ein kultureller Aufschwung erfolgt, der vor allem auf dem Gebiet der Bau- und Bildhauerkunst seine
Spuren hinterlassen hat83. 1567 wurde Schloß Neuburg erbaut; das achteckige Oberteil des Tor-
turmes entstand um 1600. Auf der westlichen Seite über der Einfahrt zeigt eine Tafel die Wappen der
Erbauer, Johann Christoph Vöhlins und seiner Ehefrau Veronika, geb. von Freyberg. Die Inschrift
darunter wurde bei der Schloßrenovierung im Jahre 1991 überarbeitet und nennt jetzt neben den Na-
men der Erbauer und dem Erbauungsjahr auch den des heutigen Besitzers und die Renovierung im
Jahre 199184. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in Krumbach unter Hans Lamparter von
Greifenstein der Schloß-Neubau aufgeführt, 1556-59 erfolgte die Wiedererrichtung des Leipheimer
Schlosses als Sitz der ulmischen Vögte. 1566 ließ Hans Friedrich von Roth das Obere Schloß in
Ichenhausen erbauen. Die Kirchtürme in Behlingen und Ursberg, die Herrgottsruhkapelle in Hal-
denwang85 entstanden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In diese Zeit fällt auch die Umge-
staltung des Innenraums der Rettenbacher Kirche. Beachtliche künstlerische Leistungen wurden auf
dem Gebiet der Bildhauerkunst vollbracht, wie erhaltene Grabdenkmäler Augsburger und Ulmer
Künstler belegen. Die darauf erhaltenen Grabinschriften machen einen Großteil des epigraphischen
Denkmälerbestandes jener Zeit aus. Diese kulturelle Hochblüte währte nicht lange. Im Verlauf des
30-jährigen Krieges wurde das kulturelle Schaffen nahezu ausgelöscht. Im nordöstlichen Teil des
Kreisgebietes lag eine Pufferzone zwischen den feindlichen Konfessionsblöcken; 1620 lagen sich die
Bundesheere bei Leipheim und Günzburg gegenüber. Um diese Zeit entstanden im südlichen Teil
des Landkreises noch die Kirchen in Haupeltshofen und Niederraunau, die beide der Domherr Mar-
quard von Freyberg errichten ließ86.
Die auffallend geringe Zahl von Inschriften aus den Jahrzehnten während des Krieges und auch da-
nach zeigt, daß das künstlerische Wirken nahezu zum Erliegen gekommen war und der Aufschwung
nur langsam von statten ging. Die Stiftskirche Ursberg, die 1632 ausgebrannt war, wurde 1666/70 er-
höht und reich ausgestattet. Mit dem Neubau der Wettenhausener Stiftskirche wurde 1670 begonnen.
Die Kirche in Ziemetshausen wurde 1686 umgebaut und stukkiert, in Edelstetten erfolgte ab 1682 ein
Neubau der Stiftsanlage, die Kirche wurde nach einer ersten Instandsetzung 1709/12 durch einen
Neubau ersetzt. Oft bedeutete ein Wiederaufbau und eine Neugestaltung der Klöster, Stifte und Kir-
chen im Zeitalter der Gegenreformation auch eine Steigerung der Verlustrate von Inschriften. Wenn
auch die Denkmäler nicht unbedingt entfernt oder zerstört wurden, so wurden sie doch oft im
Außenbereich angebracht und somit Verwitterungseinflüssen ausgeliefert.
Durch die Säkularisation, die in größtem Ausmaß eine Zerstörung von Kulturgütern bewirkte, fiel
fast das ganze östliche Schwaben dem Kurfürsten von Bayern zu; im Kreisgebiet waren dies insbeson-
dere Besitzungen der 1802 aufgelösten Stifte Ursberg und Wettenhausen, die Güter der außerhalb des
Kreisgebiets gelegenen Stifte Roggenburg und Elchmgen und des Hochstifts Augsburg. Das Damen-
stift Edelstetten wurde dem Fürsten von Ligne zugesprochen, der es 1803 auflösen ließ und 1804 an
den Fürsten Esterhazy verkaufte8 / Das aufgelassene Stift Wettenhausen wurde, nachdem es zunächst
Sitz, eines kgl. Rent- und Forstamtes gewesen war, 1865 von Dominikanerinnen aus Augsburg erwor-
ben und zu einer Erziehungsanstalt für Mädchen umgebaut88. Auch in Ursberg waren in den ehern.
