Unterjettingen), Remigius (Bondorf, Merklingen), Blasius undBrictius (Altdorf), Germanus (Malms-
heim), Stephan (Kuppingen mit Oberjesmgen, Nufringen und Affstädt) oder Nikomedes (Hildriz-
hausen). Der frühen Zeit dürften auch die Weihungen der Peterskirchen in Gültstein (mit Nebringen
und Mönchberg), Renningen und Weil der Stadt (erst später Peter und Paul) angehören. Urkundlich
bezeugt sind die meisten Kirchen des Kreisgebietes verhältnismäßig spät. Die früheste Erwähnung
(779) betrifft St. Quintinus in dem bei Herrenberg abgegangenen Mühlhausen (mit Haslach und dem
ebenfalls abgegangenen Reistingen).
Das Erbe der Grafen von Calw traten spätestens im 13.Jahrhundert die Pfalzgrafen von Tübingen
an10. Namengebender Hauptsitz dieses Geschlechtes war die vor 1078 errichtete Burg an der Stelle
des Schlosses Hohentübingen. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht stehend erhielten sie vor 1146 die
Pfalzgrafenwürde des Herzogtums Schwaben. Der Schwerpunkt ihrer Herrschaft lag im Nagoldgau,
aber auch auf der Alb und an der Donau um ihre Klostergründung Blaubeuren. Der Schönbuch,
wohl zur Zeit der Merowinger ein Reichsforst, und mit ihm ein großer Teil des Bearbeitungsgebiets
fielen vermutlich im 12.Jahrhundert an die Tübinger, die zugleich Nachfahren und Rechtsnachfol-
ger der — nur undeutlich umnssenen — „Grafen von Hilderateshusen“ waren. Die letzteren stehen
vielleicht mit der ältesten erhaltenen Inschrift des Bearbeitungsgebietes in Hildrizhausen in Verbin-
dung (Katalog nr. 1). Fortwährende Besitzteilungen spalteten die Familie der Pfalzgrafen von Tübin-
gen in mehrere Linien, von denen hier nur die Linien Herrenberg-Sindelfingen und Böblingen-As-
perg von Belang sind. Verschuldung und allzu großzügige Stiftungen an die Kirche führten
schließlich im Verlauf des 14.Jahrhunderts den schrittweisen Verkauf aller Herrschaften an das
aufstrebende Grafenhaus Württemberg herbei11. Doch haben die Pfalzgrafen von Tübingen für das
Bearbeitungsgebiet als die Gründer der Städte Böblingen, Herrenberg und Sindelfingen erhebliche
Bedeutung12; sie waren ursprünglich in diesen Städten auch mit Inschriften-Denkmälern vertreten
(Katalog nrr. 9, 20, 31, 33; Anhl4a).
Die Grafen von Württemberg13 sind im Kreisgebiet spätestens 1248 faßbar als Gründer der Stadt Leon-
berg als einem Stützpunkt gegen die konkurrierenden Staufer-Gründungen Weil der Stadt (vor 1241)
und Markgröningen (um 1240). Nach dem Ende des staufischen Kaiserhauses um 1268 ist die Ternto-
rienbildung des Hauses Württemberg kontinuierlich ausgebaut und abgerundet worden; sie verlief
parallel zum Niedergang der Tübinger und auch der Grafen von Hohenberg. Deren Herrschaft
Nagold mit Bondorfund die Stadt Waldenbuch mit Leinfelden und Schönaich im Südosten des Kreis-
gebietes kamen durch Kauf an Württemberg, ehe die eigentliche Grafschaft Hohenberg 1381 an
Österreich überging. Im Bearbeitungsgebiet entstand ein relativ geschlossenes, rem württembergi-
sches Gebiet mit einer Machtkonzentration, die die reichsfreie Ritterschaft konsequent an einer terri-
torialen Ausbreitung hinderte und lediglich — oftmals wechselnde — Lehensverhältnisse zuließ.
