15. Kirchenzuchtordnung 1588
Pfarrherrn zugestellt werden. Auff die Sontag unnd
Feyertag soll auch niemandt Weltliche Geschäfft
mit versaumnuß der Predigt oder ergernuß anderer
Leut vornemmen, unnd sonderlich soll das Marckt-
gehen auff solche Tag aller ding verbotten seyn und
keinem gestattet werden Bey Straff eines Orts gül-
den.
Wenn Sommerzeit die Wochenlang naß Wetter
einfiel und auff den Sontag oder Feyertag die Leut
bey gutem Wetter etwas auß dem Feldt bringen
wolten, soll dasselbige auch mit erlaubnuß deß
Pfarrherrs unnd Schultheissen geschehen oder in
verbleibung dessen gebührliche Straff gegen den
Verbrechern vorgenommen werden.
Es sollen auch die Eltern, Herrn unnd Frawen,
ihre Kinder und Gesindt auff die Sontag nach Mit-
tag fleissig zum Catechismo schicken bey ein halben
Orts gülden Straff.
Die Jungen und Knaben sollen under dem Ex-
amine auff der Vorkirchen13 nit gedult werden, son-
dern so wol als die Mägdlein sich auß dem Cate-
chismo fragen lassen bey obgesetzter Straff.
Wer auß der Kirchen laufft, ehe die Predigt, Ge-
bett unnd Segen verrichtet ist (es seyen dann
Schwangere Weiber oder sonst krancke Personen)
I Illa | soll von stundt an einen Tornes14 zu Straff in
Gotteskasten legen.
Es soll auch an Sontag und Feyertagen under
der Predigt keine Zech an keinem ort gehalten wer-
den (es weren dann Wanderßleut) bey Peen eines
Orts gülden, und soll der Wirth, so solches gestattet
und Wein darzu gibt, doppel gestrafft werden.
Welcher auch under der Predigt unnd Kirchgang
im Spilhauß, Wirthshauß, auff dem Kirchhof oder
sonsten, es sey, wo es wöll, müssig unnd spacieren
gefunden wirdt, Soll, so offt er ubertritt, ein Tornes
zu Straff in Gottskasten geben Unnd soll under der
Predigt vom Schultheissen und Senioribus hierüber
fleissige auffsehen geschehen.
13 Empore, vgl. Borkirche, Grimm, DWb 2, Sp. 243.
14 Tournosgroschen (Gros tournois), siehe Schrötter,
Wörterbuch, S. 242f.
II. Von Gotteslästerern
Nachdem die Gotteslästerung und leichtfertige,
freventliche Flüch und Schwüre bey dem Namen,
Krafft und Macht Gottes, bey dem Leib, Glieder
und Wunden, Marter, Leiden und Sterben und Sa-
cramenten unsers Herrn Jesu Christi unnd was der-
gleichen mehr Flüch die boßheyt der Menschen er-
nennet und erdencket, in Gottes Wort und allen
Rechten bey hohen Peenen und Straf-I Illb | fen ver-
botten, bey allen Menschen, jungen und alten, so
gar gemeyn sindt, daß, wenn wir sonst keine Sünd
dann diese auff uns hetten, kein wunder were, daß
Gott beyde, die Lästerer selbst und auch die Obrig-
keyt, so solches zusihet, sehr grewlich, auch mit
leiblichen Straffen, wie dann auch gewißlich geschie-
het, straffte, So befehlen wir ernstlich und ordnen,
daß ein jeder, weß Standes oder Wirden der seye,
keiner außgenommen, es sey Manns- oder Weibs-
person, der in Gotteslästerung unnd obgemeldtem
grewlichen fluchen begriffen15 wirdt, nachdem er
zum ersten unnd andern mal durch seinen Pfarrherr,
Schultheissen oder Amptsverwesern, Seniores oder
Kirchen Rüger trewlich davon abgemahnet und ver-
warnet ist und zum dritten mal sträflich erfunden,
soll er erstlich ein halben Orts gülden in Gottskasten
geben, zum andern mal ein Orts gülden, zum drit-
tenmal ein halben gülden, Und so er auß verachtung
dieses weitter in Gotteslästerung begriffen, soll er an
einem Sontag oder Feyertag an das Creutz, so bey
jeder Pfarrkirchen mit eysern Fesseln, wie sichs ge-
bürt, darzu auffgericht werden soll, die gantze Pre-
digt uber biß nach vollendung aller Kirchendienst
gestellet werden. Wenn das auch nicht helffen wolt,
soll man solche | IVa | verruchte Leut der hohen Ob-
rigkeyt anbringen, daß sie mit verweisung deß Fle-
ckens unnd endtlich deß Landts gestrafft werden.
Welcher auch obgemeldte Gotteslästerung,
Flüch unnd Schwür hören und in seinem Hauß wis-
sentlich gedulden, darzu (nachdem er den Ubertret-
ter freundtlich gebetten und davon abzustehen
unnd deß hinfurt sich zu enthalten ermahnet, aber
15 Ergriffen.
639
Pfarrherrn zugestellt werden. Auff die Sontag unnd
Feyertag soll auch niemandt Weltliche Geschäfft
mit versaumnuß der Predigt oder ergernuß anderer
Leut vornemmen, unnd sonderlich soll das Marckt-
gehen auff solche Tag aller ding verbotten seyn und
keinem gestattet werden Bey Straff eines Orts gül-
den.
Wenn Sommerzeit die Wochenlang naß Wetter
einfiel und auff den Sontag oder Feyertag die Leut
bey gutem Wetter etwas auß dem Feldt bringen
wolten, soll dasselbige auch mit erlaubnuß deß
Pfarrherrs unnd Schultheissen geschehen oder in
verbleibung dessen gebührliche Straff gegen den
Verbrechern vorgenommen werden.
Es sollen auch die Eltern, Herrn unnd Frawen,
ihre Kinder und Gesindt auff die Sontag nach Mit-
tag fleissig zum Catechismo schicken bey ein halben
Orts gülden Straff.
Die Jungen und Knaben sollen under dem Ex-
amine auff der Vorkirchen13 nit gedult werden, son-
dern so wol als die Mägdlein sich auß dem Cate-
chismo fragen lassen bey obgesetzter Straff.
Wer auß der Kirchen laufft, ehe die Predigt, Ge-
bett unnd Segen verrichtet ist (es seyen dann
Schwangere Weiber oder sonst krancke Personen)
I Illa | soll von stundt an einen Tornes14 zu Straff in
Gotteskasten legen.
Es soll auch an Sontag und Feyertagen under
der Predigt keine Zech an keinem ort gehalten wer-
den (es weren dann Wanderßleut) bey Peen eines
Orts gülden, und soll der Wirth, so solches gestattet
und Wein darzu gibt, doppel gestrafft werden.
Welcher auch under der Predigt unnd Kirchgang
im Spilhauß, Wirthshauß, auff dem Kirchhof oder
sonsten, es sey, wo es wöll, müssig unnd spacieren
gefunden wirdt, Soll, so offt er ubertritt, ein Tornes
zu Straff in Gottskasten geben Unnd soll under der
Predigt vom Schultheissen und Senioribus hierüber
fleissige auffsehen geschehen.
13 Empore, vgl. Borkirche, Grimm, DWb 2, Sp. 243.
14 Tournosgroschen (Gros tournois), siehe Schrötter,
Wörterbuch, S. 242f.
II. Von Gotteslästerern
Nachdem die Gotteslästerung und leichtfertige,
freventliche Flüch und Schwüre bey dem Namen,
Krafft und Macht Gottes, bey dem Leib, Glieder
und Wunden, Marter, Leiden und Sterben und Sa-
cramenten unsers Herrn Jesu Christi unnd was der-
gleichen mehr Flüch die boßheyt der Menschen er-
nennet und erdencket, in Gottes Wort und allen
Rechten bey hohen Peenen und Straf-I Illb | fen ver-
botten, bey allen Menschen, jungen und alten, so
gar gemeyn sindt, daß, wenn wir sonst keine Sünd
dann diese auff uns hetten, kein wunder were, daß
Gott beyde, die Lästerer selbst und auch die Obrig-
keyt, so solches zusihet, sehr grewlich, auch mit
leiblichen Straffen, wie dann auch gewißlich geschie-
het, straffte, So befehlen wir ernstlich und ordnen,
daß ein jeder, weß Standes oder Wirden der seye,
keiner außgenommen, es sey Manns- oder Weibs-
person, der in Gotteslästerung unnd obgemeldtem
grewlichen fluchen begriffen15 wirdt, nachdem er
zum ersten unnd andern mal durch seinen Pfarrherr,
Schultheissen oder Amptsverwesern, Seniores oder
Kirchen Rüger trewlich davon abgemahnet und ver-
warnet ist und zum dritten mal sträflich erfunden,
soll er erstlich ein halben Orts gülden in Gottskasten
geben, zum andern mal ein Orts gülden, zum drit-
tenmal ein halben gülden, Und so er auß verachtung
dieses weitter in Gotteslästerung begriffen, soll er an
einem Sontag oder Feyertag an das Creutz, so bey
jeder Pfarrkirchen mit eysern Fesseln, wie sichs ge-
bürt, darzu auffgericht werden soll, die gantze Pre-
digt uber biß nach vollendung aller Kirchendienst
gestellet werden. Wenn das auch nicht helffen wolt,
soll man solche | IVa | verruchte Leut der hohen Ob-
rigkeyt anbringen, daß sie mit verweisung deß Fle-
ckens unnd endtlich deß Landts gestrafft werden.
Welcher auch obgemeldte Gotteslästerung,
Flüch unnd Schwür hören und in seinem Hauß wis-
sentlich gedulden, darzu (nachdem er den Ubertret-
ter freundtlich gebetten und davon abzustehen
unnd deß hinfurt sich zu enthalten ermahnet, aber
15 Ergriffen.
639