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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0283
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32. Kirchenordnung 1574/1576

ben, Sondern warhafftiglich schliessen, daß sie also
vergebung der sünden empfahen unnd Gott gefellig
unnd Erben ewiger seligkeyt sein und daß der Herr
Christus gewißlich inen seinen heiligen Geyst geben
wil und daß Gott in inen gnediglich wohnen, sie re-
gieren und bewaren wil zu ewiger seligkeyt, und sol-
len also forthin im glauben und gutem gewissen im
gehorsam seyn.
Dises alles solt ir teglich betrachten, und | Zlr |
sonderlich, so ir zur niessung des Leibs unnd Bluts
unsers Herrn Jesu Christi kommet, da erinnert uns
unser Herr Christus beydes, nemlich daß Gottes
zorn so groß ist wider unsere sünde, daß er nicht
anders hat sollen versönet werden denn allein durch
den gehorsam unnd todt seines allerliebsten Sons,
daß er auch gewißlich alle, die bekert werden und
auff den Son vertrawen, gnediglich annimmet.
Und zum gewissen zeugnuß dises seines unwan-
delbaren willens hat der Herr Christus dise ord-
nung eyngesetzt, daß er uns mit disen eusserlichen,
sichtbarn dingen gewißlich seinen warhafftigen leib
unnd blut gibet Und bestetigt hiemit seine zusage,
daß uns die sünden gewißlich umb seines leydens
willen vergeben werden Und das er warhafftigklich
bey uns sein und in uns wircken wölle, wie er
spricht: Ich bin in inen unnd gib inen ewiges le-
ben164. |Zlv|
Derhalben allen, die also hie erscheynen, die sich
zu Gott bekeren und vor Gottes zorn wider ihre sün-
de erschrecken, unnd glauben, daß inen umb deß
Herrn Christi willen ihre sünde vergeben werden,
und haben fürsatz, von sünden wider gewissen ab-
zulassen, Denen verkünde ich vergebung der sünden
laut der wort Christi165: Welchen ir die sünde ver-
gebet, denen sind sie vergeben. Derhalben, auß be-
felch deß Herrn Christi sprech ich euch dise Abso-
lution, daß euch ewre sünde vergeben sind umb deß
Herrn Christi willen. Und dise stimme deß Evan-

z KO/Agende 1609: Kindlein. Betet derhalben mit mir das
Gebett, welches uns Christus Jesus, unser Herr, gelehrt
hat.
a-aAgende 1618: wir dancken dir für alle Wolthat unnd son-
derlich, daß du dich gnädiglich uns geoffenbaret hast
und hast uns deinen lieben Sohn zum Mitler unnd Ver-
söhner für uns verordnet und uns durch ihn vom ewigen

gelii solt ir annemen und am Herrn Christo warhaff-
tigen trost haben und forthin im glauben und gutem
gewissen Gott gehorsam seyn.
Unnd zum zeugnuß, das euch selbs dise gnad ge-
schenckt und adplicirt wird, solt ir den Leib und das
Blut deß Herrn Jhesu Christi empfahen und wissen,
das der Herr Christus am Creutz ein Opffer für euch
gewesen ist, und hat seinen Leib für euch geben
| Z2r | und sein Blut für euch vergossen, und das der
Herr Christus euch zu seinem gliedmassen machet
unnd will in euch krefftig sein.
Hie solt ir auch dem allmechtigen Gott, Vatter
unsers Herrn Jesu Christi, unnd dem Herrn Jesu
Christo für solche grosse gnaden dancken unnd trost
und freud am Herrn Christo haben, denn er wil bey
euch sein, euch regieren unnd bewaren. Ir solt auch
hiebey ewer Christlich gebet thun für gemeine Kir-
chen und Herrschafft, für euch und für euwre Kind-
leinwz.
Allmechtiger, warhafftiger Gott, ewiger und einiger
Vatter unsers Heilands Jesu Christi asampt deinem
einigen Sohn Jesu Christo und heiligen Geist, Er-
schaffer aller creaturen, der du weise, warhafftig,
gütig, gerecht, keusch166 und Richter bist unnd zür-
nest wider die sünde, Ich bekenne, daß ich leider vil
sünde an mir habe, und hab darzu vil sünde wissent-
lich unnd unwissentlich ge-| Z2v | than unnd ist mir
hertzlich leyd, daß ich dich, warhafftigen Gott, er-
zürnet hab, und bitte dich, du wöllest mir durch dei-
ne grosse barmhertzigkeit umb deines allerliebsten
Sons Jesu Christi willen alle meine sünde vergeben,
mir gnedig sein unnd mich umb deß Herrn Christi
willen unnd durch in gerecht unnd dir wolgefellig
machen, unnd wöllest mich mit deinem heiligen
Geist erleuchten, reynigen unnd regieren.
Ich glaub auch deinem heiligen Evangelio und
deiner gnedigen verheissung, darinn du uns umb

Zorn errettet und widerumb zu ewiger Seligkeit ange-
nommen. Wir dancken dir auch.

164 Vgl. Joh 6,22-59.
165 Joh 20,23.
166 Rein, Grimm, DWb 11, Sp. 653f.

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