17. Anstellungsrevers für die Geistlichen 1614
17. Anstellungsrevers für die Geistlichena
20. Februar 1614
Ich, Endtsbenanter, als nuhnmehr ein ordentlich
beruffener Diener der Kirchen Gottes zu1 gelobe an
und verspreche mit handgegebener Trew undt einem
geschworenen leiblichen Eydt nachfolgende Punc-
ten, die ich mit gutem Bedacht gelesen und erwo-
gen, auch freywillig mit eignen Händen unterschrie-
ben habe, steth unnd fest zu halten.
I. Daß ich das von Gott mir anbefohlene Ampt
trewlich und fleissig nach meinem besten Vermögen
wil verwalten. Dann das wird von mir als Christi
Diener und Haußhalter uber die Geheimnuß Gottes
erfordert, daß ich trew erfunden werdeα.
II. Daß ich alle meine Sorgen und Gedancken
fürnemlich wil dahin richten, daß meine anbefohle-
ne Pfarrkinder lernen, wie sie Christlich leben und
seliglich sterben mögen.
III. Das ich, diesen Zweck zuerreichen, mich so
wol in der wöchentlichen Underweisung und Kin-
derlehr, als in andern öffentlichen Versamlungen be-
mühen 4 wil, Jesum Christum, den gecreutzigten,
den Jungen und Alten ins Hertz zupredigen, auff
daß sie denselbigen allezeit in glaubiger Gedechtnuß
behalten und durch seine Liebe gedrungen werden,
ihn widerumb unn[d] sich selbste unter einander zu
lieben, Welches dann die summa ist der Christlichen
Religion, wie geschrieben stehet: Das ist sein Ge-
bott, daß wir glauben an den Namen seines Sohns
Jesu Christi und lieben uns unter einanderβ.
IV. Daß ich von jetzgemelter heilsamer Lehr
deß Evangelions meine anvertrawte Schäfflein auß
heiliger Schrifft allein, ohne zuthun einiger Men-
schensatzung, Verfälschung oder Verkehrung wil un-
terrichten, Dann die heilige Schrifft, von Gott ein-
α 1. Cor. 4. vers. 1.2.
β 1. Johan. 3. vers. 23.
γ 2. Tim. 3. vers. 16.17.
δ 1. Cor. 14. vers. 40.
ε 1. Timo. 4. vers. 13; 1. Cor. 3. vers. 7.
ζ Matth. 13. vers. 52.
gegeben, ist nutz zur Lehr, zur Straffe, zur Besse-
rung, zur züchtigung in der gerechtigkeit, daß ein
Mensch Gottes sey vollkommen, zu allen guten
Wercken geschicktγ.
V. Daß ich in Außspendung der heiligen Sacra-
menten unn[d] sonst ublichen Ceremonien mich der
| 5 | Graveschafft Hanaw reformirten Kirchenord-
nung2 durchauß und in allen Puncten gemeß ver-
halten und für mich selbst dißfals nichts sonders
machen oder einführen wil, Dann es stehet geschrie-
ben: Lassets alles ehrlich und ordentlich zuge-
henδ.
VI. Daß ich, Gottes Wort desto fruchtbarlicher
zu erklären, in der H. schrifft für mich selbst fleissig
und stetigs lesen und Gott den Herren embsig umb
seinen Heiligen Geist, Segen und Gedeien bitten,
Auch sonst aller weltlichen Geschefften und Hendel,
die meinem Beruff ungemeß sind, mich entschlagen
wil, Denn es stehet geschrieben: Halt an mit lesen;
Und: Es ist weder, der da pflantzet noch, der da
begeust, etwas, sondern Gott, der das gedeien
gibtε
VII. Daß ich in Außlegung heiliger Schrifft al-
lein darauff sehe, was erbawlich sey und meine Pre-
digten nach Art und Gelegenheit der Zeit und Per-
sonen richten wil der Gestalt, daß die Betrübten ge-
tröstet, die Schwachen gestercket, die Halßstarrigen
gestrafft, die Irrenden zu recht gebracht werden, | 6 |
Dann es stehet geschrieben: Ein jeglicher Schrifft-
gelerter, der zum Himmelreich gelehrt, ist gleich ei-
nem Haußvatter, der auß seinem Schatz newes und
altes herfür tregtζ
VIII. Daß ich mein lehr- und Straffampt mit
ernstem Eyffer, aber doch in aller Gedult, Sanfft-
a Textvorlage (Druck): Goebels, Bestallungs-Puncten,
S. 3-11, dort datiert auf 20. Febr. 1617. Abdruck:
Zimmermann, Hanau, S. 245-247.
