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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0715
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24. Mandat zum evangelischen Sonntagsgebet 1614

kinder und haußgenoßen deinen nahmen loben und
preißen mögen ewiglich. Behüte und bewahre unsere
gnedige herschafft fur allem ubel, waffene sie mit
deiner crafft, gib derselbigen alle gnad und wolfart,
befiele deinen engeln, daß sie sich umb uns la-
gern7 wie eine wagenburg, vereinige in deinem sohn
Jesu Christo alle evangelische christliche obrigkei-
ten, daß sie alle einmütiglich das reich deines sohns
Christi befürdern und den frieden und wolstandts
des vatterlandts inen lassen befohlen sein, alles un-
heil abwenden, dasselbige beschützen und beschir-
men.
Kurtzer also:
Nachdem du uns auch in diesen landen nach dei-
nem gerechten urthel wegen unserer vielfaltigen be-
gangenen sünden, damit wir es wol verdienet haben,
in deinem zorn heim-I zusuchen betrauwest und die
sündten des kriegs an benachbarten ortten albereit
sehen leßest, so bitten wir dich, o trewer Gott und
vatter etc., wie vorstehet.
Psalmen und christliche gesänge, so zu dieser zeit zu
singen:
Der 2. [psalm]: Woruff ist doch der heiden thun ge-
stellet etc.8
Der 35.: Ficht wieder meine anfechter etc.9
Der 134.: Wo Gott der herr nicht bey uns heltt
etc.10
Erhaltt uns, herr, bey deinem wortt etc.11
Gieb friedt zu unserer zeitt, o herr etc.12

b Es folgt das hier zu Beginn abgedruckte Mandat Wolf-
gang Ernsts.
7 Ps 34,8.
8 Ambrosius Lobwasser: Worauf ist doch der Heiden Tun
gestellt, Wackernagel, Kirchenlied IV, S. 844.
9 Ambrosius Lobwasser: Ficht wider meine Anfechter.
10 Justus Jonas: Wo Gott, der Herr, nicht bei uns hält,
Wackernagel, Kirchenlied III, S. 42.

Ein feste burgkh ist unser Gott etc.13 und derglei-
chen.
Es sollen auch die pfarrer das volckh ermahnen zu
einem nüchtern, messigen wandel und zur wahren |
buß, auff daß das gebett bei uns kein heuchelei, son-
der ein rechter ernst sey, damit Gott der almechtige
(wan wir ine mit solchem eußerlichen schein betrie-
gen wolten) nuhr verursacht werde, die getrau-
wete14 straff nicht allein nicht abzuwenden, sondern
auch zu vermehren und uns in den muthwillen der
feinde mit weib und kindern zu ergeben, ja ganz und
gar zu verdilgen, wie den unbußfertigen heuchlern
hin und wieder in der heiligen schrifft getrauet
wirdt15.
Es sollen auch die pfarrer uff den monatlichen
gebettagen das gewönliche große gebet, anfahent:
Almechtiger Gott, wir erkennen bei uns selbst und
bekennen für dir etc.,16 nicht vergessen, sondern be-
then, und die predigt desto kurtzer machen.
Zu der vermahnung zur buß sollen sie die buß-
predigt des heiligen Johannis des teuffers wol
scherpffen und einbilden: Sehet zu und thut recht-
schaffene frucht der buße. Es ist schon die axt den
beumen an die wurtzel gelegt, darumb, welcher
baum nicht gute frucht bringet, wirdt abgehauwen
und ins feuer geworffen17, und andere dergleichen
sprüche.
Schreiben an die pfarrerb

11 Luther: Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort, AWA 4,
Nr. 38.
12 Wolfgang Köpfel: Gib Fried zu unsrer Zeit, o Herr,
Wackernagel, Kirchenlied III, S. 731.
13 Luther: Ein feste Burg ist unser Gott, AWA 4, Nr. 28.
14 Angedrohte.
15 Vgl. Lk 13,3; Ps 12,4.
16 Siehe die Kirchenordnung von 1598, oben, S. 667.
17 Mt 3,8.10; Lk 3,8-9.

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