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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0716
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Ysenburg beide Linien

25. Kirchenordnunga
10. Juli 1580

Vonn hochzeittenn
1. Die wittwer und wittibe solten nicht so liederlich
und bald uber 4 oder 5 wochen nach absterbenn irer
ehegenossen wiedder freyen und zu der andern ehe
greiffen, sondern billig auffß wenigste ein viertell jar
warten, auch nichtt ehe proclamirtt unndt zusa-
menn gebenn werdenn.
2. Die newenn eheleute und sonderlich der breu-
tigam sampt der braut vatter oder einem
freunde1 solten selbß personlich bey dem ministerio
umb die proclamation ansuchenn, auff das man sich
aller umbstennde, so bey den heyratenn zu be-
trachttenn, erkhundigenn kundte.
3. Die proclamation soll billig, zuverhuttenn al-
lerley unratth, drey sontage nacheinander gesche-
henn und alß denn die copulation darauff folgenn.
Doch soll den kirchennthienernn solchs zeittlich zu-
vor angezeigtt werdenn, damitt sich yder theill dar-
nach wisse zurichttenn.
4. Unnd kundte dieselbe auff gewisse zeitt, alß
auff den montag unnd dienstag umb 9 uhr, unge-
fehrlich angesteltt unndtt verrichtt werdenn.
5. Es mochtte auch wol ein pulsus2 vorher geleu-
tett unndtt vor unndtt nach der copulation ein
psalm gesungen werdenn.
6. Das 1/4 fl, so davon3 gefelt, solte billig, wie
anderßwo geschicht, den predigernn fur arme pa-
stores, studentenn unndtt schulernn, von welchen
sie umb ein subsidium angesprochen werdenn, fol-
genn4.
7. Die proclamati unndtt copulati sollen alle
yhnn | ein besonder buch eingeschriebenn werdenn,

a Textvorlagen A und C (Handschriften): FYBA Büdin-
gen Kulturwesen Fasz. 15/86a. Textvorlage B (Hand-
schrift): FYBA Büdingen Kulturwesen Fasz. 15/87.
b B: geschichtt, auff.
~c Fehlt in A, ergänzt aus B.
1 Verwandten.

welchs auch fur unndtt fur bey der kirchenn blei-
benn soll.
8. Das auff den hochzeittenn geburliche mas ge-
halten unnd dieselbigen nit auff viell tage angesteltt
unndtt unnöttiger unkostenn verhuttett werde, daß
wird unser gnedige herrschafftt unnserß verhoffenß
auch on unsere erinnerung woll zu ordenenn wis-
senn.
Von der tauffe
1. Die vätter sollen selbß bey dem ministerio umb
die tauffe ansuchen, wie solches auch anderßwo ge-
schichttb, das mann wissenn möge, wem die kinder
zustehenn unndtt wer die gefatternn sein sollenn
unnd wie sich beideß, elternn unnd gefatternn, ge-
genn dem ministerio unndtt sonstenn erzeige unnd
verhalttenn, unnd denn der eltternn, gefatternn
unndtt deß kindß namenn in ein sonnderlich buch
eingeschrieben werdenn.
2. Mitt der zall der gefatternn solle eine gewisse
ordnung gehalttenn werdenn, daß nichtt einer mehr
oder weniger bittenn durfftte allß der annder.
3. Daß die eltternn ire kinder nichtt ettliche tag
ungetaufft ligen lassen, welches ein schreckliche ver-
suchung unndtt verachttung Gottes und der h. tauf-
fe ist, so wollenn wir die leute in den predigttenn fur
solcher schwerenn sunde warnenn und unterthenig
hoffen, unnser | cgnedige herrschafftt werde unß hier-
inn durch ire rätthe die hand bieten und solche un-
christliche unordnung abschaffenn helffenn.

2 Glockenzeichen, Grimm, DWb 13, Sp. 2213.
3 Von den Opfergaben, die anlässlich der Eheeinsegnung
von der Gemeinde gegeben und neben dem Pfarrer auch
dem Kirchengut zukamen, siehe Petke, Oblationen,
S. 28-58.
4 Gegeben werden.

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