Die Konzentration württembergischer Macht in diesem Bereich verlangte nach einer Residenzstadt
zur Selbstdarstellung und zur Pflege des Totengedächtnisses der aufsteigenden Dynastie. Graf Eber-
hard I. verlegte 1315 die Grablege der Württemberger aus dem Remstal in die zur Stiftskirche erho-
bene Stuttgarter Hl. Kreuzkirche und unternahm den hochgotischen Chorneubau. Die Nähe des
Stuttgarter Hofes als des wichtigsten künstlerischen Zentrums des Landes neben den Residenzen
Tübingen und Urach hatte günstige Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen und befruchtete die
künstlerischen Unternehmungen im Bearbeitungsgebiet. Als Verwaltungsmittelpunkt für das würt-
tembergische Herrschaftsgebiet zog Stuttgart seinerseits die aufstrebenden Kräfte des Klerus und
der Bürgerschaft aus der nächsten Umgebung an. Die Anfänge einer straffen Verwaltungsgliederung
begannen schon nut dem Erwerb des Glemsgaues 1308 und der kurz darauf vorgenommenen Ein-
teilung des Landes in Ämter, die zunächst als Vogteien bezeichnet wurden.
10 Jänichen, H., in: Der Landkreis Tübingen I. AmtlKreisbeschreibung. Tübingen 1967, 213 — 218. — Die Pfalzgrafen
von Tübingen. Hg. v. Decker-Hauff, H.M., Quarthai, F, Setzler, W, Sigmaringen 1981. - Lorenz, S., Tübinger,
Staufer und andere Herrschaftsträger. In: Von Schwaben bis Jerusalem, Facetten staufischer Geschichte. Hg. v.
Lorenz, S. u. Schmidt, Ulrich. Sigmaringen 1995, 285-320; LM 8 (1997) Sp. 1075-1077 (I.Eberl).
11 Zur Übersicht über diesen Ausverkauf vgl. AmtlKreisbeschreibung III 67 f.
12 Scholkmann, B., Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg. In: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch 1992, 182 — 199;
hier 186 f.
13 Grundlegend hierzu: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte 2: Die Territorien im alten Reich.
Hg. v. Schaab, M. u. Schwarzmaier, H., in Verbindung mit Mertens, D. u. Press, V. (Veröff. der Kommission für ge-
schichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg). Stuttgart 1995, 6ff.
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heim), Stephan (Kuppingen mit Oberjesmgen, Nufringen und Affstädt) oder Nikomedes (Hildriz-
hausen). Der frühen Zeit dürften auch die Weihungen der Peterskirchen in Gültstein (mit Nebringen
und Mönchberg), Renningen und Weil der Stadt (erst später Peter und Paul) angehören. Urkundlich
bezeugt sind die meisten Kirchen des Kreisgebietes verhältnismäßig spät. Die früheste Erwähnung
(779) betrifft St. Quintinus in dem bei Herrenberg abgegangenen Mühlhausen (mit Haslach und dem
ebenfalls abgegangenen Reistingen).
Das Erbe der Grafen von Calw traten spätestens im 13.Jahrhundert die Pfalzgrafen von Tübingen
an10. Namengebender Hauptsitz dieses Geschlechtes war die vor 1078 errichtete Burg an der Stelle
des Schlosses Hohentübingen. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht stehend erhielten sie vor 1146 die
Pfalzgrafenwürde des Herzogtums Schwaben. Der Schwerpunkt ihrer Herrschaft lag im Nagoldgau,
aber auch auf der Alb und an der Donau um ihre Klostergründung Blaubeuren. Der Schönbuch,
wohl zur Zeit der Merowinger ein Reichsforst, und mit ihm ein großer Teil des Bearbeitungsgebiets
fielen vermutlich im 12.Jahrhundert an die Tübinger, die zugleich Nachfahren und Rechtsnachfol-
ger der — nur undeutlich umnssenen — „Grafen von Hilderateshusen“ waren. Die letzteren stehen
vielleicht mit der ältesten erhaltenen Inschrift des Bearbeitungsgebietes in Hildrizhausen in Verbin-
dung (Katalog nr. 1). Fortwährende Besitzteilungen spalteten die Familie der Pfalzgrafen von Tübin-
gen in mehrere Linien, von denen hier nur die Linien Herrenberg-Sindelfingen und Böblingen-As-
perg von Belang sind. Verschuldung und allzu großzügige Stiftungen an die Kirche führten
schließlich im Verlauf des 14.Jahrhunderts den schrittweisen Verkauf aller Herrschaften an das
aufstrebende Grafenhaus Württemberg herbei11. Doch haben die Pfalzgrafen von Tübingen für das
Bearbeitungsgebiet als die Gründer der Städte Böblingen, Herrenberg und Sindelfingen erhebliche
Bedeutung12; sie waren ursprünglich in diesen Städten auch mit Inschriften-Denkmälern vertreten
(Katalog nrr. 9, 20, 31, 33; Anhl4a).
