Ysenburg
Zum Gebiet der Birsteiner Linie, deren Herrscher Residenz im Birsteiner Schloss genommen hatten,
gehörten Eckartshausen, Langenbergheim, Himbach, Alt-Widermus, Hitzkirchen, Michelau, Kefenrod,
Bösgesäß, Bindsachsen, Wolf, Pferdsbach, Rinderbügen, Burgbracht, Illnhausen, Merkenfritz, Dudenrot
und Wenings. Daneben besaßen die Grafen von Ysenburg-Birstein Gemeinschaftsrechte am Landgericht
Ortenberg sowie an Assenheim, Bönstadt und Bruchenbrücken. Unter Birsteiner Hoheit stand das Zister-
zienserinnenkloster Marienborn.9
Während Stadt, Schloss und Pfarrei Büdingen mit einigen Filialdörfern von den Vertretern beider
Linien bis Ende des 16. Jahrhunderts gemeinsam regiert wuren,10 teilte man das Gebiet der Dreieich 1556
so, dass das Amt Langen an die Ronneburger und das Amt Offenbach an die Birsteiner Linie fiel. Als
Ausnahme blieben nur Burg und Stadt Dreieichenhain in gemeinschaftlicher Verwaltung.11
Die Grafschaft Ysenburg unterstand dem Archidiakonat des Propsts von Mariengreden in Mainz und
gehörte damit zum Erzbistum Mainz. Die kirchlichen Verhältnisse des Ronneburger Landesteils sind detail-
liert erforscht: Die älteste Kirche und vermutlich die Mutterkirche aller späteren Kirchen in diesem Lan-
desteil war St. Remigius in Großendorf (Büdingen). Das Patronatsrecht besaßen zunächst die Ysenburger
Grafen, die es 1267 ihrem Hauskloster Marienborn übertrugen. 1341 wurde die Pfarrkirche dem Kloster
inkorporiert.12 Neben St. Remigius in Büdingen lagen im 15. Jahrhundert im Ronneburger Landesteil neun
weitere Pfarrkirchen: Eckartshausen, Selbold, Bergkirchen bei Niedergründau, Langendiebach, Wächters-
bach, Udenhain, Unterreichenbach, Hitzkirchen und Wenings. Von diesen unterstanden vier (Wächters-
bach, Udenhain, Hitzkirchen und Wenings) dem Patronat der Grafen. Die Pfarrkirchen Selbold und Nie-
dergründau waren dem Kloster Selbold inkorporiert, die in Langendiebach dem Kloster Eberbach im
Rheingau und die in Unterreichenbach dem Kloster Fulda. Außer der Pfarrkirche in Büdingen unterstand
auch diejenige in Eckartshausen dem Ysenburger Hauskloster Marienborn, wobei die Grafen sich ein Vor-
schlagsrecht für die Besetzung der Pfarrstellen vorbehielten.13
2. Die reformatorische Bewegung und die Anfänge der Reformationseinführung
Bereits Mitte der 1520er Jahre lässt sich in einzelnen Orten der Grafschaft eine reformatorische Bewegung
erkennen. In Büdingen, Dreieichenhain und Langen ging diese von den dort amtierenden Geistlichen aus.
In Dreieichenhain weigerte sich 1525 der Frühmesser und Lutheranhänger Johann Coci, die Messe zu
feiern, weshalb er zwei Jahre später entlassen wurde.14 In Büdingen geriet der Priester Heinrich von Bel-
lersheim 1526 in den Verdacht, evangelisch zu predigen. Nach seinem Tod 1531 kam es zu Streitigkeiten bei
der Wiederbesetzung der Pfarrstelle, da sich die Grafen Anton von Ysenburg-Ronneburg (1501-1560) und
Johann III. von Ysenburg-Birstein (1476-1533) nicht auf einen Kandidaten einigen konnten. Erst nach
Johanns III. Tod konnte der inzwischen zum Ysenburger Hausstreit ausgeweitete Konflikt durch Vermitt-
lung Philipps I. von Hessen geschlichtet werden.15
9 Steitz, Geschichte I, S. 57; Calaminus, Einführung,
S. 32.
10 Calaminus, Einführung, S. 18, 55; Philippi, Territo-
rialgeschichte, S. 175; Diehl, Reformationsbuch,
S. 202f., 537; Decker, Hohe Schule, S. 64; Meyer,
Geschichte, S. 18; Schmidt, Grafenverein, S. 537;
Hanle, Graf Wolfgang, S. 5.
11 Diehl, Reformationsbuch, S. 537.
12 Prinz, Graf Ludwig II., S. 144f.; Meyer, Geschichte,
S. 82f.; Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch, S. 360.
13 Prinz, Graf Ludwig II., S. 146-149.
14 Diehl, Reformationsbuch, S. 203.
15 Decker, Pfarrgeschichte, S. 37f.; Michaelis, Graf-
schaft, S. 32-34; Koehler, Zur Geschichte, S. 65; Sti-
eniczka, Philipp, S. 216; Meyer, Geschichte, S. 88;
Diehl, Reformationsbuch, S. 204f.; ders., Evangelische
Bewegung, S. 91f.
