Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0104
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Brandenburg-Ansbach-Kulmbach I

auch nit wenig aufrur gevolgt hat), so sol derhalben
auch allen predigern in meiner gnedigen herren der
marggraven fürstentumb, landen und gebieten mit
ernst bevolhen werden und hiemit bevolhen sein,
wenn sie hinfüro von christlicher freihait predigen,
das sie dem volk jedesmals mit guten teutschen wor-
ten erkleren und anzeigen, was rechte, ware christ-
liche freihait ist,
nemlich (nach ausweisung des 8. capitels [1 f.] der
epistel Sant Pauls zun Römern) nichts anders, dann
das die glaubigen durch den Geist, der lebendig
macht, in Christo Jesu frei gemacht werden von dem
gesatz der sunden und des tods, also das bede, sunde
und tod, kain gerechtigkait oder gewalt mere uber
die recht glaubigen haben, sie nit anklagen noch ver-
dammen mögen und das die lieb Gottes in ire her-
zen durch den Heiligen Geist dermaßen ausgossen
ist, das sie hinfüro nicht mere aus forcht und mit
unwillen guts würken, sunder (durch den Heiligen
Geist verneut) aus einem freien, willigen herzen und
mit lust die gebot Gottes halten und gute werke tun
und das also christliche freihait im geist und nit im
fleisch, im gewissen innerhch und nit eußerlich stee,
auch ein freihait guts und nit böses zu tun sei. Dar-
umb auch Sant Pauls zun Galatern am 5. capitel
[13 f.] spricht: Ir lieben brüder, ir seit zu der frei-
hait beruft; allain sehet zu, das ir die freihait nit
laßt ein raum werden dem fleisch, sunder durch die
lieb diene einer dem andern; dann alle gesetz wer-
den in einem wort erfüllet, nemlich in dem: Hab dei-
nen nechsten lieb als dich selbs!
Und Sant Peter 1. Petri 2 [16]: Seit als die freien
und nit, als hettet ir die freihait zum deckel der bos-
hait, sunder als die knecht Gottes.
Darzu so werden alle undertanen durch Got den
almechtigen, seinen einigen Sun, unsern Herren Je-
sum Christum, und seine heilige apostel an vil orten
so ernstlich ermant und verpflicht, der oberkait ge-
horsarn zu sein, nemlich Exodi 20 [2-17] und 22
[1-30], Auch Matthei am 22. [21] und 17. [24-27] da
Christus, unser lieber Herr, nit allain bevolhen, dem
kaiser zu geben, was des kaisers ist, und Got, was
Gottes ist, sunder auch solche seine leer selbst (un-
angesehen, das er warer Gottes Sun und gegen me-
niglich frei ist) mit der tat erzeigt und bewisen hat.
So spricht Sant Pauls zun Römern am 13. [1-10]:

Jederman sei undertenig der obrigkait und gewalt;
dann es ist kain gewalt on von Got. Die gewalt aber,
die allenthalben, ist. von Got verordent, also das,
wer sich wider die gewalt setzt, der widerstrebt Got-
tes ordnung. Die aber widerstreben, werden uber
sich ein urtail empfahen; dann die gewaltigen seind
nit den, so guts würken, sunder den bösen, zu fürch-
ten. Wiltu dich aber nit fürchten vor der gewalt, so
tu gutes; so wirstu lob von derselbigen haben. Tustu
aber böses, so fürcht dich; dann si tregt das schwert
nit vergebenlich. Si ist Gottes dienerin, ein recherin
zur straf uber die bösen. So seit nun aus not under-
tan, nit allain um der straf willen! Derhalben müst
ir auch schoß geben; dann sie seind Gottes diener,
die solchen schutz sollen handhaben.
So gebt nun jederman, was ir schuldig seit - den
schoß (dabei alle zeitlich gerechtigkait verstanden
werden), dem der schoß zugebürt, den zol, dem der
zol zugebürt! Seit niemant nichts schuldig (zu ver-
steen: außerhalb des, so der obrigkait zugebürt.)
dann das ir euch under einander hebt; dann wer
den andern liebet, der hat das gesatz erfült. Dann
das da gesagt ist: Du solt nit eebrechen. Du sol nit
töten. Du solt nit stelen. Du solt nit falsche zeugnus
geben. Dich sol nichts gelusten, und so ein anders
gebot mer ist, das würd in diesem wort verfast: Du
solt lieben deinen nechsten als dich selbs! Die lieb
tut dem nechsten nichts böses. So ist nun die lieb
des gesatzs erfüllung.
Item zu Tito am 3. capitel [1 f.]: Erinner die leut,
spricht er, das sie den fürstentumben und gewal-
tigen undertan sein, der obrigkait gehorchen, zu
allen guten werken bereit sein, niemant lestern, nit
hadern, gelinde sein, alle senftmütigkait beweisen
gegen allen menschen!
Desgleichen vermanet auch Sant Peter in seiner
episteln [1. Petr. 2, 13-17] und spricht: Seit under-
tan aller menschlichen ordnung (zu versteen in allen
zeitlichen sachen) umb des Herren willen, es sei dem
könig als dem öbersten und den pflegern als den ge-
sandten von ime zu rach der ubelteter und zu lob
der wolteter; dann das ist. der will Gotes, das ir mit
woltun verstopfet die unwissenhait der törichten
menschen, als die freien und nit, als hettet ir die
freihait zum deckel der boshait, sunder als die knecht
Gottes. Seit ererbütig gegen jederman, habt lieb die

86
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften