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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Meier, Beate [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0018
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mittleren Bevölkerungsschichten erwiesen sich als Wohltäter für die neue Ordensgememschaft und
bewirkten eine „Art von Demokratisierung der frommen Stiftungen“.18
Wenige Jahre nach der ersten Niederlassung der Minoriten wird im Jahre 1233 erstmals das Kloster der
Schwestern der Hl. Maria Magdalena (Reuerinnen, sorores poemtentes) urkundlich erwähnt; sie
gründeten ihre Niederlassung in unmittelbarer Nähe der Minoriten im Osten der Stadt auf dem
Kornbühel beim Schwarzen Burgtor.19 Im Jahre 1286 am Sonntag nach Invocavit (10. März) nahmen
die 40 Schwestern die Regel der Hl. Klara an, die im Jahre 1253 von Papst Innozenz IV. bestätigt und
von Papst Urban IV 1263 revidiert worden war.20 Dies geschah nicht zuletzt auf Betreiben der be-
nachbarten Minoriten, die nicht nur die Seelsorge bei den Nonnen ausübten, sondern auch die Ein-
haltung der Ordensregeln überwachten.21 Im Jahre 1349 erteilte man den Brüdern die Erlaubnis, eine
tägliche Messe in der Fastenzeit (außer an Sonntagen) abzuhalten.22
Diese enge Verbundenheit der Klarissen mit den Minoriten zeigt sich auch daran, daß sowohl Äbtis-
sinnen als auch Nonnen in der Kirche und im Kreuzgang der Minoriten bestattet wurden, da die
Nonnen von St. Klara bis 1327 keine eigene Begräbnisstätte besaßen.23 Von 1327—1398 wurden über
100 Nonnen im Klosterfriedhof von St. Klara begraben.24 Bei den Minoriten findet sich noch ein
Wandgedenkstein zweier Nonnen (s. Kat.-Nr. 84), der als Indiz dafür dient, daß trotz des eigenen
Nonnenfriedhofes auch bei den Minderbrüdern weiterhin bestattet wurde.25
Das Kloster und die Kirche der Klarissen brannten im Jahre 1809 vollständig nieder;26 die Bewohne-
rinnen des Klosters zogen vorübergehend zu den Dominikanerinnen, bis sie 1811 in das säkularisierte
Kapuzinerkloster übersiedelten. Hier leiteten sie die 1803 übernommene Schule weiter. Bis zu seiner
Auflösung im Jahre 1968 befand sich der Konvent in diesen Gebäuden.27
Die rechtliche Situation der Minoriten, die abgesicherte ökonomische Position durch die Förderung
von selten der Bischöfe, des Adels und des Patriziats machten die Minderbrüder zu einer mächtigen
Institution innerhalb der Stadt. Das Wirken zweier berühmter Ordensbrüder, des Novizenmeisters
und Mystikers David von Augsburg (um 1200—1272) und des Predigers Berthold (um 1210—1272),
ließen die Regensburger Niederlassung weit über die Grenzen Altbayerns hinaus zum „Zentrum des
franziskanischen Geisteslebens“ werden.2S
Nicht nur eine Bibliothek, die, als sie 1810 in den Besitz des Königreichs Bayern überging, immerhin
noch etwa 8000 Bände umfaßte, gehörte zum Kloster;29 die Brüder führten auch, vermutlich bereits
seit dem 13.Jahrhundert,30 eine Elementarschule. Mit Sicherheit ist etwa seit der Mitte des 15.Jahr-
hunderts eine Schule nachzuweisen, die bis 1499 im östlich an den Chor angrenzenden Sinzenhof31
untergebracht war und nach dem Verkauf des Sinzenhofes in das Kloster integriert wurde.32 Neben
den Lektoren, deren Existenz durch Grabinschriften überliefert ist (s. Kat.-Nrr.92, 135), existiert
auch die Inschrift eines „ludi magister“ für die Klosterschule (s. Kat.-Nr. 158).
Die geistige, kulturelle und religiöse Blüte der Regensburger Niederlassung zeigt sich auch an den

18 Frank, Kirchengeschichte 127; s. hierzu noch Benz, Klosterleben 7; Kolmer, Sterben 56.
19 Ried, Codex I, 155, Nr. 388; Jänner, Bischöfe II, 375; Busch, Kirchenbaukunst 155; Backmund, Kleinere Orden 75;
Hausberger, Bistumsgeschichte 1, 139.
20 Zur Geschichte der Regensburger Klarissen vgl. Hirz, St. Salvator 136—141; Engel, Klarissen; Busch, Nackter Herr-
gott; Schratz, St. Maria Magdalena; ferner: Schuegraf, Ostenvorstadt 104; Paricius, Merkwürdigkeiten 470; Gum-
pelzhaimer, Geschichten I, 190;Jänner, Bischöfe II, 376; Paulus, Baualtersplan Pauluserwacht 107b; Busch, Kreuz-
gänge (mit Skizze des Klarissenklosters mit Kirche).
21 Diese Vorrechte erhielten die Minoriten 1298 von Papst Urban zugestanden; vgl. Potthast, Regesta, Nr. 24652; Hilz,
St. Salvator 138.
22 Ried, Codex I, Nr. 647; Schratz, St. Mana Magdalena 220; Hilz, St. Salvator 138.
23 Die ersten Äbtissinnen des Klosters, Hedwig (1290—1300), Adelheid (1300—1313), Elisabeth (1313 —1320) und Klara I.
(1320—1327), fanden vermutlich ihre letzte Ruhestätte im Kreuzgang der Minoriten, neben anderen Nonnen, wofür
sich allerdings bislang nur wenige Nachweise (so z. B. Kat.-Nr. 7) erbringen lassen; MGH Necr. III, 255 (Jahr- und
Totenbuch 262), nennen eine „soror Christina procuratrix Fratrum Minorum“, die am 16.Juli 1302 gestorben und bei
den Minoriten bestattet war; vgl. Hilz, St. Salvator 138t.; Engel, Klarissen 348; Schratz, St. Maria Magdalena 220.
24 Engel, Klarissen 348. Grabplatten sind heute nicht mehr vorhanden.
25 Vgl. auch Engel, Klarissen 348 f.
26 Zirngibl, Briefe II, 19E; Engel, Klarissen 366f.
27 Paulus, Baualtersplan Ostnerwacht 24.
28 Glaser, Minoriten 725; Hilz, St. Salvator, passim.
29 Hilz, Minoritenbibliothek 271fr.; Hilz, St. Salvator 156fr.
30 Hierauf weist die Inschrift für eine Schulmeisterin (s. Kat.-Nr. 32) hm; s. auch Soss, Elementarschulwesen 13.
31 Paulus, Baualtersplan Ostnerwacht 19 und 54.
32 Hefner, Sinzenhof 169.

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