II 6 Landtagsabschied 1526
ter und commissarien, auch churfürsten, fürsten und
stende des heiligen reichs und derselben botschaf-
ten auf solchem reichstag mit einander einmütiglich
verglichen und vereinigt haben, mitlerzeit des freien,
gemainen, christlichen concilien oder aber national-
versamlung (so nach vermögen gemelts reichsab-
schieds in einem oder aufs lengst in anderhalb jaren
den negsten in teutschen landen zu halten geboten
ist), nichts desterweniger mit iren undertanen ein
jeglicher (in sachen, so das edict durch keyser. maie.
auf dem reichstag zu Wormbs gehalten, ausgangen6,
belangen möchten) für sich also zu leben, zu regiren
und zu halten, wie ein jeder solchs gegen Got und
key. maiestat hoff und vertrau zu verantworten.
Dem allem nach und auf gehabten rat der ver-
samelten unser landschaft haben wir uns mit inen
und sie herwiderumb mit uns nachvolgender mai-
nung entschlossen, wie es bis auf ein gemein conci-
lium oder nationalversamlung oder unsern weitern
bescheid allenthalben in unsern fürstentumben und
landen gehalten werden sol, der tröstlichen zuver-
sicht, das wir solchs zuvorderst gegen Gott dem al-
mechtigen und auch key. mai. (als christlich got-
hebend und der kay. maie. gehorsam fürsten) ver-
antworten mögen.
Erstlich nachdem alle ding, unsern heiligen christ-
lichen glauben betreffent, an rechtem oder falschem
predigen ligt und aller selen wolfart oder verdam-
nus, auch christlich einigkeit oder empörung daraus
volgt, sollen alle pfarherrn und prediger in unsern
fürstentumben und landen, das heilig evangelion und
wort Gots alts und neues testaments lauter und rein
predigen und gar nichts, das dawider ist.
Es sollen sich auch alle prediger in irem predigen
alles schmehens, nachredens, schümpfirens, papisti-
schen, lutherischen oder ketzerischen scheltens, aus-
schreiens und alles andern, das zu widerwillen, un-
6 Das Wormser Edikt vom 8. Mai 1521 (Deutsche
Reichstagsakten. Jüngere Reihe 2, 640ff. - Mirbt
419. — Egelhaaf 1, 332-342), das Luther in die
Acht tat und ihn gefangen zu nehmen, gegen seine
Anhänger in gleicher Weise vorzugehen und alle
seine Schriften zu verbrennen befahl.
7 Was damit gemeint ist und warum das gerade in die-
sem Zusammenhang gesagt wird, läßt sich kaum ge-
nau sagen. Eher als die Offene Schuld des mittel-
alterlichen Predigtgottesdienstes (Surgant 84-86.
- Waldenmaier 8) möchte man mit der „Offenen
einigkeit, aufrur und empörung dient oder ursach
geben möcht, enthalten und vermeiden.
Item dergleichen söllen sich alle geistlich und welt-
lich personen bei ernstlicher straf leibs und guts ent-
halten, in offen wirtsheusern und sunst von der alten
oder neuen lere (wie mans nent) verechtlich, freven-
lich oder zenkisch zu reden oder zu disputiren, auch
keiner den andern schmehen, verachten noch zu
widerwertigkeit ursach geben, sunder sich mit ver-
meidung der nachrede und schmach gegen jeder-
man in aller maß halten, wie itzt von pfarrherrn und
predigern gesetzt ist.
Es sollen auch alle unsere ambtleut, burgermei-
ster und ret ein fleißig aufsehen haben, das obgemel-
termaßen und anderst nit gepredigt oder von an-
dern gehandelt werd, und wo sie ein anders höreten,
erfüren oder verstünden, das sollen sie uns jedes-
mals bei iren pflichten mit gutem grund und, in was
stucken sich die prediger oder jemand anders, wie
obstet, vergriffen oder verwürkt haben, anzeigen.
Und wiewol etlich pfarrn und predicaturn in un-
serm land sind, die wir nicht zu leihen oder zu pre-
sentirn haben, so sollen doch unsere ambtleut den-
selben pfarherrn und predigern, so also in unsern
obrigkaiten und gebieten sitzen, nichts dester weni-
ger sagen, das sie sich in iren predigen itztgemelter-
maß auch halten oder aber die evangelion und epi-
steln allein aus dem meßbuch teutsch lesen, wie die
von worten zu worten geschrieben steen, und nichts
weiter darzu sagen dann allein die offen beicht7 mag
und sol er dem volk vorsprechen, auch die heiligen
tag verkünden, doch niemant beim bann zu feiren
oder zu fasten gebieten, wie davon weiter hernach
volgt.
Item es sol auch niemand zu predigen zugelassen
werden dann die, wie obgemelt, recht ordenlich pfar-
herrn und prediger oder der pfarherrn bestelte oder
Beichte“, die ja damals mit einer solchen versehene
Nürnberger Abendmahlsvermahnung (vgl. Seite
47 f. Anm. 20) gemeint sehen, dann aber eben
nicht nur die ,,Offene Beichte“ an dieser, sondern
diese ganz. Man könnte dabei dann an nürnbergi-
sche Patronatspfarreien, über die Brandenburg die
Hoheit beanspruchte, denken wie an Fürth, Korn-
burg, Gustenfelden, Puschendorf usw.). Auf alle
Fälle war Nürnberg über diesen Abschied seiner
Patronatspfarreien wegen beunruhigt (Schorn-
baum, Kasimir 243 Anm. 318).
