der Veronika. Auf dem Altartisch die Patene mit dem umgestürzten Kelch. Überhängendes Altartuch
mit geknüpfter Borte. Auf der Altarstufe kniend links Papst Gregor, rechts ein Bischof, im Profil ein-
ander zugewandt. Neben dem Altar links drei Kardinäle - der vorderste hält die Tiara - , rechts stehen
drei Diakone, der vorderste liest in einem Buch. En face-Darstellung. Kleinerer mittlerer Teil: Die
beiden Verstorbenen mit ihrer Familie. Links in Rüstung auf dem Schemel kniend Erasmus von
Paulsdorf und zwei betende Knaben; rechts dessen Ehefrau mit Schleier, vor ihr kniend zwei betende
Mädchen. Die Wappen der Eheleute, mit Helmzier neben den Figuren, füllen die Ecken (links: Pauls-
dorfer (s. Kat.-Nr. 14); rechts: Leublfing, zwei Balken mit aufrecht sitzendem Hund auf einem Kissen
über der Helmzier). Neben den Wappen auf der linken Seite der Hl. Petrus, rechts der Hl. Wolfgang,
jeweils mit ihren Attributen, Schlüssel und Beil. Zwischen den Gruppen breites Inschriftenband mit
fünfzeiliger erhabener Inschrift, die offensichtlich unvollständig ist, denn die erste Zeile endet in der
Mitte, die letzte Zeile mit „Anno“ — der verbliebene Platz war wohl für das Sterbedatum der Ehefrau
bestimmt.Offensichtlich wurde der Stern schon zu Lebzeiten der Verstorbenen angefertigt, die ge-
nauen Sterbedaten wurden aber nicht mehr nachgetragen. Unten: Em leeres breitrechteckiges Feld,
das wohl eine Inschriftplatte enthielt (II).1 2 3 4) Der Stein war farbig gefaßt. Rote Farbreste finden sich
außen am Rahmen, an den Gewändern der Diakone und Kardinäle, an den Gewändern der Heiligen
und an der Helmzier des Paulsdorfer Wappens. Blaue Farbspuren in der Rahmenkehlung, gelbe am
Mantel des Bischofs und am Grund des unteren Feldes. Der Stein ist stellenweise stark beschädigt.
H. 178cm, B. 116cm, T. 22,5cm, Bu. 3—4cm. - Gotische Minuskel. Abb. 32, 33
I. Anno • d(omi)m • m • cccc (...)/ iar • do • starb • der • edel • vest / erasm • pavlstorf-
fer • zw / der • kurn • Dorothea • lueblfin/gerin • sein • hausfrau • Anno • (.. ,)a)
Leeres breitrechteckiges Feld, in das eine Tafel mit dem Text des zum Epitaph gehörigen Ablasses ein-
gefügt war:
Überlieferung Zirngibl:
II. Wer diese figur Knient ert mit einem pater noster und ave maria der hat von der er-
scheinung die sant gregoren erschain zu Rom in einer Kirchen dy haist porta crux,
den applas derselben Kirchen des ist XXXIII tausent Jar applas, un(d) von XLV pi-
schöffen von ydlicher XL tag applas, u(n)d von XXX pebsten vo(n) ydlichs CG tag
applas dy hat bestätigt, pabst Clemens selig an alle, dy es pas verkünden dy haben
XXXIII tausent iar applas des helft'uns gott amen.
a) Die Worttrenner sind als Zierzeichen gestaltet, die den heutigen Paragraphenzeichen ähneln.
Datum: 1502.5)
Wappen: Paulsdorfer, Leublfing.
