Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0176
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

digen wort Gottes, das da ewiglich bleibt. Und dise
neue geburt wird auch genent ein neuer mensch und
ein neue creatur, als Galat 6 [15]: In Christo gilt.
weder beschneidung noch vorhaut etwas, sunder ein
neue creatur, und zu den Ephesern am 4. [23 f.]: Er-
neuert euch im gaist euers gemüts und ziehet den
neuen menschen an, der nach Gott geschaffen ist,
in rechtgeschaffner gerechtigkeit und heiligkeit. Und
umb dieser neuen geburt willen werden wir Gottes
kinder genent, wie Johannes in seiner Epistel am 3.
sagt [1. Joh. 3, 2]: Meine lieben, wir seind nun Got-
tes kinder und ist noch nicht erschinen, das wirs sein.
Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, das wir
im gleich sein werden; dann wir werden ine sehen
wie er ist.
Zum fünften folget. nach solicher neuen geburt,
auch ein neu leben; dann der Heilig Gaist geust die
liebe in unsere herzen, Roma. am 5. [5], Die lieb aber
erfüllt das gesetz, Rom. am 13. [10]; und entspringen
daraus allerlei gute frücht, weliche Paulus zu den
Galatern am 5. [22], zum tail erzelet und spricht: Die
frucht des Gaists ist lieb, freud, frid, gedult., frümb-
keit, gütigkeit, glaube, sanftmut, keuscheit etc.
Und zu solichem neuen leben sollen sie die leut
aufs fleißigest vermanen; dann vermanen und raizen
hat hierin sunderlich stat und bringt nutz und bes-
serung. Darumb haben sich die lieben apostel des-
selben in sunderheit auch geflissen. Dann wann wir
schon, wie vor gemelt, neu geboren sein, so bleibt
doch noch ein groß stück des alten flaischlichen
Adarns in uns übrig. Der will dann faul zum guten
und dem Gaist ungehorsam sein. Darumb muß man
in unterdrücken und ime nicht sein willen lassen.
Auf das mans aber dester baß verstee, soll man
den leuten zweierlei geburt fürbilden. Zum ersten
sein wir natürlicher weise geboren vom Adam, zum
andern himlischer weis aus Gott und haben also
zwen väter. Die nennet Paulus 1. Corinth. 15. [45.
47 f.]. zwen Adam und spricht: Der erst mensch
Adam ist gemacht in das natürlich leben und der
letzt. Adam ins gaistliche leben. Der erst mensch ist
von erden irdisch, der ander ist der Herr von himel.
Welicherlei der irdisch ist, solicherlei sein auch die
irdischen, und welicherlei der himlisch ist, solicherlei
sein auch die himlischen. Das ist: wie der Adam ein
sünder und sterblich ist gewest, also sein auch alle

seine kinder, von ime geborn, voller sünden und
böser begirde und müssen auch sterben und, wie
Christus gerecht und unsterblich ist, also werden
auch alle, die der himlischen widergeburt tailhaftig
sein, gerecht und unsterblich werden. Darzu haben
wir nun zwu leer. Das gesetz soll mit seinem trohen
den zorn Gottes, sein gericht und die ewigen ver-
damnus dem alten Adam also anzaigen, das er dar-
durch also erschrecke, das er gar sterbe, das ist: das
er sich vor forcht des tods und der verdamnus nicht
mehr rege mit seinen sünden und bösen begirden,
sunder feire, wie Paulus Roma. am 6. [6], sagt. Es
geschicht auch zum tail und wird wol angefangen
in disem leben und stirbt je lenger je mer. Es wird
aber nicht gar volendet, bis der leiblich tod auch
darzu kumbt.
Das evangelion aber sol uns nach dem bild Christi
neu gepern, wie oben angezaigt. Es geschicht auch.
Aber wir sein darumb noch nit bald volkummen,
sunder der neu mensch ist noch jung und schwach
und nimbt doch auch von tag zu tag zu, bis wir ein
volkummen man werden, der da sei in der maß des
volkummen alters Christi, wie Paulus zu den Ephe-
siern am 4. capitel [13] sagt.
Su nun der alt Adam in uns angefangen hat zu
sterben und doch noch nicht gar gestorben ist und
dargegen der neu himlisch mensch geboren und doch
noch nicht. stark und volkummen ist, so kanns nicht
felen: diese zwen müssen wider einander streben,
wie Paulus zu den Galatern am 5. [17] schreibt und
spricht: Das flaisch gelustet wider den Gaist und
den Gaist wider das flaisch. Dieselbigen sein wider
einander, das ir nit tut., was ir wölt, und darumb
begert der Heilig Gaist, den alten Adam in uns durch
Gottes wort, sein aigne kraft und durch allerlei creuz
und leiden vollent zu töten. Dem sollen wir darin
nicht widerstreben, sunder darzu helfen, wie Paulus
Colo. am 3. [5-9] leret. und spricht: So tötet nun
eure glider, die auf erden sein, hurerei, unrainigkeit,
lust, böse begird, unkeuscheit und den geiz, weliches
ist abgötterei, umb welicher willen kumbt der zorn
Gottes über die kinder des unglaubens! Nun aber
legt alles ab von euch, - den zorn, grimm, bosheit,
lesterung, schandpare wort aus eurem mund! Lieget
nicht unter einander! Ziehet den alten menschen mit
seinen werken aus!

158
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften