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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Meier, Beate [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0098
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Inschrift am Architrav:
I. sijhesus • Ta) • chr(istu)s / hy • prmcipes ■ ac • p(ro)ceres c[et]eriq(ue)
fideles. hu(n)c locu(m) funda(n)t francicib) fr(atr)ibus aptant
Inschrift am Stirnbogen:
II. [REN]OVAT[U]M AN[NO 1642] / et 1767
Diese Fürsten, Adeligen und andere Getreue gründen diesen Ort und setzen ihn für die Brüder des Franziskus instand. Es
(das Portal) ist in den Jahren 1642 und 1767 renoviert worden.
Die Inschriften über den Wappenschildern ergänzt nach Überlieferung Eppinger und Schuegraf:
III. Otto ■ dux • bau[a]riae / [comes] p(alatinus) • reni •
Otto, Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein.
[D(omi)na Ludmilla] / reg(ina) polonie
Herrin Ludmilla, Königin Polens.
[Al]be[rtus] comes / de pogen ■
Albert, Graf von Bogen.
Chvn(radus) ep(iscopu)s rat(isponensis) / comes de fro(n)te(n)hause(n)
Konrad, Bischof von Regensburg, Graf von Frontenhausen.
vrbs ratispona
Stadt Regensburg.
[D(omi)n(u)s] henric(us) / rom(anorum) rex
Herr Heinrich, Römischer König.
a) Das erhaben gearbeitete T steht für Tau, ein charakteristisches franziskanisches Zeichen; vgl. Tinelli, Franziskanische
Wappen 378 b
b) Sic!
Wappen: Wittelsbach, Polen, Bogen, Hochstift Regensburg, Stadt Regensburg, Römisches Reich,
Minoritenkloster, Albert von Törring.
Das Portal wurde vermutlich ebenso wie der Bau des Kleinen Kreuzgangs vom Minoritenpater und
Guardian Johannes Rab (s. Kat.-Nr. 101) in Auftrag gegeben. Erließ auch 1460 das Gedenkbuch oder
Anniversarium des Klosters, das bis in die Mitte des lö.Jhs. von verschiedenen Händen fortgeschrie-
ben wurde, anfertigen.A- Das Vorsatzblatt ziert das Wappen von Pfalz-Bayern; darunter die Wappen
des Hl. Römischen Reiches, Bayerns, Bogens, des Hochstifts Regensburg, der Stadt Regensburg und
des Königreiches Polen. Wie beim Portal wird auch hier auf die bedeutendsten Stifter des Klosters
hingewiesen.7)
Herzog Otto II., der Erlauchte, Sohn Ludwigs L, des Kelheimers, und der Ludmilla,8) schenkte 1237
und 12419) Grundstücke in der Nähe der St. Salvatorkapelle. Das Wappen der Wittelsbacher wird
auch auf die von Heinrich XIII. im Jahre 1259 und auf die von Otto III. im Jahre 129010) gemachten
Schenkungen zu beziehen sein.
Ludmilla war die Tochter Herzog Friedrichs von Böhmen und der Elisabeth, der Tochter König Gei-
sas II. von Ungarn. In erster Ehe war sie vermählt mit Albert III. von Bogen, der am 20. Dezember
1198 starb; in zweiter Ehe heiratete sie 1204 Herzog Ludwig I. von Bayern.11) Sie siegelte die Schen-
kungsurkunde ihres Sohnes Albert IV an das Kloster.12) Auf dem Portal ist nicht der Wappenschild
Böhmens, sondern der gekrönte Adler Polens dargestellt. Eine mögliche Erklärung dafür ist, daß man
der Stifterin einen höheren Rang als den einer Herzogstochter einräumen wollte; so bezog man sich
auf die Zeit, als Wenzel II. von Böhmen im Jahre 1300 zum König von Polen gekrönt wurde und die
Königswürde von Böhmen und Polen innehatte. Eine weitere Erklärung für den historischen Irrtum
könnte die Chronik des Andreas von Regensburg liefern. Die Abstammung der in seiner Chronik er-
wähnten Ludmilla war ihm offensichtlich nicht klar, denn ihr Herkunftsland „Bohemie“ ist von spä-
terer Hand eingefügt und mit „Polonie“ überschrieben worden. Ludmilla starb am 5.August
1240. Sie ging als Stifterin des Klosters Seligental bei Landshut in die Geschichte ein.I3)
Albert IV. von Bogen war der Sohn Ludmillas aus ihrer ersten Ehe mit Albert III. von Bogen. Er
schenkte vor Antritt seiner Kreuzfahrt den Minoriten einen Hof neben der Salvatorkapelle. Dieser
Hof diente den Grafen als Wohnsitz für ihre zahlreichen Aufenthalte in Regensburg bei Reichs- und
Landtagen. Die Schenkung fand mit Zustimmung seiner Mutter und seines Stiefbruders Otto II. am

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