Erasmus von Paulsdorf war der Sohn des Heinrich von Paulsdorf und der Kunigunde Zenger (s. Kat.-
Nrr. 121, 123).6 *) Als Mitglied des Löwlerbundes kämpfte er mit seinen Vettern Hanns und Wilhelm
gegen Herzog Albrecht IV. So wird er als einer der acht mächtigen Mitglieder des Löwlerbundes ge-
nannt, mit denen am 7. August 1493 unter Vermittlung von 24 Verordneten der Landschaft die Ver-
söhnung mit dem Herzog stattfand.7) Von 1471 bis 1501 wird er vielfach urkundlich erwähnt, unter
anderem belehnt ihn 1494 König Maximilian mit Reichslehen in Bayern und dem Egerland. Doro-
thea war eine Verwandte des Erasmus, nämlich die Tochter des Christoph Leublfing und der Barbara
Paulsdorf. Die Hochzeit fand im Jahre 1474 statt.8)
Vermutlich haben Erasmus von Paulsdorf und seine Ehefrau Dorothea diesen Ablaß gestiftet. Das Epi-
taph mit der Darstellung der Gregorsmesse und die darunter befindliche Ablaßtafel gaben den Gläu-
bigen die Möglichkeit, an Ort und Stelle Nachlaß von ihren Sündenstrafen zu erlangen. So konnte die
beschwerliche Reise nach Rom in die Kirche Porta Crucis, in der Papst Gregor die Vision der Trans-
substantiation Christi gehabt haben soll, umgangen werden.9)
1) Resch, Paulsdorferkapelle 138; Walderdorff, Regensburg 191; Endres, Führer 16, Nr. 63; KDB II 22,3, 19; Diepolder,
Führer 17.
2) Eckher, fol. 51.
3) Primbs, Jahr-und Totenbuch 285.
4) Eckher, fol. 51, weist daraufhin, daß der Text eines Ablasses in den Stein eingehauen war: „vunder diser schnfft ist ein
ablaß in disen stein angdeittete“.
5) Jahr- und Totenbuch 283, nennt das Datum: „milesimo Qumgentesimo et secundo dominica post Egidi“. Dies ergibt
nicht den 3., sondern den 4. September; Ried, Epitaphia 1805/06, Nr. 150, liest: 3. September 1513; Zirngibl, Epita-
phia 1785/86, führt unter Nr. 298 einen Erasmus Paulsdorfer von Kürn an, der am 3. September 1513 verstorben ist.
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mit geknüpfter Borte. Auf der Altarstufe kniend links Papst Gregor, rechts ein Bischof, im Profil ein-
ander zugewandt. Neben dem Altar links drei Kardinäle - der vorderste hält die Tiara - , rechts stehen
drei Diakone, der vorderste liest in einem Buch. En face-Darstellung. Kleinerer mittlerer Teil: Die
beiden Verstorbenen mit ihrer Familie. Links in Rüstung auf dem Schemel kniend Erasmus von
Paulsdorf und zwei betende Knaben; rechts dessen Ehefrau mit Schleier, vor ihr kniend zwei betende
Mädchen. Die Wappen der Eheleute, mit Helmzier neben den Figuren, füllen die Ecken (links: Pauls-
dorfer (s. Kat.-Nr. 14); rechts: Leublfing, zwei Balken mit aufrecht sitzendem Hund auf einem Kissen
über der Helmzier). Neben den Wappen auf der linken Seite der Hl. Petrus, rechts der Hl. Wolfgang,
jeweils mit ihren Attributen, Schlüssel und Beil. Zwischen den Gruppen breites Inschriftenband mit
fünfzeiliger erhabener Inschrift, die offensichtlich unvollständig ist, denn die erste Zeile endet in der
Mitte, die letzte Zeile mit „Anno“ — der verbliebene Platz war wohl für das Sterbedatum der Ehefrau
bestimmt.Offensichtlich wurde der Stern schon zu Lebzeiten der Verstorbenen angefertigt, die ge-
nauen Sterbedaten wurden aber nicht mehr nachgetragen. Unten: Em leeres breitrechteckiges Feld,
das wohl eine Inschriftplatte enthielt (II).1 2 3 4) Der Stein war farbig gefaßt. Rote Farbreste finden sich
außen am Rahmen, an den Gewändern der Diakone und Kardinäle, an den Gewändern der Heiligen
und an der Helmzier des Paulsdorfer Wappens. Blaue Farbspuren in der Rahmenkehlung, gelbe am
Mantel des Bischofs und am Grund des unteren Feldes. Der Stein ist stellenweise stark beschädigt.