Die Grafen von Württemberg13 sind im Kreisgebiet spätestens 1248 faßbar als Gründer der Stadt Leon-
berg als einem Stützpunkt gegen die konkurrierenden Staufer-Gründungen Weil der Stadt (vor 1241)
und Markgröningen (um 1240). Nach dem Ende des staufischen Kaiserhauses um 1268 ist die Ternto-
rienbildung des Hauses Württemberg kontinuierlich ausgebaut und abgerundet worden; sie verlief
parallel zum Niedergang der Tübinger und auch der Grafen von Hohenberg. Deren Herrschaft
Nagold mit Bondorfund die Stadt Waldenbuch mit Leinfelden und Schönaich im Südosten des Kreis-
gebietes kamen durch Kauf an Württemberg, ehe die eigentliche Grafschaft Hohenberg 1381 an
Österreich überging. Im Bearbeitungsgebiet entstand ein relativ geschlossenes, rem württembergi-
sches Gebiet mit einer Machtkonzentration, die die reichsfreie Ritterschaft konsequent an einer terri-
torialen Ausbreitung hinderte und lediglich — oftmals wechselnde — Lehensverhältnisse zuließ.
Die Konzentration württembergischer Macht in diesem Bereich verlangte nach einer Residenzstadt
zur Selbstdarstellung und zur Pflege des Totengedächtnisses der aufsteigenden Dynastie. Graf Eber-
hard I. verlegte 1315 die Grablege der Württemberger aus dem Remstal in die zur Stiftskirche erho-
bene Stuttgarter Hl. Kreuzkirche und unternahm den hochgotischen Chorneubau. Die Nähe des
Stuttgarter Hofes als des wichtigsten künstlerischen Zentrums des Landes neben den Residenzen
Tübingen und Urach hatte günstige Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen und befruchtete die
künstlerischen Unternehmungen im Bearbeitungsgebiet. Als Verwaltungsmittelpunkt für das würt-
tembergische Herrschaftsgebiet zog Stuttgart seinerseits die aufstrebenden Kräfte des Klerus und
der Bürgerschaft aus der nächsten Umgebung an. Die Anfänge einer straffen Verwaltungsgliederung
begannen schon nut dem Erwerb des Glemsgaues 1308 und der kurz darauf vorgenommenen Ein-
teilung des Landes in Ämter, die zunächst als Vogteien bezeichnet wurden.
10 Jänichen, H., in: Der Landkreis Tübingen I. AmtlKreisbeschreibung. Tübingen 1967, 213 — 218. — Die Pfalzgrafen
von Tübingen. Hg. v. Decker-Hauff, H.M., Quarthai, F, Setzler, W, Sigmaringen 1981. - Lorenz, S., Tübinger,
Staufer und andere Herrschaftsträger. In: Von Schwaben bis Jerusalem, Facetten staufischer Geschichte. Hg. v.
Lorenz, S. u. Schmidt, Ulrich. Sigmaringen 1995, 285-320; LM 8 (1997) Sp. 1075-1077 (I.Eberl).
11 Zur Übersicht über diesen Ausverkauf vgl. AmtlKreisbeschreibung III 67 f.
12 Scholkmann, B., Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg. In: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch 1992, 182 — 199;
hier 186 f.
13 Grundlegend hierzu: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte 2: Die Territorien im alten Reich.
Hg. v. Schaab, M. u. Schwarzmaier, H., in Verbindung mit Mertens, D. u. Press, V. (Veröff. der Kommission für ge-
schichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg). Stuttgart 1995, 6ff.
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