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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0156
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

irem irtumb und plindheit zu der warn erkantnus
seines Sons, unsers Herrn Jesu Christi, in die ainig-
keit der rechten christlichen gemain kommen. Dar-
zu fur alle sunder und sunderin, die nit besonder
wider das gotlich wort fechten und dannocht in sund-
lichem leben behaft und versteckt sind, das inen Got
ire sunde zu erkennen und ein reuig herz geben
wolle.
Item fur alle gefangne, kranke, elende, geengstigte,
betrangte und die in anfechtung und geistliche kum-
mernus seien, das inen Got beistee und helfe, sie
tröste und sterke durch Christum unsern Herrn.
Besonder aber fur einen rate und gemainde diser
stat, das uns Got verleihe, bestendigkeit und auf-
nemen in der warheit des reinen und lautern wort
Gottes. Amen.
Und die es vermugen, wollet der armen leut mit
euer hilf zu gemainem gotseligen almusen nit ver-
gessen.
Handlung bei den kranken.
Bei den kranken soll man zum ersten vernemen,
wie fern sie im wort Gottes unterricht sein und, wes
in mangelt, unterrichten, mit der prefation teutsch
consecrirn und dann inen die gemain vermanung5
vorsagen, das sacrament bederlei gestalt raichen
nach einsetzung und bevelch des Herrn Christi, mit
einem gepet oder danksagung beschließen. Was die
sunst trostens und ermanens werden bedorfen, wirt
das werk selbs leren.
Von einsperrung des sacraments.
Item dieweil wir des leibs und pluts Christi habl
allein zu essen und drinken und nit in heusle zu sper-
ren oder umbzutragen, aus dem wort Gottes bevelch
haben, auch solch sacrament im wein ehe weder6 im
prot, so es lang stunde, verdurb und bei solchem ein-
sperren ganz kein nutz ist, sondern daraus vil erger-
nus volget und in gegenwertigkeit der communican-
ten consecrirt werden soll und mag, ist solch ein-
sperren und umbtragen ditz sacraments zu unter-
lassen. Doch das solchs vor mit dem wort werd ab-
gericht.

[Von verkundigung der eeleut.]
Item nachdem herkomen ist, das man die eeleut
im gemainen volk in iren pfarren drei sontag vor irm
eelichen beiliegen verkundt, solche verkundung soll
bleiben, wann sonsten solche eeliche hochzeit an die
person, so darein zu sprechen hetten, zuvor nit ge-
langen und vil unrats daraus entsteen möcht.
Vom evangelischen bann.
Und ob sich jmant unter dem christlichen pfarr-
volk durch offenliche sund und laster so streflich
und ungeschickt halten wurd, das er nach vermog
gotlichs worts billich verpant werden sollt, den sol-
len die prediger nach geschehener vermanung den
weltlichen obrigkeiten anzaigen, damit sie durch die
selben entweder gewarnt oder mit zimlicher straf
zur besserung gezogen wurden.
Ob aber die obrigkeiten in solchem leslich erschei-
nen oder sich die angezaigten strafwirdigen personen
nit bessern würden, als dann soll gegen dem oder
denselben der christlich ban durch die verordenten
visitator gebraucht werden, wie sich das dem got-
lichen wort und bevelch nach gepürt.
Von frembden pfarrkindern.
Frembden pfarrkindern, die unter pfarherrn sein,
die inen die christlichen sacrament abschlugen, soll
man nach guter erkundigung irer narration und glau-
bens alles ministrirn, das in also daheim wider das
wort Gottes abgeschlagen wirt.
Von kinderleren.
Catechismus, das ist kinderlere, nemlich die zehen
gepot, Vater unser und glauben soll ufs wenigst alle
wochen einmal etwas darvon geleret werden und das
solchs zur stund, die einer jden gemain am füglich-
sten sein wirt, geschehe.
[Von begrebnus der toten.]
Bei den toten, wo man schuler hat, mag man das
Benedictus7, mit einer antiphon singen, lateinisch

6 = als (Schmeller 2, 857).
7 Lobgesang des Zacharias (Luk 1, 68-79). Er war ein

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Bestandteil des mittelalterlichen Begräbnisritus
(Hartmann 653.— LThK2, 118. — EKL 1, 386).
 
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