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Zum Gebiet der Birsteiner Linie, deren Herrscher Residenz im Birsteiner Schloss genommen hatten,
gehörten Eckartshausen, Langenbergheim, Himbach, Alt-Widermus, Hitzkirchen, Michelau, Kefenrod,
Bösgesäß, Bindsachsen, Wolf, Pferdsbach, Rinderbügen, Burgbracht, Illnhausen, Merkenfritz, Dudenrot
und Wenings. Daneben besaßen die Grafen von Ysenburg-Birstein Gemeinschaftsrechte am Landgericht
Ortenberg sowie an Assenheim, Bönstadt und Bruchenbrücken. Unter Birsteiner Hoheit stand das Zister-
zienserinnenkloster Marienborn.9
Während Stadt, Schloss und Pfarrei Büdingen mit einigen Filialdörfern von den Vertretern beider
Linien bis Ende des 16. Jahrhunderts gemeinsam regiert wuren,10 teilte man das Gebiet der Dreieich 1556
so, dass das Amt Langen an die Ronneburger und das Amt Offenbach an die Birsteiner Linie fiel. Als
Ausnahme blieben nur Burg und Stadt Dreieichenhain in gemeinschaftlicher Verwaltung.11
Die Grafschaft Ysenburg unterstand dem Archidiakonat des Propsts von Mariengreden in Mainz und
gehörte damit zum Erzbistum Mainz. Die kirchlichen Verhältnisse des Ronneburger Landesteils sind detail-
liert erforscht: Die älteste Kirche und vermutlich die Mutterkirche aller späteren Kirchen in diesem Lan-
desteil war St. Remigius in Großendorf (Büdingen). Das Patronatsrecht besaßen zunächst die Ysenburger
Grafen, die es 1267 ihrem Hauskloster Marienborn übertrugen. 1341 wurde die Pfarrkirche dem Kloster
inkorporiert.12 Neben St. Remigius in Büdingen lagen im 15. Jahrhundert im Ronneburger Landesteil neun
weitere Pfarrkirchen: Eckartshausen, Selbold, Bergkirchen bei Niedergründau, Langendiebach, Wächters-
bach, Udenhain, Unterreichenbach, Hitzkirchen und Wenings. Von diesen unterstanden vier (Wächters-
bach, Udenhain, Hitzkirchen und Wenings) dem Patronat der Grafen. Die Pfarrkirchen Selbold und Nie-
dergründau waren dem Kloster Selbold inkorporiert, die in Langendiebach dem Kloster Eberbach im
Rheingau und die in Unterreichenbach dem Kloster Fulda. Außer der Pfarrkirche in Büdingen unterstand
auch diejenige in Eckartshausen dem Ysenburger Hauskloster Marienborn, wobei die Grafen sich ein Vor-
schlagsrecht für die Besetzung der Pfarrstellen vorbehielten.13
2. Die reformatorische Bewegung und die Anfänge der Reformationseinführung
Bereits Mitte der 1520er Jahre lässt sich in einzelnen Orten der Grafschaft eine reformatorische Bewegung
erkennen. In Büdingen, Dreieichenhain und Langen ging diese von den dort amtierenden Geistlichen aus.
In Dreieichenhain weigerte sich 1525 der Frühmesser und Lutheranhänger Johann Coci, die Messe zu
feiern, weshalb er zwei Jahre später entlassen wurde.14 In Büdingen geriet der Priester Heinrich von Bel-
lersheim 1526 in den Verdacht, evangelisch zu predigen. Nach seinem Tod 1531 kam es zu Streitigkeiten bei
der Wiederbesetzung der Pfarrstelle, da sich die Grafen Anton von Ysenburg-Ronneburg (1501-1560) und
Johann III. von Ysenburg-Birstein (1476-1533) nicht auf einen Kandidaten einigen konnten. Erst nach
Johanns III. Tod konnte der inzwischen zum Ysenburger Hausstreit ausgeweitete Konflikt durch Vermitt-
lung Philipps I. von Hessen geschlichtet werden.15
9 Steitz, Geschichte I, S. 57; Calaminus, Einführung,
S. 32.
10 Calaminus, Einführung, S. 18, 55; Philippi, Territo-
rialgeschichte, S. 175; Diehl, Reformationsbuch,
S. 202f., 537; Decker, Hohe Schule, S. 64; Meyer,
Geschichte, S. 18; Schmidt, Grafenverein, S. 537;
Hanle, Graf Wolfgang, S. 5.
11 Diehl, Reformationsbuch, S. 537.
12 Prinz, Graf Ludwig II., S. 144f.; Meyer, Geschichte,
S. 82f.; Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch, S. 360.
13 Prinz, Graf Ludwig II., S. 146-149.
14 Diehl, Reformationsbuch, S. 203.
15 Decker, Pfarrgeschichte, S. 37f.; Michaelis, Graf-
schaft, S. 32-34; Koehler, Zur Geschichte, S. 65; Sti-
eniczka, Philipp, S. 216; Meyer, Geschichte, S. 88;
Diehl, Reformationsbuch, S. 204f.; ders., Evangelische
Bewegung, S. 91f.
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