Brüder ein und so, wie er es eingerichtet hat, mögen sie ohne Fehl leben.
Die zwölf Hexameter feiern die Einrichtung des Benediktinerklosters St. Burkhard und die Translation
der Burkhardsreliquien durch Bischof Hugo (s. o. Nr. 2j).
Fries, StaW Ratsbuch 412 fol. 51V—52t; Fries/Ludewig 441; Wendehorst, Bistum I 6gf.
126 f St. Gertraud 14. Jh.
Glocke. Ehemals im Turm von St. Gertraud die mittlere Glocke. Bronze. Umschrift zwischen vier
Reifen. Die Glocke fiel durch ihre langgestreckte Form auf. Zugrundegegangen im Zweiten Weltkrieg.
H. 99 cm; B. 93,5 cm. - Gotische Majuskel.
JOHANNES + MATHEVS + OSAN(NA) + MARIA + LVCAS + MARCVS
Ullrich, Katholische Kirchen 70; KDStW 199.
127
Neumünster
2.H. 14. Jh.
Sarkophag. Im Südflügel der Westkrypta. Material unklar, grau bis leicht rötlich schimmernd, vielleicht
Kalkstein. Rechteckige Deckplatte mit abgeschrägten Kanten, auf denen die emgehauene Inschrift um-
läuft. Die Buchstaben sind teilweise restauriert. Ehrensarkophage wie dieser wurden um die Mitte des
14. Jhs. üblich. Der Steinsarkophag selbst ist anscheinend älter (nach Mader aus dem 8. Jh., nach Gropp
der Sarg Bischof Burkhards). Der Charakter der Schrift weist aber auf die zweite Hälfte des 14. Jhs.
I. Original: H. 75 cm; B. 206 cm; Bu. 6,5 cm. - Gotische Majuskel. Abb. 54 a-e
+ PRESVL ■ ERAT • KYL/LENA • SAC(ER) • COLONAT • Q(VE) • SAC(ER)-
DOS
+ NEMPE • Q(VE) ■ TOTNANVS • / CHR(IST)I • LEVITA ■ PIUS
+ / Q(U)Ia • CUPIAS ■ UENIAMb • S(AN)C(T)OS • VENERARE •
MEMENTO +
Ligaturen ER, AN, EN.
a SI nach Winterstein.
b E wohl aus A korrigiert.
Ein Distichon, ein Hexameter.
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