Stiftsgebäuden zunächst Rentamt, Forstamt, Pfarramt, und seit 1816 auch das Landgericht unterge-
bracht. 1884 kaufte der Priester Dominikus Rmgeisen die ehern. Stiftsgebäude und richtete hier eine
Anstalt für Behinderte ein89.
Günzburg war Sitz eines kgl. bayer. provisorischen Oberamts. Infolge der Revolution des Jahres 1848
wurden die Sonderrechte des mediatisierten Adels abgeschafft. Es erfolgte eine Neugliederung des
Gebietes mit bayerischen Behörden; das heutige Kreisgebiet bildete zunächst die Landgerichte
Burgau (bis 1808 Sitz im säkularisierten Kloster Wettenhausen), Günzburg, und Ursberg-Krumbach
83 Einen Überblick über Bau- und Bildhauerkunst im Landkreis bieten die entsprechenden Kapitel in den beiden Land-
kreisbüchern. Landkreis Günzburg 75 — 82; Landkreis Krumbach II, 15 — 31.
84 Erbaut im Jahre 1567 von / Freiherr Joh. Christoph Vöhlin / und Freiin Veronika geb. v. Freyberg // Von Grund auf
wieder herge-/stellt im Jahre 1991 von / Michael Siegfried Taatz.
85 S. Nr. 134
86 Marquard von Freyberg betreffende Inschriften s. Nrr. 153, 161, 164, 165, 166.
87 Hahn, Krumbach 55.
88 Steichele/Schröder, Bisthum Augsburg V, 535.
89 Tröger, Dominikus Rmgeisen 54; Lohmüller, Reichsstift Ursberg 232.
XIX
Spuren hinterlassen hat83. 1567 wurde Schloß Neuburg erbaut; das achteckige Oberteil des Tor-
turmes entstand um 1600. Auf der westlichen Seite über der Einfahrt zeigt eine Tafel die Wappen der
Erbauer, Johann Christoph Vöhlins und seiner Ehefrau Veronika, geb. von Freyberg. Die Inschrift
darunter wurde bei der Schloßrenovierung im Jahre 1991 überarbeitet und nennt jetzt neben den Na-
men der Erbauer und dem Erbauungsjahr auch den des heutigen Besitzers und die Renovierung im
Jahre 199184. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in Krumbach unter Hans Lamparter von
Greifenstein der Schloß-Neubau aufgeführt, 1556-59 erfolgte die Wiedererrichtung des Leipheimer
Schlosses als Sitz der ulmischen Vögte. 1566 ließ Hans Friedrich von Roth das Obere Schloß in
Ichenhausen erbauen. Die Kirchtürme in Behlingen und Ursberg, die Herrgottsruhkapelle in Hal-
denwang85 entstanden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In diese Zeit fällt auch die Umge-
staltung des Innenraums der Rettenbacher Kirche. Beachtliche künstlerische Leistungen wurden auf
dem Gebiet der Bildhauerkunst vollbracht, wie erhaltene Grabdenkmäler Augsburger und Ulmer
Künstler belegen. Die darauf erhaltenen Grabinschriften machen einen Großteil des epigraphischen
Denkmälerbestandes jener Zeit aus. Diese kulturelle Hochblüte währte nicht lange. Im Verlauf des
30-jährigen Krieges wurde das kulturelle Schaffen nahezu ausgelöscht. Im nordöstlichen Teil des
Kreisgebietes lag eine Pufferzone zwischen den feindlichen Konfessionsblöcken; 1620 lagen sich die
Bundesheere bei Leipheim und Günzburg gegenüber. Um diese Zeit entstanden im südlichen Teil
des Landkreises noch die Kirchen in Haupeltshofen und Niederraunau, die beide der Domherr Mar-
quard von Freyberg errichten ließ86.