1 Lücke im Text, der Ortsname ist nicht genannt.
2 Siehe oben, S. 526 Anm. 59.
541
17. Anstellungsrevers für die Geistlichena
20. Februar 1614
Ich, Endtsbenanter, als nuhnmehr ein ordentlich
beruffener Diener der Kirchen Gottes zu1 gelobe an
und verspreche mit handgegebener Trew undt einem
geschworenen leiblichen Eydt nachfolgende Punc-
ten, die ich mit gutem Bedacht gelesen und erwo-
gen, auch freywillig mit eignen Händen unterschrie-
ben habe, steth unnd fest zu halten.
I. Daß ich das von Gott mir anbefohlene Ampt
trewlich und fleissig nach meinem besten Vermögen
wil verwalten. Dann das wird von mir als Christi
Diener und Haußhalter uber die Geheimnuß Gottes
erfordert, daß ich trew erfunden werdeα.
II. Daß ich alle meine Sorgen und Gedancken
fürnemlich wil dahin richten, daß meine anbefohle-
ne Pfarrkinder lernen, wie sie Christlich leben und
seliglich sterben mögen.
III. Das ich, diesen Zweck zuerreichen, mich so
wol in der wöchentlichen Underweisung und Kin-
derlehr, als in andern öffentlichen Versamlungen be-
mühen 4 wil, Jesum Christum, den gecreutzigten,
den Jungen und Alten ins Hertz zupredigen, auff
daß sie denselbigen allezeit in glaubiger Gedechtnuß
behalten und durch seine Liebe gedrungen werden,
ihn widerumb unn[d] sich selbste unter einander zu
lieben, Welches dann die summa ist der Christlichen
Religion, wie geschrieben stehet: Das ist sein Ge-
bott, daß wir glauben an den Namen seines Sohns
Jesu Christi und lieben uns unter einanderβ.
IV. Daß ich von jetzgemelter heilsamer Lehr
deß Evangelions meine anvertrawte Schäfflein auß
heiliger Schrifft allein, ohne zuthun einiger Men-
schensatzung, Verfälschung oder Verkehrung wil un-
terrichten, Dann die heilige Schrifft, von Gott ein-
α 1. Cor. 4. vers. 1.2.
β 1. Johan. 3. vers. 23.
γ 2. Tim. 3. vers. 16.17.
δ 1. Cor. 14. vers. 40.
ε 1. Timo. 4. vers. 13; 1. Cor. 3. vers. 7.
ζ Matth. 13. vers. 52.
gegeben, ist nutz zur Lehr, zur Straffe, zur Besse-
rung, zur züchtigung in der gerechtigkeit, daß ein
Mensch Gottes sey vollkommen, zu allen guten
Wercken geschicktγ.
V. Daß ich in Außspendung der heiligen Sacra-
menten unn[d] sonst ublichen Ceremonien mich der
| 5 | Graveschafft Hanaw reformirten Kirchenord-
nung2 durchauß und in allen Puncten gemeß ver-
halten und für mich selbst dißfals nichts sonders
machen oder einführen wil, Dann es stehet geschrie-
ben: Lassets alles ehrlich und ordentlich zuge-
henδ.
VI. Daß ich, Gottes Wort desto fruchtbarlicher
zu erklären, in der H. schrifft für mich selbst fleissig
und stetigs lesen und Gott den Herren embsig umb
seinen Heiligen Geist, Segen und Gedeien bitten,
Auch sonst aller weltlichen Geschefften und Hendel,
die meinem Beruff ungemeß sind, mich entschlagen
wil, Denn es stehet geschrieben: Halt an mit lesen;
Und: Es ist weder, der da pflantzet noch, der da
begeust, etwas, sondern Gott, der das gedeien
gibtε
VII. Daß ich in Außlegung heiliger Schrifft al-
lein darauff sehe, was erbawlich sey und meine Pre-
digten nach Art und Gelegenheit der Zeit und Per-
sonen richten wil der Gestalt, daß die Betrübten ge-
tröstet, die Schwachen gestercket, die Halßstarrigen
gestrafft, die Irrenden zu recht gebracht werden, | 6 |
Dann es stehet geschrieben: Ein jeglicher Schrifft-
gelerter, der zum Himmelreich gelehrt, ist gleich ei-
nem Haußvatter, der auß seinem Schatz newes und
altes herfür tregtζ
VIII. Daß ich mein lehr- und Straffampt mit
ernstem Eyffer, aber doch in aller Gedult, Sanfft-
a Textvorlage (Druck): Goebels, Bestallungs-Puncten,
S. 3-11, dort datiert auf 20. Febr. 1617. Abdruck:
Zimmermann, Hanau, S. 245-247.
1 Lücke im Text, der Ortsname ist nicht genannt.
2 Siehe oben, S. 526 Anm. 59.
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