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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0027
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Zur Ausschmückung des Langhauses zählten, spätestens ab 1492, Fresken über den Arkaden des Mit-
telschiffes, die möglicherweise im Zusammenhang mit der großen Kirchenrenovierung von 1480 ent-
standen.132 Die Bilderfolge zeigt im Südosten Jesus Christus und ihm gegenüber im Nordosten Maria
mit dem Kind. Daran schließen sich die Darstellungen der zwölf Apostel - über jedem Arkadenbogen
eine — an. Jede Szene bestand in der ursprünglichen Fassung aus der Heiligenfigur, flankiert von der
Stifterpersönlichkeit und einer dazugehörigen Inschrift; das Symbolum apostolicum, in gotischen
Minuskeln geschrieben, war ebenfalls Bestandteil dieser ersten Fassung der Wandmalerei.133 Bei der
ersten Restaurierung des Zyklus im Jahre 1580 fügte man jedem ersten Stifter eine zweite Stifterper-
sönlichkeit hinzu; sowohl Heiligengestalten, Stifterfiguren, Inschriftentafeln und -bänder und die Or-
namentik erfuhren eine zeitgemäße „Modernisierung“ (s. Kat.-Nrr. 206—219).134
Während der unter Albert von Törring noch in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts vorgenomme-
nen Barockisierung des Innenraumes blieben die Fresken wahrscheinlich noch erhalten; erst bei der
großen Renovierung im Jahre 1725, der auch der Mittelteil des Lettners zum Opfer fiel und die den
Einzug der Barockdecke mit sich brachte, verschwanden die Fresken unter einer dicken Schicht wei-
ßer Farbe.135 Zur Kirchenausstattung des 18.Jahrhunderts gehörten Altarblätter und Tafelbilder so
berühmter Künstler wie vermutlich Peter Paul Rubens und seiner Schule, Guido Rheni, Martin
Speer und Otto Gebhardt.136
4. Die Überlieferung der Inschriften
Die kopiale Überlieferung
Die Beobachtung, daß gerade in historisch bedeutsamen Zentren sich das gelehrte Interesse an der
Sammlung und Aufzeichnung von Inschriften frühzeitig entwickelte,137 trifft auch für Regensburg
zu. Existenz, Aussehen und Standort vieler Denkmäler sind uns häufig nur aus der schriftlichen Über-
lieferung dieser Inschriftensammler bekannt, welche vom 15. bis in das 20.Jahrhundert mit Akribie
und Gewissenhaftigkeit, aber von unterschiedlicher Intention geleitet, Inschriften erfaßten. Da die
Quellenlage als relativ gut zu bezeichnen ist, kann, unter Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden
Quellen, der Versuch unternommen werden, den ehemaligen Bestand zu rekonstruieren.13'5
Die älteste Handschrift, der „Liber Anniversariorum Fratrum Minorum Ratisbonensium“, wird un-
ter der Signatur clm 1004 in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt (zitiert als BSB clm 1004). Die
Einträge sind auf 49 Blättern in Folioformat (Pergament, 36x27cm) geschrieben und zum Teil mit
farbigen Wappen und Miniaturen versehen.139 Der Liber Anniversariorum wurde von dem Guardian
Johannes RabI4° um das Jahr 1460 begonnen und bis 1532 von etwa sieben verschiedenen Händen
fortgeführt; er enthält neben Stiftungsvermerken und Jahrtagen auch Begräbmseinträge mit Inschrif-
ten. Erstmalig edierte ihn Karl Primbs im Jahre 1868 in Band 25 der Verhandlungen des Historischen
Vereins für Oberpfalz und Regensburg unter dem Titel „Das Jahr und Todtenbuch des Minoritenklo-
sters in Regensburg“ (zitiert als Jahr- und Totenbuch) und versah ihn mit reichen Anmerkungen zu
den dort verzeichneten Personen. Im Jahr 1905 wurde das Anniversar von Franz Ludwig Baumann in
den Monumenta Germaniae Historica, Necrologia Germaniae III, 247-260, herausgegeben (zitiert
als MGH Necr. III). Da die beiden Editionen in manchen Fällen nicht übereinstimmen und vom

132 Eine ausführliche kunstgeschichtliche Darstellung der Fresken im Langhaus erfolgt im Rahmen der Magisterarbeit
von Beate Meier, Studien zum Apostelcredozyklus in der Regensburger Minoritenkirche St. Salvator (ungedr.), Re-
gensburg 1994.
133 Vgl. Künstle, Ikonographie der christlichen Kunst I, 181 — 184; Schiller, Ikonographie der christlichen Kunst 4,1,
134—147; Os, Credo; Möseneder, Haus der Ecclesia 481b
134 Diepolder, Führer 16, weist noch auf die Existenz „eines Frieses mit Darstellung der 14 Nothelfer (um 1300)“ in den
Seitenschiffen hin, deren Restaurierung noch nicht abgeschlossen ist.
135 Die Freilegung der Malereien — begonnen um das Jahr 1978 und beendet 1993 — bezieht sich auftragsgemäß auf den
Bestand von 1580.
136 Meidinger, Beschreibung 289f; s. auch Bosl, Denkmals- und Kulturpflege 28.
137 Vgl. DI 20, XVII.
138 Die rekonstruierten Standorte der Inschriftenträger sind in einer Übersichtskarte im Anhang dieses Bandes verzeich-
net.
139 Zur Beschreibung und Ausstattung der Handschrift vgl. Primbs, Jahr-und Totenbuch 196—198; Segl, Nekrolog 145 f.
140 Zu Johannes Rab s. Kat.-Nr. 101.

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