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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0026
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Innenausstattung
Da die Innenausstattung der Kirche, bis auf die heute noch vorhandenen Grabmäler und restaurierten
Wandfresken, verloren ist, kann nur anhand der schriftlichen Überlieferung ein ungefähres Bild des
Kircheninnenraumes erschlossen werden - dies vor allem deshalb, um die Lage der einzelnen Inschrif-
tenträger genauer bestimmen zu können. Im gotischen Chor finden sich keine Grab- und Gedenkin-
schriften; die hohe Sockelzone zieren zwölf Apostelkreuze sowie zwei Medaillons mit dem Brustbild
Mariens (Nordwand) und Jesu (Südwand). Die Wandflächen zwischen den hohen gotischen Fenstern
und der der Apsis zugewandten Seite des Triumphbogens schmücken Fresken mit Darstellungen von
Heiligengestalten, die häufig durch ein Inschriftenband bezeichnet sind. Von Westen nach Osten be-
trachtet, reihen sich an der nördlichen Chorwand Bruder Berthold (Triumphbogen), die Hl.Klara
von Assisi, der Hl. Petrus Martyr, der Hl. Berardus, der Hl. Bernhardinus von Siena, der Hl. Antonius
von Padua, der Hl. Bonaventura, der Hl. Petrus und der Hl. Wolfgang aneinander (s. Kat.-Nrr. 180-
188). Mit den abendländischen Kirchenvätern Augustinus, Hieronymus, Gregorius und Ambrosius
fährt das Bildprogramm hinter dem einstigen Hochaltar im Chorschluß fort (s. Kat.-Nrr. 200—203).
Die südliche Chorwand zeigt, wiederum von Westen nach Osten aufeinanderfolgend, vermutlich
David von Augsburg, einen unbekannten Franziskanermönch, den Hl.Johannes Evangelista, den
Hl.Johannes Baptista, einen weiteren unbekannten Franziskaner, die Hll. Ludwig von Toulouse,
Franziskus von Assisi, Paulus, Dionysius und Emmeram (s. Kat.-Nrr. 189—198).
Die Ausgestaltung des Chores datiert aus drei Jahrhunderten. Die Apostelkreuze der Sockelzone mit
Inschriften gehören dem 14.Jahrhundert an (s. Kat.-Nr. 77); das Heihgenprogramm mit den ersten
Stifterinschriften entstand Ende des 15.Jahrhundert.125 Gleich den Fresken im Langhaus wurden
auch sie Ende des 16.Jahrhunderts renoviert. In den meisten Fällen präsentiert sich hier fast 100 Jahre
später eine zweite Stiftergeneration.
Die Inschriftendenkmäler waren besonders im Lettnerbereich, in den Seitenschiffen und im Kreuz-
gang angeordnet, alle in der Nähe von Altären. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts liegen nur wenige
Nachrichten über Weihetitel und Patrozinien dieser Altäre vor. Vor dem Mittelteil des Lettners be-
fand sich wohl der Laienaltar, der dem Hl. Kreuz geweiht war.126 Nachzuweisen ist auch ein Achati-
usaltar, der im Jahre 1437 an die Baderzunft vergeben wurde.127 128 Vier Jahre vor der Stiftung ihres Erb-
begräbnisses errichtete auch die Beckenknechtbruderschaft am 20. Mai 1436 an einem nicht genau
bestimmbaren Pfeiler des Mittelschiffes einen Altar zu Ehren der Maria Himmelfahrt und des
Hl. Korbinian.I2,s 1498 stifteten Hans und Dorothea Nürnberger den Annenaltar, der mehrere Patro-
zinien besaß: Hl. Anna, Hl. Johannes Baptista, Hl. Wolfgang, Hl. Dionysius und Hl. Dorothea.129
Diese wenigen Nachrichten lassen allerdings kaum Aussagen über Patrozinienwechsel oder Neuein-
setzungen von Altären zu.130
In seiner Inschriftendokumentation benennt Roman Zirngibl eine Reihe von Altären und die um sie
gruppierten Inschriftenträger, wobei es sich allerdings um den Altarbestand des 18.Jahrhunderts han-
delt. Zur Lage der Denkmäler im Bezug auf die verschiedenen Altäre im Kircheninnenraum bleibt
dieses Grabsteinbuch die einzige Überlieferung.131 Trotzdem kann die Lage der Altäre nur grob be-
stimmt werden. Mit Sicherheit befand sich vor dem Lettner im Mittelschiff der Hl. Kreuz-Altar, dem
sich im nördlichen Seitenschiff der Altar der Beata Virgo Immaculata und im südlichen Seitenschiff
der Portiunkula-Altar anschlossen. Die Aufzählung der weiteren Altäre bei Zirngibl läßt keine Syste-
matik erkennen. So muß die Frage nach der Lage des Andreas-Altares, des Franziskus-Altares, des An-
tonius-Altares, des Ursula-Altares sowie des Altares der Krönung Christi und des Altares der schmerz-
haften Muttergottes offen bleiben.

125 Die Restaurierung der Sockelzone begann im Frühjahr 1993 und ist bislang noch nicht abgeschlossen. Die Heiligen-
darstellungen wurden in den Jahren 1985-1988 wieder instand gesetzt. Ein Teil der Inschriften trägt die Jahreszahl
1499 (s. Kat.-Nrr. 182, 183, 190, 195).
126 Vgl. hierzu allgemein Braun, Altar I, 37.
127 Hilz, St. Salvator 43.
128 Fischer, Bäckergesellen 303; Hilz, Seelgerätstiftung 157E; Hilz, St. Salvator 43.
129 Urkundenbuch St. Anna, fol. 6; MGH Necr. III, 254; Hilz, St. Salvator 43.
130 Vgl. Hilz, St. Salvator 4off.
131 Das von Johann Georg Gölgl im 17.Jahrhundert angelegte Verzeichnis (HStAM RL 304; Abschrift in HStAM RL
480) nennt Kapellen und Altäre, deren Existenz zum Teil nicht mehr nachweisbar ist: „S. S. Trinitatisaltar, S. Ignoratius
capell (sic!) im Singrin, S.Ludovici capell, S.Barbara Altar im Creutzgang, S. Corporis Christi capell mit 3 Altären,
S.Achazy capell, S.Ignorati Altar, S.Ursula Altar, S.Francisi Altar, S.Beatae Virginis Altar, S.Michaelis Altar, S.Seba-
stian! Altar, Unserer Frauen Heimbfarth Altar, S.Eulogy Altar, Unser l(ieben) Frauen Geburt, S.Anna Altar. (HStAM
RL 304, fol. 59v).

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