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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Meier, Beate [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0017
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Als vorläufige Bleibe wies man ihnen die Margaretenkapelle, nahe der Steinernen Brücke, zu.8 Die
meist improvisierten Behausungen, wie wir sie zunächst auch in Regensburg vorfinden, entsprachen
dem von Franziskus propagierten Armutsideal.9 Deshalb verzichteten die Franziskaner auch zunächst
auf die Errichtung eigener Klöster. Diese Anfänge der Minoriten - Regensburg steht als ein Beispiel
für fast alle Niederlassungen im europäischen Raum10 — zeigen bereits jene Unterschiede zum kon-
ventionellen Kanoniker- und Mönchstum, die den großen Erfolg und die rasche Ausbreitung der An-
hänger des Franziskus und der anderen Bettelorden im 13.Jahrhundert bewirkten.
So bevorzugten die aus der laikalen Armutsbewegung in Italien hervorgegangenen Vereinigungen
von Beginn an die größeren Städte, in denen sich im 12. und 13.Jahrhundert der wirtschaftliche und
soziale Wandel, die Intensivierung der Geldwirtschaft und der gewerblichen Produktion — verbunden
mit dem Anwachsen der städtischen Bevölkerung — vollzog. Mit der zunehmenden Urbanisierung
entwickelte sich eine selbstbewußte Bürgerschaft, die, ähnlich den adeligen Grundherren, religiöse
Legitimierung und Heiligung suchte.11
Die besitzlosen Bettelorden ließen sich problemlos in die Stadtgemeinschaften eingliedern und über-
nahmen diejenigen Aufgaben, welche die älteren monastischen Gemeinschaften, Bischofskirchen
und die Pfarren für die schnell wachsende Bevölkerung nicht mehr in ausreichendem Maß wahrneh-
men konnten.12
Die Mendikantenvereinigungen vergrößerten sich in einem solchen Ausmaß, daß z.B. bei den Min-
deren Brüdern die anwachsende Zahl der Niederlassungen bereits 1230 eine Teilung der Provinz Teu-
tonia (Deutschland) in die Provinzen Saxonia und Rhenania (Sachsen und Rheinland) notwendig
machte; 1239 erfolgte eine weitere Aufteilung der sächsischen Provinz in die oberdeutsche und die
kölnische Provinz.13 Innerhalb der oberdeutschen Provinz wurde Regensburg — zusammen mit
Augsburg, Nördlingen, Bamberg, Nürnberg, München, Ingolstadt, Landshut und Amberg — der Cu-
stodia Bavaria zugeordnet.
Die Regensburger Mmoriten erhielten im Jahre 1226 von Bischof Konrad IV eine dauerhafte Behau-
sung, die St. Salvatorkapelle, außerhalb der Mauern im Stadtosten gelegen, und einen benachbarten
Hofaus dem Besitz des Stiftes St.Johann.14 Zu dieser ersten Schenkung gehörte auch em auf des Bi-
schofs Kosten erbautes Haus, womit der Grundstein für die fast 500jährige Geschichte dieses Bettelor-
dens in Regensburg gelegt war.15 Die weiteren Nutzungsrechte, Stiftungen und Schenkungen führ-
ten zur Seßhaftigkeit der Ordensgemeinschaft und ermöglichten auch den um die Jahrhundertmitte
begonnenen Kirchenbau.10 Deutlich wird ebenfalls, daß nicht nur die adeligen Grundherren als Kir-
chen- und Klosterstifter auftraten, sondern auch das städtische Patriziat;1 Almosengeber aus den

8 Gölgl, Kapellen 313, berichtet von einer „S.Margaretha Capell bey der Steinernen Brücken“, die 1555 zu einem
Schuld-Turm gemacht worden sei. Schuegraf, St. Margarethä, vermutet, die Brüder hätten sich vier Jahre und zwei
Monate in dieser Kapelle aufgehalten, zwei von ihnen seien im Niedermünsterfriedhof begraben worden; die Kapelle
sei vermutlich während der Reformationszeit „eingegangen“. Siehe noch Paricius, Merkwürdigkeiten 450; Gemei-
ner, Chronik II, 469; Niedermayer, Künstler und Kunstgewerbe. 244; Gumpelzhaimer, Geschichten II, 905f; Busch,
Kirchenbaukunst 123 mit Anm. 407; Hilz, St. Salvator 101; Paulus, Baualtersplan Oberer und Unterer Wöhrd 51 mit
Anm.74—76. Für die Hinweise zum (vermutlich) ersten Aufenthaltsort der Minderen Brüder in Regensburg danken
wir Herrn Martin Hoernes M. A.
9 Elm, Bettelorden, Sp. 2089; Paztor, Franziskaner, Sp. 803.
10 Stüdeli, Minoritenniederlassungen 29.
11 Frank, Kirchengeschichte 125; die älteren Klöster, meist Eigenklöster des Adels, kamen für diese Funktion nicht in
Frage.
12 Wiesehoff, Bettelorden 11; Giese, Bettelordenskirchen, Sp. 394.
13 Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 9—16; Berg, Franziskaner, Sp. 813; die oberdeutsche Provinz umfaßte sechs
Kustodien: Elsaß, Rhein, Bodensee, Schwaben, Bayern und Basel.
14 Thiel, St.Johann, Nr. 21; Hilz, St. Salvator 101 f; Niederlassungen von Mendikanten lagen oft in festummauerten An-
siedlungen an oder außerhalb der Stadtmauern; Elm, Bettelorden, Sp. 2092, Braunfels, Klosterbaukunst 179.
15 Mit den bis 1259 folgenden Grundstücksschenkungen (Hilz, St. Salvator 102ff.) erreichte das Klosterareal im wesentli-
chen die Ausdehnung, wie sie bis zur Säkularisation bestand. Morsbach, Minoritenkloster 268, weist daraufhin, daß
die Regensburger Minoritenniederlassung in keinem von der städtischen Unterschicht bewohnten Umfeld angesiedelt
war. Vielmehr grenzten an das Gelände „großbürgerliche, repräsentative Bürger- und Handelshäuser“ sowie Grünflä-
chen und Wiesen im Osten, wodurch die Möglichkeit zur Erweiterung des Klosterkomplexes offengehalten wurde.
Gauer, Urbs 42 f, sieht in der an die bayerische Herzogspfalz angrenzenden Salvatorkapelle, die seit 1024 urkundlich
nachzuweisen ist, eine der ältesten Kirchen Regensburgs.
16 Hilz, St. Salvator 101 ff. (zur Gründungsausstattung des Klosters).
17 S. Kat.-Nr. 96 (Stifterportal); vgl. auch Stüdeli, Minoritenniederlassungen 51.

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