H. 178cm, B. 116cm, T. 22,5cm, Bu. 3—4cm. - Gotische Minuskel. Abb. 32, 33
I. Anno • d(omi)m • m • cccc (...)/ iar • do • starb • der • edel • vest / erasm • pavlstorf-
fer • zw / der • kurn • Dorothea • lueblfin/gerin • sein • hausfrau • Anno • (.. ,)a)
Leeres breitrechteckiges Feld, in das eine Tafel mit dem Text des zum Epitaph gehörigen Ablasses ein-
gefügt war:
Überlieferung Zirngibl:
II. Wer diese figur Knient ert mit einem pater noster und ave maria der hat von der er-
scheinung die sant gregoren erschain zu Rom in einer Kirchen dy haist porta crux,
den applas derselben Kirchen des ist XXXIII tausent Jar applas, un(d) von XLV pi-
schöffen von ydlicher XL tag applas, u(n)d von XXX pebsten vo(n) ydlichs CG tag
applas dy hat bestätigt, pabst Clemens selig an alle, dy es pas verkünden dy haben
XXXIII tausent iar applas des helft'uns gott amen.
a) Die Worttrenner sind als Zierzeichen gestaltet, die den heutigen Paragraphenzeichen ähneln.
Datum: 1502.5)
Wappen: Paulsdorfer, Leublfing.
Erasmus von Paulsdorf war der Sohn des Heinrich von Paulsdorf und der Kunigunde Zenger (s. Kat.-
Nrr. 121, 123).6 *) Als Mitglied des Löwlerbundes kämpfte er mit seinen Vettern Hanns und Wilhelm
gegen Herzog Albrecht IV. So wird er als einer der acht mächtigen Mitglieder des Löwlerbundes ge-
nannt, mit denen am 7. August 1493 unter Vermittlung von 24 Verordneten der Landschaft die Ver-
söhnung mit dem Herzog stattfand.7) Von 1471 bis 1501 wird er vielfach urkundlich erwähnt, unter
anderem belehnt ihn 1494 König Maximilian mit Reichslehen in Bayern und dem Egerland. Doro-
thea war eine Verwandte des Erasmus, nämlich die Tochter des Christoph Leublfing und der Barbara
Paulsdorf. Die Hochzeit fand im Jahre 1474 statt.8)
Vermutlich haben Erasmus von Paulsdorf und seine Ehefrau Dorothea diesen Ablaß gestiftet. Das Epi-
taph mit der Darstellung der Gregorsmesse und die darunter befindliche Ablaßtafel gaben den Gläu-
bigen die Möglichkeit, an Ort und Stelle Nachlaß von ihren Sündenstrafen zu erlangen. So konnte die
beschwerliche Reise nach Rom in die Kirche Porta Crucis, in der Papst Gregor die Vision der Trans-
substantiation Christi gehabt haben soll, umgangen werden.9)
1) Resch, Paulsdorferkapelle 138; Walderdorff, Regensburg 191; Endres, Führer 16, Nr. 63; KDB II 22,3, 19; Diepolder,
Führer 17.
2) Eckher, fol. 51.
3) Primbs, Jahr-und Totenbuch 285.
4) Eckher, fol. 51, weist daraufhin, daß der Text eines Ablasses in den Stein eingehauen war: „vunder diser schnfft ist ein
ablaß in disen stein angdeittete“.
5) Jahr- und Totenbuch 283, nennt das Datum: „milesimo Qumgentesimo et secundo dominica post Egidi“. Dies ergibt
nicht den 3., sondern den 4. September; Ried, Epitaphia 1805/06, Nr. 150, liest: 3. September 1513; Zirngibl, Epita-
phia 1785/86, führt unter Nr. 298 einen Erasmus Paulsdorfer von Kürn an, der am 3. September 1513 verstorben ist.
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