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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0057
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I 3. Messe des Priors Volprecht.
Anno Domini 1524
Die teutsch meß.

Rierinnen ist verzaichent die recht evangelisch
form und weis, wie sie itzund nach christlicher auf-
satzung und ordnung zu disen letzten und gever-
lichen zeiten in der hochberumpten stat Nurmberg
gehalten wierd.
Hernach folgt die teutsch meß kurzlich anzaigt:
Confiteor,
Introitus,
Kyrie eleyson semper dicitur.
Gl[or]ia in excelsis Deo semper dicitur.
Collecta: una t[ant]um d[ici]tur.
Ep[isto]la,
Graduale, v[ersus],
Alleluja, v[ersus].
Credo s[em]p[er] dicit[ur]. Interim praeparatur
calix.
Offertorium nunquam d[ici]tur, quia Christus se-
mel pro peccatis nostris oblatus est.
Prefatio: ista 1 et non aha dicitur.
Qua finita corporis et sanguinis elevatio.
Sanctus, sanctus sanctus.
Quo finito Preceptis salutaribus2, Pater noster.
Quo finito vertit se ad populum dicendo:
Pax Domini sit semper vobiscum [et cum] spiritu
tuo,
Agnus Dei.
Si populus voluerit communicare, communicet
simihter ipse.

Druckvorlage: Abschrift des 18. Jahrhunderts
Nürnberg (Stadtarchiv Akt Y 669 af. 162-169). -
Druck: Klaus, Messe.
1 Nämlich die nachher genannte.
2 Einleitungsworte zum Vaterunser.
3 Nämlich die jeweils fällige (im Unterschied zur Prä-
fation - Anm. 1).
4 Nämlich der nachher gebrachte aaronitische Segen
(statt der in der römischen Messe gebräuchlichen For-
mel).
5 Wie in der römischen Messe, wenn das Gloria gesun-
gen wurde. (Ein hier in der Vorlage stehendes B ist
offensichtlich Abschreiberversehen).

Communicat corpore scilicet et sanguine Jesu
Christi.
Communio de quo sit missa3
Complenda de quo sit missa3
Benechctio: ista4 dicitur et nunquam dicitur Ite
missa est5;
loco ejus dicitur Benedicamus Domino
Responsio: Deo gratias.
Am end der teutschen meß stet ein hailsame er-
manung zum volk, ob etlich zu Gottes tisch wollten
gen. Wol zu merken ist.
Wenn der briester will lesen ein teutsche meß,
spricht er vor die offene beicht6 anstatt des Confiteor:
Ich armer, elender, sündiger maensch bekenn mich
Gott meinem himlischen Vater und meinem Herren
Jesu Christo meinem seligmacher, euch brüder und
schwester und der ganzen christlichen versamlung,
das ich leider oft und dick wieder Gott, meinen
Herrn, gesündigt hab mit unglauben und mißtrauen,
in nit geliebt uber alle ding und meinen nechsten als
mich selbes. Das ist mir vest und ser laid von grund
meines herzens. O Herr Gott, allmechtiger Vater, ich
armer sunder ermahn dich deiner gnadenreichen zu-
sagung und versprechung, da du verheist vergebung
der sund durch das blut deines Suns Jesu Christi,
der fur uns gestorben ist und sein blut zu vergebung
der sund fur uns vergossen hat. Derselbig mein Herr
6 Wie schon die deutsche Messe des Kaspar Kantz in
Nördlingen 1522 (Smend 74), die Straßburger deut-
sche Messe 1524 (Smend 126) und die Messe
Döbers (siehe unten S. 57) nach mittelalterlichem
Vorbild erst im Predigtgottesdienst (Surgant
f. 84ff.), dann aber auch nach der Predigt im Meß-
gottesdienst (Jungmann 1, 631ff.). Bei diesem
Übergang aus dem Predigtgottesdienst in die Messe
wandelte sich aber, wie diese ihre Verwendung zeigt,
die Offene Schuld für das Volksempfinden aus einem
Predigtanhängsel in eine Rüsthandlung für den
Sakramentsteil.

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