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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0060
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Nassau

des188 war jedoch schon nicht mehr vorhanden. In einem Mandat, das der Diezer Amtmann Dr. Martin
Naurath 1618 in Auftrag und Namen Ernst Casimirs189 von Nassau-Diez veröffentlichte, verwies er auf die
drei Jahre zuvor gemeinsam erlassene Polizeiordnung und die darin enthaltenen Anweisungen zum Besuch
der Predigtgottesdienste und des Katechismusunterrichts. Einzelne Punkte der Polizeiordnung wurden
wiederholt; hierzu gehörte auch, dass möglichst alle Gläubigen zu den Predigten erscheinen und bis zum
Ende der Gottesdienste in der Kirche verharren sollten oder dass weltliche Geschäfte an den Bettagen
während der Gottesdienstzeiten zu unterbleiben hatten.190

3. Walramische Linie: Weilburg/Saarbrücken und Wiesbaden/Idstein
Mit der Landesteilung 1255 begründete Walram II. (um 1220-n. 1276) die walramische Linie des Nassauer
Grafenhauses, deren Vertreter den südlichen Landesteil links der Lahn mit Weilburg, Idstein und Wiesba-
den besaßen.191 Unter den Söhnen Graf Gerlachs I. (☨1361) wurde das Territorium geteilt, Adolf I. erhielt
Wiesbaden-Idstein, Johann I. Weilburg. Die innerhalb der walramischen Linie hiermit entstandenen Unter-
linien Wiesbaden-Idstein und Weilburg existierten bis Anfang des 17. Jahrhunderts nebeneinander. 1605
starb die Wiesbaden-Idsteiner Linie aus, das Land fiel an die Weilburger zurück. Seit dieser Zeit war der
gesamte walramische Besitz wieder in der Hand Graf Ludwigs II. von Nassau-Weilburg (☨1627) verei-
nigt.192
Die beiden 1361 hervorgetretenen Linien Idstein-Wiesbaden und Weilburg zerfielen während des 16.
Jahrhunderts in weitere Unterlinien. Der Weilburger Zweig hatte 1381 die Grafschaft Saarbrücken, beste-
hend aus den Oberämtern Saarbrücken, Ottweiler und Homburg, geerbt und damit einen Landesteil dazu-
gewonnen, der weit entfernt von den Nassauer Stammlanden lag.193 Nach dem Tod Philipps I. von Nassau-
Weilburg (☨1429) wurde dieser geographischen Situation Rechnung getragen, indem das Herrschaftsgebiet
1442 unter seine Söhne aufgeteilt wurde: Johann II. regierte das an der Saar gelegene Territorium von
Saarbrücken, Philipp II. die rechtsrheinischen Gebiete von Weilburg aus.194 Beide Territorien bestanden
mehrere Jahrzehnte nebeneinander, bis sie erneut geteilt wurden.

3a. Die Reformation in Nassau-Weilburg
Die Weilburger Linie blieb mehr als ein Jahrhundert - von 1442 bis zum Tod Philipps III. 1559 - als Einheit
erhalten. Der Herrschaftsbereich Philipps III.,195 der 1523 die Regierung übernahm, umfasste die Graf-
schaft Weilburg und die Herrschaft Usingen. Der Hüttenberg und das gemeine Land an der Lahn waren

Kondominate mit den Landgrafen von Hessen.196

188 Vgl. Münch, Nassau, S. 248; Hollmann, Nassau,
S. 38.
189 Zu Ernst Casimir von Nassau-Diez siehe Muller, Ernst
Casimir, in: ADB 6 (1877), S. 293.
190 Zur Reglementierung des Kirchgangs in Nassau-Dillen-
burg zwischen 1590 und 1683 vgl. Schmidt, Glaube,
S.267-276.
191 Gensicke, Landesgeschichte, S. 279; Münch, Nassau,
S. 236; Peters, Sarcerius, S. 21; Hollmann, Nassau,
S. 22f.; Demandt, Geschichte, S. 376-391.

192 Jacobson, Geschichte, S. 623; Demandt, Geschichte,
S. 428.
193 Herrmann, Reformation, S. 43; Jacobson, Ge-
schichte, S. 644f.; Conrad, Umstrukturierung, S. 47;
Glawischnig, Niederlande, S. 7; Münch, Nassau,
S. 236.
194 Spielmann, Geschichte I, S. 167-172.
195 Zu Philipp III. von Nassau-Weilburg siehe Schlie-
phake/Menzel, Geschichte 6, S. 202-339.
196 Spielmann, Geschichte I, S. 172f.; Steitz, Geschich-
te I, S. 48f.

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