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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]; Kramer, Theodor [Oth.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0250
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Platte gehaltenen Wappenschilden begleitet wird. Darüber Renaissancesprengwerk, das Jesuskind mit
Weltkugel und Putten zeigend, an den Seiten rechts St. Kilian, links St. Laurentius als Figürchen, oben
ein Aufbau mit dem Vollwappen des Fürstbischofs zwischen zwei Putten. Der Sockel mit der von zwei
Putten gehaltenen Inschrifttafel zeigt als Ornament einen Löwen, der einen Drachen überwältigt. Re-
ste von Bemalung und Vergoldung. Inschrift eingehauen in acht Zeilen. Vorgerissene Zeilen noch
sichtbar. Das Grabdenkmal stammt von Riemenschneider und stand in der Nähe des Grabes (Plan
Nr. 65 A), unweit des Predigtstuhls (nach Salver), auf der Nordseite des sechsten Pfeilers von Westen
in der Südreihe, bevor es 1956 an seinen heutigen Standort kam.
H. 652 cm; B. 186 cm (Gesamtdenkmal); H. 34 cm; B. 67 cm; Bu. 2 cm (Inschrifttafel). - Renais-
Abb. 95 a-b sance-Kapitalis.
LAVRENTIO Aa BIBRA VVIRCEPVRGEN(SI).b EP(ISCOP)Ob / AG FRAN-
CIAE DVCI ■ QVI PACISa ARTIBVS / PRAECIPVE FLORENS HANG REM-
P(UBLICAM): BENE / GERENDO SPLENDIDEQVE AVGENDO • EFFE-
CIT • / VT IAM FATO FVNCTVS • POTISSIMA SVI PARTE / ADHVC VI-
VAT • IMMORT ALE POSTERIS IMITANDI / EXEMPLAR RELINQVENS • /
OBIIT VIII.c IDVS FEBRV(ARII). ANN(O). M. D. XIXC
Die vorletzte Zeile ist in der Mitte zentriert, die letzte mit dem Todestag abgesetzt. Ligaturen AE.
a mit Gravis.
b Kürzungsstrich mit Bogen.
c Gerader Kürzungsstrich.
Für Lorenz von Bibra, Bischof von Würzburg und Herzog von Franken, der, friedlichen Künsten sich vornehmlich
widmend, diesen Staat durch gute Regierung und glänzenden Zuwachs erneuerte, so daß er auch nach seinem Tode mit
seinem besten Teil fortlebt, da er der Nachwelt ein unsterbliches Beispiel zur Nachahmung hinterläßt. Er starb am
8. (Tage) vor den Iden des Februar im Jahre 1519.
Inschrift des Palliums
links: BEATVSHOMO
rechts: QVEM ERV
auf dem hängenden Band: DIERIS DOMINE
Selig der Mensch, den du unterweisest, o Herr (Ps 93.12).
Wappen: oben quadriert (1 frk. Rechen, 2 und 3 Bibra, 4 Rennfähnlein); links von oben nach unten
frk. Rechen, Bibra, Voit von Salzburg, rechts von oben nach unten Rennfähnlein, Schenk von Schen-
kenwald, Schenk zu Schweinsberg.
Eltern: Johann, ein Sohn des Georg von Bibra und der Sophia Voit von Salzburg, sowie Agnes, Johanns
dritte Gemahlin, eine Tochter des Peter Schenk von Schenkenwald und der Agathe Schenk zu Schweins-
berg. Lebenslaufund Pfründen: Geboren 1459, 1472-83 Kanoniker von St. Burkhard in Würzburg,
1472 Studium in Heidelberg und dort 1474 Promotion zum Baccalaureus artium, 1477 Studium in Erfurt
undinBologna; 1480 durch päpstliche Provision Domkanoniker zu Mainz; 1480 Kanoniker von St. Cas-
sius in Bonn, 1488 Domizellar zu Würzburg, 1489-92 Propst von St. Kunibert in Köln, 1491-93
Domkanoniker in Bamberg, 1491 Kaplan des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg, außerdem
Stiftsdekan von St. Viktor in Xanten, Domkanoniker und Propst zu St. Paul in Worms, Oberpfarrer zu
Kempen, seit 1494 Dompropst zu Würzburg; von 1495 bis zu seinem Tode Bischof zu Würzburg.
Den Stein für das Grabdenkmal ließ Bischof Lorenz schon 1517 zu seinen Lebzeiten aus Salzburg
heranbringen. Nach chronikalischer Überlieferung wurde das marmorne Monument durch Tilmann
Riemenschneider am 20. Sept. 1520 an einer Wand in der Domkirche aufgestellt. Riemenschneider
quittierte am 8. Febr. 1522 über insgesamt 277 fl Lohn für seine Arbeit. Die Grabinschrift wurde nach
Reinhart von Lorenz Fries verfaßt und erst etliche Jahre nach der Aufstellung des Grabdenkmals einge-
hauen. Nach Stum hingegen ist Veit Nichten der Autor der Grabinschrift, während Fries’ Entwurf
nicht zur Ausführung kam. Dieser Entwurf lautet:
Princeps probus praesul patriae pater
Laurentius sub hoc solo positus iacet.
Non totus attamen, Deo nam spiritum
prius dedit. Quae cetera affuere, nunc
terris perambulant satis recognita:
Gloria, fides; pax, religio et summa aequitas.
Sechs jambische Trimeter, der erste unvollständig.

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