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ter und commissarien, auch churfürsten, fürsten und
stende des heiligen reichs und derselben botschaf-
ten auf solchem reichstag mit einander einmütiglich
verglichen und vereinigt haben, mitlerzeit des freien,
gemainen, christlichen concilien oder aber national-
versamlung (so nach vermögen gemelts reichsab-
schieds in einem oder aufs lengst in anderhalb jaren
den negsten in teutschen landen zu halten geboten
ist), nichts desterweniger mit iren undertanen ein
jeglicher (in sachen, so das edict durch keyser. maie.
auf dem reichstag zu Wormbs gehalten, ausgangen6,
belangen möchten) für sich also zu leben, zu regiren
und zu halten, wie ein jeder solchs gegen Got und
key. maiestat hoff und vertrau zu verantworten.
Dem allem nach und auf gehabten rat der ver-
samelten unser landschaft haben wir uns mit inen
und sie herwiderumb mit uns nachvolgender mai-
nung entschlossen, wie es bis auf ein gemein conci-
lium oder nationalversamlung oder unsern weitern
bescheid allenthalben in unsern fürstentumben und
landen gehalten werden sol, der tröstlichen zuver-
sicht, das wir solchs zuvorderst gegen Gott dem al-
mechtigen und auch key. mai. (als christlich got-
hebend und der kay. maie. gehorsam fürsten) ver-
antworten mögen.
Erstlich nachdem alle ding, unsern heiligen christ-
lichen glauben betreffent, an rechtem oder falschem
predigen ligt und aller selen wolfart oder verdam-
nus, auch christlich einigkeit oder empörung daraus
volgt, sollen alle pfarherrn und prediger in unsern
fürstentumben und landen, das heilig evangelion und
wort Gots alts und neues testaments lauter und rein
predigen und gar nichts, das dawider ist.
Es sollen sich auch alle prediger in irem predigen
alles schmehens, nachredens, schümpfirens, papisti-
schen, lutherischen oder ketzerischen scheltens, aus-
schreiens und alles andern, das zu widerwillen, un-
6 Das Wormser Edikt vom 8. Mai 1521 (Deutsche
Reichstagsakten. Jüngere Reihe 2, 640ff. - Mirbt
419. — Egelhaaf 1, 332-342), das Luther in die
Acht tat und ihn gefangen zu nehmen, gegen seine
Anhänger in gleicher Weise vorzugehen und alle
seine Schriften zu verbrennen befahl.
7 Was damit gemeint ist und warum das gerade in die-
sem Zusammenhang gesagt wird, läßt sich kaum ge-
nau sagen. Eher als die Offene Schuld des mittel-
alterlichen Predigtgottesdienstes (Surgant 84-86.
- Waldenmaier 8) möchte man mit der „Offenen
einigkeit, aufrur und empörung dient oder ursach
geben möcht, enthalten und vermeiden.
Item dergleichen söllen sich alle geistlich und welt-
lich personen bei ernstlicher straf leibs und guts ent-
halten, in offen wirtsheusern und sunst von der alten
oder neuen lere (wie mans nent) verechtlich, freven-
lich oder zenkisch zu reden oder zu disputiren, auch
keiner den andern schmehen, verachten noch zu
widerwertigkeit ursach geben, sunder sich mit ver-
meidung der nachrede und schmach gegen jeder-
man in aller maß halten, wie itzt von pfarrherrn und
predigern gesetzt ist.
Es sollen auch alle unsere ambtleut, burgermei-
ster und ret ein fleißig aufsehen haben, das obgemel-
termaßen und anderst nit gepredigt oder von an-
dern gehandelt werd, und wo sie ein anders höreten,
erfüren oder verstünden, das sollen sie uns jedes-
mals bei iren pflichten mit gutem grund und, in was
stucken sich die prediger oder jemand anders, wie
obstet, vergriffen oder verwürkt haben, anzeigen.
Und wiewol etlich pfarrn und predicaturn in un-
serm land sind, die wir nicht zu leihen oder zu pre-
sentirn haben, so sollen doch unsere ambtleut den-
selben pfarherrn und predigern, so also in unsern
obrigkaiten und gebieten sitzen, nichts dester weni-
ger sagen, das sie sich in iren predigen itztgemelter-
maß auch halten oder aber die evangelion und epi-
steln allein aus dem meßbuch teutsch lesen, wie die
von worten zu worten geschrieben steen, und nichts
weiter darzu sagen dann allein die offen beicht7 mag
und sol er dem volk vorsprechen, auch die heiligen
tag verkünden, doch niemant beim bann zu feiren
oder zu fasten gebieten, wie davon weiter hernach
volgt.
Item es sol auch niemand zu predigen zugelassen
werden dann die, wie obgemelt, recht ordenlich pfar-
herrn und prediger oder der pfarherrn bestelte oder
Beichte“, die ja damals mit einer solchen versehene
Nürnberger Abendmahlsvermahnung (vgl. Seite
47 f. Anm. 20) gemeint sehen, dann aber eben
nicht nur die ,,Offene Beichte“ an dieser, sondern
diese ganz. Man könnte dabei dann an nürnbergi-
sche Patronatspfarreien, über die Brandenburg die
Hoheit beanspruchte, denken wie an Fürth, Korn-
burg, Gustenfelden, Puschendorf usw.). Auf alle
Fälle war Nürnberg über diesen Abschied seiner
Patronatspfarreien wegen beunruhigt (Schorn-
baum, Kasimir 243 Anm. 318).
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