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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0056
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Nürnberg 1

Nim hin das weiße und unbefleckte klaid und
bring dasselb für derf richtstul Christi, auf das du
habest das ewig leben! Der frid sei mit dir!
Amen.

f So in der Handschrift; der Druck hat: der.
g Die Handschrift fährt hier weiter:
Es ist auch zu wissen, das nichts der vorgeschriben
wort und gebet zu der tauf so nötig ist, man mag es
in der not und all auslassen on schaden, ausgenomen
die tauf des wassers sambt den worten:
Ich taufe dich im namen des Vaters und des Sons
und des Heiligen Gaists. Amen.
Darumb ist es genug, wann der glaubig in der not
also gefauft wirt. Wann es aber die zeit baß leidet, mag
man dem Teufel widersagen und den glauben bekennen
lassen, darnach unter die augen blasen, das salz in
mund geben, das gepet hernach:
Almechtiger ewiger Got der du hast durch die sind-
fluß etc.
sprechen, das evangelion lesen und als dann taufen.
Wo aber kein gefar des tods ist, mag man die ordnung,
wie obgeschriben ist, ganz halten.
Die Handschrift trägt außerdem auf der Innenseite
des Vorderdeckels und auf dem Vorsatzpergament in
Kursivschrift ohne Unterschrift, aber mit zweifellos
amtlichen Charakter die Anweisung:
Der tauf halben muß man acht haben:
Erstlich, wen ein kind fur die kirchen kumpt, soll
man fragen, ob es jachtauft sei. So die am ja sagt, zeigt
aber darneben an, sie hab sie8 in worten geirt oder
etwas anders dan wasser genumen, oder das der prie-
ster sie fraget, wie sie das kind tauft het, und be-
fund, das sie es nicht recht getauft het, soll er das
kind aller ding von neuen taufen.
Zum anderen, so sie sagt, sie hab das kind jach-
tauft, sei aber in einem schrecken geschehen; sie
wiß nicht, wie sie gesagt hab, oder daran zweifelt,
ob das kind recht getauft sei, oder villeicht trunken

Wir haben auch hierin, wo und wie oft man die
wort, so man ein maidlein taufet, ändern und für er,
si, für diener, dienerin, sprechen sol, nit wöllen an-
zaigen, sunder eines jeden güten verstand darüher
vertrauet.
g

ist, wie dan auch beschehen mag, also das zu besor-
gen, sie hab es nicht recht tauft, so sol er das kind
sub conditione:
Pistu nicht getauft etc.9 taufen.
Zum dritten, so aber die am sagt, sie hab es ja-
tauft, uud, so man sie fragt, wie sie im getan hab,
das sie dasselbig anzeigt, und man sicht, das sie im
recht getan hat, als, sie hat es im namen des Vaters
und des Suns und des Heiligen Geist getauft und
mit wasser begossen, alsdan sol man das kind nicht
wider taufen weder simpliciter noch sub conditione,
wan es were ein widertauf. Doch soll man den exor-
cismus und andere gepet halten und dem kind ein
namen geben.
7 So die Handschrift. Der Druck hat irrig der.
8 Mundartlich = sich.
9 Da die Wiederholung einer Taufe kirchlich unzuläs-
sig, ja reichsrechtlich sogar mit Todesstrafe bedroht
war, in manchen Fällen jedoch sich der tatsächliche,
gültige Taufvollzug nicht nachweisen ließ, man aber
einen solchen Menschen auch nicht ohne den Segen
der Taufe sein lassen wollte, so bildete sich schon
im 9. Jahrhundert eine bedingte Taufe heraus. Sie
wurde seit Papst Alexander II. (1159-1101) maß-
gebend. Dabei sprach der Täufer unmittelbar vor
der Taufformel die Worte ,,Si es baptizatus, non te
baptizo. Si non es baptizatus... “ (Hinschius, Sy-
stem des katholischen Kirchenrechts 4 [Berlin 1888]
463. - Hartmann, 529f. - Agenda biijv. - Lau
Franz, Die Konditional- oder Eventualtaufe und die
Frage nach ihrem Recht in der lutherischen Kirche,
in: Lutherjahrhuch 25 (1958)110-140).

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