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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0044
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Nürnberg I

gewandten unnutzlich zu verzern, müssig steen. Es
hat auch ein erber rate in den tafern und an den
orten, alda etwo vil aus den offenlichen und heim-
lichen petlern vor dieser furgenomen ordnung das ir
unnutzlich verschlempt und verspilt haben, ernst-
lich lassen verpieten, einichen derselben oder andere
petler fürohin derselben gestalt nit mer zu bewirten
oder zu halten, sonder: welcher armer je drinken oder,
zechen wil, dem sol solichs bei seinem weib, kinder
oder heuselichen wonung zu tun unverpoten sein,
auf das dergleichen fullerei, spil, gotslestern und
andere ubeltaten, so aus solichem teghchem zechen
ervolgen, abgestelt werd und das almusen dester
weiter und reichlicher ersprießen müg.
Item würden sich unter diesen armen ein oder mer
eeleut befinden, die außerhalb redlicher erlaubter ur-
sach nit bei einander wonen wolten oder sunst an
der unee sessen, denen sol einich almusen nit gereicht
werden so lang, bis sie einander, wie pillich und von
Got gepoten ist, widerumb eelich beiwonung tun
und sich eeleuten gemeß erzeigen.
Item dieweil sich sonders zweifels vil frommer
hausarmer, dürftiger personen finden werden, die
sich aus guten christlichen ursachen pettelens sche-
men und doch on leipliche hilf und handreich nit
leben mögen, welchen auch durch dises almusen ir
underhaltung abgeschnitten würd, deshalb auch die
notturft erfördert, söliche personen als pilich nit
minder dann andere offenliche petler mit zimlicher
handreich und hilf zu bedenken: Darumb ist ver-
ordent, das die pfleger söliche heimliche notleidende
personen selbs besichtigen, die in sonders verzeiche-
nen lassen und inen nach gestalt irer dürftigkeit, da-
mit sie ernert und underhalten werden, pilliche hilf
mittailen und söliches dann nachmalen den öbersten
pflegeren anzeigen und verrechenen söllen.
Dergleichen soll es mit denen, so sich iren frömen
oder erbern eltern, auch iren handwerken zu eren,
10 = schwören, wobei der Stab der den Eid abnehmen-
den Amtsperson angerührt wurde (Grimm 1, 431.
- Schmeller 2, 135).
11 Nämlich die Schulen bei den beiden Pfarrkirchen
St. Sebald und St. Lorenz, die mit dem Spital zum
Heiligen Geist gleichzeitig (1339) gestiftete Spital-
schule, die Klosterschule des Benediktinerklosters
St. Egidien und eine Schule in der vor den Mauern
der Stadt liegenden Vorstadt Wöhrd (Steiger 1-20.
— Reicke 723ff.). - Über die Schule in Nürnberg-

das zeichen zu tragen oder offenlich zu pettelen sche-
men würden, auch gehalten und denselben aus be-
velche und verordenung der pfleger in geheimb und
ungeoffent durch mittelpersonen von diesem al-
musen geholfen werden, davon die pfleger gleicher-
weis ein söndere rechnung halten söllen.
Würden sich aber eeleut befinden, unter denen das
ein aus schwacheit, armut und unvermögen sein
narung nit gewinnen möcht, und darumb des al-
musens notturftig, das ander aber seins leibs und ge-
sünds halben vermöglich und zu arbeit geschickt,
darumb es auch des almusens unnotdurftig were,
deshalb auch kein zeichen tragen wollt, so soll dem
kranken, dörftigen das zeichen zu tragen bevolhen
und darauf zimliche unterhaltung mitgeteilt, das
ander aber solichs zeichens zu tragen erlassen wer-
den, doch das es den pflegern oder iren dieneren an-
rure10, sich mit seiner handarbeit selbs on mithilf di-
ses almusens, so seinen miteegenossen, wie itzo vor-
laut, gereicht würdet, zu erneren, damit abermalen
solichs almusen den unnotdurftigen nit gegeben und
den dürftigen entzogen werd. Es soll auch dieselb
person, so das almusen also entpfacht, so bald es des
almusens durch seins ehegenossen handarbeit und
narung oder besserung seiner schwacheit geraten
mag, sein entpfangen zeichen, zum almusen ver-
ordent, den pflegern oder dienern wiederumb uber-
antworten und sich des almusens entschlagen.
Und dieweil in den fünf schulen11, alhie bisher ein
merklich anzale armer schüler oder pauperes12, die
sich mit irem gesang und umblaufen in der stat des
pettelns beholfen haben, gewest sein, dadurch aber
vil jungen wolgeschickten personen ursach geben ist,
allein dem pettel obzuligen, ir gluck und schicklich-
keit zu versaumen und also in sölchem pettel und
müsiggeen zu erstarken und alt zu werden, das sie
nachmalen zu erbern künsten, guten, geschickten
lernungen oder handwerken gar beschwerlich haben
Wöhrd ist bisher fast nichts bekannt. Sie war eine
Pfarrschule und kam wohl mit der Zerstörung Wöhrds
im 2. Markgräfler Krieg zum Erliegen.
12 Über die jetzt festgesetzte Zahl gleich nachher! -
Zum Vergleich mit der Zahl der zahlenden Schüler:
nach einer Schulordnung von 1485 hatten an zahlen-
den Schülern die Schulen St. Lorenz und St. Sebald
je gegen 70, Spital 60 und St. Egidien 45 (Heer-
wagen [1860] 5f. 34).

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