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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0217
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28. Visitationsabschied 1611

fen können, vorhalten, undt also die kinder nicht
nach ihnen, sondern sie nach den kindern in diesem
fall sich accommodiren undt richten sollen. Damit
aber dasselbe mit desto mehrerm nutz geschehen
möge, so sollen sie angehende jugendt in den kleinen
Heidelbergischen fragstücken12 uben, die profectio-
res aber auch mit gleichmäsigen, verständtlichen
fragen fortpringen, auch zu dem endt ein jedes kindt
nach seinem profectu in der kirchen under der kin-
derlehr underschiedtlich undt ordendlich stellen,
undt dieweil die nachmittagspredigten uff den I 3r I
sontagen vornemblich ad catechetica verordnet, so
sollen auch in solchen nachmittagspredigten, so
wintters, so sommers, ordinarie anders nichts als ca-
techetica tractirt, undt was dem zu entgegen bishero
schädtlichen eingerissen, wider abgeschafft werden.
4. Ferner undt zum vierten, alsdan auch in etlichen
kirchen undt capellen tauffstein etwan außm baps-
thumb hero noch seindt, in etlichen aber ahnstatt
derselben holtzwerck oder etwas anders, wie ein
thauffstein formiret, gefunden, dagegen ahn andern
örthern ein becken zum tauff gebraucht, ahn etiich
wenig örthern auch die eltern zugleich bey dem tauff
mit stehend, ahn andern örthern aber dasselbe un-
derlasen wirdt, damit dan auch hieraus nit etwan
ungleicher verstandt endtstehen möge, so ist eben-
mäsig, so viel auch diesen puncten anlangt, insge-
mein geschlossen, das man die taufstein undt was
denen gleich formirt undt propria authoritate einge-
führt sein mag, abschaffen, hergegen aber ahn der-
selben statt nur ein becken, gleich wie in der Chur-
pfaltz13, dahin dan angezogene vätterliche disposi-
tion auch weiset, undt sonst in der grafschafft
Naßaw Catzenelnbogen albereit undt vor diesem
d Im Text: stehehn.
e So in B. In A: verlesen.
f Fehlt A, ergänzt aus B.

12 Der Kleine Heidelberger Katechismus wurde 1576 erst-
mals gedruckt unter dem Titel „Etliche fürnemste frag-
stück, dem gemeynen volck, auch den jungen angehen-
den kindern zum besten auß dem catechismo, wie der in
churfürstlicher Pfaltz kirchen und schulen getriben würt,
gezogen“, Abdruck in Sehling, EKO XIV, S. 368-375
im textkritischen Apparat. Vgl. ebd., S. 368 Anm. 19.
13 In der Kurpfalz war den Amtleuten am 3. Oktober 1565

eingeführt undt bishero non sine fructu eximio be-
halten, umb conformitet willen haben undt brau-
chen sollen. Was aber ahnlangt, ob die eltern mit
bey der tauff oder sonst in der kirchen ahn ihrem
orth stehen bleiben sollen, ist dahin ermessen, das
dasselbe nicht viel uff sich habe14, undt nutzen die
eltern solcher gestalt eben nichts bey dem tauff, son-
dern stehe ihnen frey, ob sie neben den gevattern
bey dem tauff stehen wollen oder nicht, undt wo sie
darbey stehen, das dan solches nit ex iussu sondern
proprio motu geschehe, dabey mans auch dieses
puncten halben lest verbleiben.
[5.] Dieweil dan auch uber das undt zum fünften
I 3v | bey praeparation oder vorbereitung zum heili-
gen nachtmahl undt dessen administration aller-
handt ungleicheit vorfallen dergestalt, das etliche
bey der praeparation einer gewissen formulen, als
Wilhelmi Zepperi15 seeligen oder ausm Heidelbergi-
schen catechismo16 sich prauchen, etliche aber ahn
keine gewisse formulam sich binden lasen wollen,
sondern ahnstatt denselben catechisiren, zudem das
h. nachtmahl etliche nur vier mahl, etliche aber
sechs mahl im jahr halten, undt daßelbe auch caecis,
claudis, senibus undt aegrotis privatim nullis com-
municantibus distribuiren, so ist abermahl auch bey
diesem puncten vor gut gefunden worden, das die
vorbereitung aus der Heidelbergischen agenda17 ge-
halten werden soll, ahngesehen, das dieselbe nit zu
verbessern6 sey, auch mehrmahls ahngezogener
§ zum viertten im vätterlichen testament dahin ge-
he, soll auch das nachtmahl jedes jahrs zum wenig-
sten sechs mahl, unahngesehen, ob ein kirspell klein
oder groß oder ob es ein musige oder unmüsige
zeit18 seie, gehalten werde[n], sintenmahlen inf die-
aufgetragen worden, die Taufsteine durch Becken zu er-
setzen, Sehling, EKO XIV, S. 429.
14 Kein großes Gewicht habe, nicht wichtig sei.
15 Wilhelm Zepper (1550-1607), siehe oben, S. 36
Anm. 174.
16 Heidelberger Katechismus von 1563, zu den Abdrucken
siehe oben, S. 172 Anm. 23.
17 In der kurpfälzischen Kirchenordnung von 1563, Seh-
ling, EKO XIV, S. 381-383.
18 Ruhige oder geschäftige Zeit, Grimm, DWb 12,
Sp. 2775f.

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