Die auffallend geringe Zahl von Inschriften aus den Jahrzehnten während des Krieges und auch da-
nach zeigt, daß das künstlerische Wirken nahezu zum Erliegen gekommen war und der Aufschwung
nur langsam von statten ging. Die Stiftskirche Ursberg, die 1632 ausgebrannt war, wurde 1666/70 er-
höht und reich ausgestattet. Mit dem Neubau der Wettenhausener Stiftskirche wurde 1670 begonnen.
Die Kirche in Ziemetshausen wurde 1686 umgebaut und stukkiert, in Edelstetten erfolgte ab 1682 ein
Neubau der Stiftsanlage, die Kirche wurde nach einer ersten Instandsetzung 1709/12 durch einen
Neubau ersetzt. Oft bedeutete ein Wiederaufbau und eine Neugestaltung der Klöster, Stifte und Kir-
chen im Zeitalter der Gegenreformation auch eine Steigerung der Verlustrate von Inschriften. Wenn
auch die Denkmäler nicht unbedingt entfernt oder zerstört wurden, so wurden sie doch oft im
Außenbereich angebracht und somit Verwitterungseinflüssen ausgeliefert.
Durch die Säkularisation, die in größtem Ausmaß eine Zerstörung von Kulturgütern bewirkte, fiel
fast das ganze östliche Schwaben dem Kurfürsten von Bayern zu; im Kreisgebiet waren dies insbeson-
dere Besitzungen der 1802 aufgelösten Stifte Ursberg und Wettenhausen, die Güter der außerhalb des
Kreisgebiets gelegenen Stifte Roggenburg und Elchmgen und des Hochstifts Augsburg. Das Damen-
stift Edelstetten wurde dem Fürsten von Ligne zugesprochen, der es 1803 auflösen ließ und 1804 an
den Fürsten Esterhazy verkaufte8 / Das aufgelassene Stift Wettenhausen wurde, nachdem es zunächst
Sitz, eines kgl. Rent- und Forstamtes gewesen war, 1865 von Dominikanerinnen aus Augsburg erwor-
ben und zu einer Erziehungsanstalt für Mädchen umgebaut88. Auch in Ursberg waren in den ehern.
Stiftsgebäuden zunächst Rentamt, Forstamt, Pfarramt, und seit 1816 auch das Landgericht unterge-
bracht. 1884 kaufte der Priester Dominikus Rmgeisen die ehern. Stiftsgebäude und richtete hier eine
Anstalt für Behinderte ein89.
Günzburg war Sitz eines kgl. bayer. provisorischen Oberamts. Infolge der Revolution des Jahres 1848
wurden die Sonderrechte des mediatisierten Adels abgeschafft. Es erfolgte eine Neugliederung des
Gebietes mit bayerischen Behörden; das heutige Kreisgebiet bildete zunächst die Landgerichte
Burgau (bis 1808 Sitz im säkularisierten Kloster Wettenhausen), Günzburg, und Ursberg-Krumbach
83 Einen Überblick über Bau- und Bildhauerkunst im Landkreis bieten die entsprechenden Kapitel in den beiden Land-
kreisbüchern. Landkreis Günzburg 75 — 82; Landkreis Krumbach II, 15 — 31.
84 Erbaut im Jahre 1567 von / Freiherr Joh. Christoph Vöhlin / und Freiin Veronika geb. v. Freyberg // Von Grund auf
wieder herge-/stellt im Jahre 1991 von / Michael Siegfried Taatz.
85 S. Nr. 134
86 Marquard von Freyberg betreffende Inschriften s. Nrr. 153, 161, 164, 165, 166.
87 Hahn, Krumbach 55.
88 Steichele/Schröder, Bisthum Augsburg V, 535.
89 Tröger, Dominikus Rmgeisen 54; Lohmüller, Reichsstift Ursberg 232.
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