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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0164
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

Zum andern sollen sie inen auch anzaigen Gottes
zorn, troen und straf, die über die unpußfertigen
sünder gehen werden. Das geschicht dann aber durch
das gesetz. Dann im gesetz steet geschriben [5. Mos.
27,15-26]: Verflucht sei ein jeder, der da nicht bleibt
in allen worten dises gesetz, das ers tue, und andere
trohung und straf mer, so ein jeder selbs darin lesen
mag. Und damit sol man die leut schrecken, das sie
Gottes zorn förchten und die sünd nicht in wind
schlahen. Das ist, das Paulus spricht [R.öm. 4, 15]:
Das gesetz richt zorn an, und dabei soll man sun-
derlich acht haben auf die einfeltigen leut, die da,
alsbald sie Gottes gepot und troen hören, so bald
darauf fallen und mainen, sie wöllen aus aignen kref-
ten Gottes gepot halten und dem zorn empfliehen;
dann dieselben soll man fein seuberlich vor solicher
vermessenheit warnen; dann es ist doch unmüglich,
das ein mensch Gottes gepot aus aignen kreften mög
erfüllen, sunder er muß zuvor durch den glauben an
Jesum Christum vergebung der sünden erlangen und
also Gottes kind werden und den Heiligen Gaist
empfahen, davon wir hernach klärer anzaigung tun
wöllen.
Zum dritten sollen sie inen auch durch zusagung
von Christo ein gute hoffnung machen, gnad zu er-
langen, wie desselben auch feine exempel im gesetz
und den propheten hin und wider gesehen werden,
sunderlich aber wie Johannes der taufer getan hat,
der offenlich am tag mit fingern auf Christum deutet
und spricht [Joh. 1,29]: Sihe da, das ist Gottes
lämblein, das der welt sünde tregt.
Auf das aber auch ein jeder, wie gerings verstands
er ist, vernemen mög, wie das gesetz zu predigen sei,
wöllen wir denen, so es nicht pesser wissen, ein kurz
exempel fürschreiben, darinnen sie den rechten ge-
prauch abnemen und demselben nachfolgen mögen.
Auf das aber auch ein jeder, wie gerings verstands
er ist, vernemen mög, wie das gesetz zu predigen sei,
wöllen wir denen, so es nicht pesser wissen, ein kurz
exempel fürschreiben, darinnen sie den rechten ge-
prauch abnemen und demselben nachfolgen mögen.
Wann ein prediger sein volk oder ein sundere per-
son, die mit dem laster der hurerei beladen, zur puß
und pesserung bewegen will, soll er am allerersten
aus dem gesetz leren, wie Gott der Herr soliche sünd
so heftig und ernstlich verpoten hab. Dann das ge-

setz spricht Exodi. 20 [14]: Du solt nicht eebrechen,
und Deutero. 23 [17]: Es soll kein hure oder hurer
unter den kindern Israel sein und Paulus zun Ephe-
sern am 4. [5, 3]: Hurerei und alle unrainigkeit last
nicht von euch gehört werden, wie den heiligen zu-
steet und 1. Tess. 4 [3]: Das ist der will Gottes: euer
heiligung, das ir meidet die hurerei.
Darnach so er inen auch die straf Gottes anzaigen,
die er denjenen troet, die mit solichem laster be-
laden sein, als das Paulus spricht: 1. Corin. am 6.
[9 f.]: Die hurer werden das reich Gottes nicht er-
erben und Ephe. 5 [5]: Kein hurer oder unrainer hat
erbe in dem reich Gottes; dann umb diser willen
kumbt der zorn Gottes (das ist teurung, krieg, pesti-
lenz und ewige verdamnus) über die kinder des un-
glaubens, und Salomon in sprüchen am 29. [3]: Ein
hurer verderbt sein hab und gut, und Levitici am
20. [10 ff.], Deute. am 22. [21. 24. 25.] wird gepoten,
man soll eebrecher und ehebrecherin verstainigen.
Desgleichen auch ein jung tochter, so hurerei in ires
vaters haus treibt, ehe dann sie verheirat wird, soll
auch verstainiget werden. Darbei möcht man auch
die verpot der weltlichen obrigkeit anziehen und da-
neben anzaigen, das es auch Gottes ordnung sei, was
sie in solchem fall setzen und ordnen, wie Paulus
zun Römern am 13. [1ff.] leret.
Als dann solle er auch solicher heftigen straf et-
liche exempel fürhalten als das exempel Sichem,
des Hemors sun, der mit allem seinem volk erstochen
’wurd, darumb das er die Dina Jakobs und Lea Toch-
ter geschwecht het, Gen. 34. Item das exempel Zim-
bri, den Pinhaß bei der hurn Casbi erstach, und wurd
von Gott darumb gelobet, Numeri 25 [6-15]. Auch
wurd das volk zur selbigen zeit heftig gestraft von
Gott selbs, wie Paulus auch meldet und spricht:
1. Corinth. 10 [8]: Last uns nicht hurerei treiben,
wie etlich aus inen hurerei triben und fielen auf
einen tag dreiundzwainzigtausent. Item das exem-
pel Davids, der umb des ehebruchs und todschlags
willen von Gott also gestraft wurde, das ine sein leib-
licher sune Absolon aus dem Königreich stieß und
umbzubringen begert [2. Sam. 11-18], und was soli-
cher exempel mer in der schrift vorhanden sein.
Wann nun die sünder also geschreckt sein durchs
gesetz, sol man sie zur puß vermanen mit etlichen
tröstlichen sprüchen oder exempeln, dardurch sie

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