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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0155
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III 3 Kirchenordnung von 1528

Fur den beschluß benedictionem Numeri 6
[24-26] teutsch, darnach Benedicamus Domino ge-
sungen.
Teutsch gesang.
Wo man auf den dörfern gar niemant hat zum
lateinischen gesang, da soll der pfarrer nichts dest
minder sprechen oder lesen alles, wie oben angezaigt,
und die gemain mag dieweil ein gut teutsch gesang
oder etliche singen, wie sie die konnen, und die pfar-
herrn sollen das volk solche gesang zu lernen ver-
manen, jedoch mit der mas wie vor teutscher gesang
halben gemelt ist.
Item, wo in den pfarren vormals an den feiertagen
und werketagen nach bebstischer ordnung meß ge-
halten worden sind, soll furo auf dieselben tag der
briester in seiner claidung, wie man meß helt, zum
altar geen und alle ding, die sonsten in itzigen evan-
gelischen messen verordent, durch in und den chor
gesungen und gelesen werden allein mit der unter-
schied, so nit communicanten vorhanden sind, das
alsdann der briester zu der consecration des leibs
und bluts Christi ungedrungen sei, er woh es dann
aus andacht und begird seiner selbs nießung halben
consecrieren. Das soll zu seinem willen und freisteen,
dieweil sich doch zu solcher nießung des leibs und
bluts christi, niemant zu dringen gepurt, sonder sich,
ein jeder wie der apostel spricht [1. Kor. 11,28], selbs
brüfen soll. Und hat dennest das volk, sogleich also
die consecration gemelts sacraments nit geschicht,
ursach in die kirchen zu geen, das evangelion, epistel
und andere christliche gesang und gebet zu hören
und dabei guts zu betrachten, wie dann dergleichen
gebrauch an anderen örten, da das evangelium an-
genummen, auch gehalten und darzu bei den beb-
stischen auf den großen stiften auch dermaßen ge-
handelt wirt.
Communicanten vor anzaigen.
Auch soll man vleißig darob halten, das sich die
leut vor nennen, iren glauben und, warumb sie des
sacraments begern, anzuzeigen.
Capitel lesen.
Item uf den dorfern frue nach gelegenheit etlich
tag ein capitel lesen, mit einem gemainem gepet oder

collect beschlossen, das möcht ungeverlich am mit-
wochen und freitag gescheen, und darzu einen teut-
schen psalmen oder andere christliche teutsche lie-
der, davon vor gemelt ist, zu singen.
Item in steten und anderen großen flecken soll
man die tag, da man nicht meß helt, als vor steet,
ein psalm oder drei singen, ein capitel lesen und mit
einem gemeinen gebet beschließen.
Item in großen flecken, wo mans an leuten und
besoldung kan gehaben, das man in der wochen eine
oder zwei predig auf ein halbe stund anricht.
[Sacrament sub una ?]
So aber imant das sacrament beiderlei gestalt nit
entpfahen wolt, sonder desselben allein im prot nach
romischer ordnung begeret und dieweil sich in al-
weg nit gepurt, einen briester wider sein gewissen
aufzulegen, solch sacrament einerlei gestalt zu ge-
ben. So aber der krank von solcher seiner irrung
wider das gotlich wort nit gewisen werden möcht
und einen briester gehaben kont, der ime dasselbig
sacrament einerlei gestalt raichet, muß man dasselb
noch zur zeit wie etlich ander irrung mehr gescheen
lassen, bis solchs durch weitere verkundung und
ubung des gotlichen worts und gotliche verleihung
bei denselben irrern (die also durch bebstischen ubel-
brauch verfurt) paß ausgereut wurde, gedulden.
[Allgemeines Kirchengebet.]
Die prediger sollen auch in allen iren predigen das
volk vleißig ermanen, das sie fur alle stende und an-
ligen der christenheit Got getreulich bitten in an-
sehung, das es bei disen färlichen zeiten und so gro-
ßen teglichen einfallenden irsaln hoch von nöten ist,
wie des auch ein christliche ermanung und verkun-
dung gestellt werden soll:
Auserwelte glider Jesu Christi, bitt Got durch den-
selben unsern Herrn Jesum Christ, fur kaiser, konig
und fur alle obrigkeit, auf das wir ein geruelich und
stilles leben furen mogen in aller gotseligkeit und er-
barkeit.
Auch fur juden, turken, haiden und bos christen,
die alle den namen Jesu Christi gehort und gleich-
wol der christlichen warheit unglaubig und wider-
wertig sein, das sie Got unser Vater mit barmherzig-
keit ansehen und erleuchten wolle, auf das sie von

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