Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0190
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

hand des Herrn wie wasserpech und er naigts, wo-
hin er wil. Also da Saul zu könig gesalbet war, ließ
im der Herr durch den Propheten Samuel ansagen:
Siehe, der Herr hat dich zum fürsten über sein erb-
fal gesalbet. So gehe nun hin etc. und wird dir be-
gegnen ein hauf propheten etc. und der Gaist Gottes
wird fertig ob dir werden, das du mit ine weissagest.
Da wirst du ein ander man werden. Wann dir nun
diese zaichen kummen, so tue, was dir unterhanden
kumbt; dann Got. ist mit dir [1. Sam. 10, 1-7]. So
nun Got des königs herz laitet und befilhet ime, er
sol tun, was im unterhanden kumbt, so folgt dar-
aus, was ein könig im weltlichen reich mit wol-
bedachtem rat nach jeder zeit und sachen gelegen-
heit fürnimbt, setzt und gepeut, das doch nicht wider
Christum ist und dienet, zu schützen die frummen
oder zu strafen die bösen, das dasselbig kein men-
schenleer oder satzung ist, sunder ein ordnung Got-
tes, dann Got hats ine gehaißen und klärlich be-
folhen, er soll tun, was ime unterhanden kumbt,
und wir sollen gehorsam sein; dann, wer sich wider
die gewalt setzet, spricht Paulus zun Römern 13.
[2], der widerstrebet Gottes ordnung. So dann die
oberkeit tut, setzt und ordnet, das ir Gott hat be-
folhen, und Paulus nennet es ein ordnung Gottes, so
sollen wirs ja kein menschen satzung nennen noch
für ein menschen satzung halten, sunder ein ordnung
Gottes lassen bleiben und gehorsam sein, nicht allein
umb straf willen, sunder auch umb des gewissens
willen, wie Paulus zu den Römern am 13. capitel
[15] treulich leret . Wann aber die weltlich oberkeit
etwas fürneme, das wider Christum were, so gibtb
das wort, Actuum am 5. [29]: Man muß Gott. mer
gehorsam sein dann den menschen. Oder, wann sie
die frummen strafen und die bösen schützen wolte,
und also Gottes ordnung mutwilliglich umbkeren,
so sollen wir solichs wol leiden, so ferne, das wir uns
doch wider Gott zu tun nicht lassen zwingen. Aber
wir sollen nicht darein bewilligen noch uns solicher
tyrannei mit loben, billichen oder vertaidingen tail-
haftig machen. Darumb, wann die oberkeit Gottes
wort vor augen hat und nichts darwider handelt,
sunder schützt und schirmet die frummen unter-
tanen und straft die bösen, so ist es eitel Gottes ord-

b So 1591; 1533 hat als Druckfehler: gibt.

nung, was sie setzen und machen, ob es gleich aus
irem aigen rat und gutbedunken herfleust.
Aber nit also kann es sein im reich Gottes, da man
das gewissen unterricht und weiset, wie man sol selig
werden. Dann daselbst hat Gott kein oberkeit ein-
gesetzt, sunder hat ime alle oberkeit selbs behalten,
wie Jesaias zeuget am 33. [22]: Der Herr ist unser
richter; der Herr ist unser maister; der Herr ist unser
könig; der wird uns selig machen. Und ob er schon
amptleut in seinem reich bedarf und eingesetzt hat,
als apostel, bischof, prediger, eltesten etc., so hat
er inen doch kein herrschaft oder oberkeit geben,
wie Christus klärlich selbs leret, Luce 12 [25f.],
und spricht: Die könig der welt herrschen und die
gewaltigen haist man gnedige herren; ir aber nicht
also, sunder der größest unter euch soll sein wie der
jüngst und der fürnembst wie der diener etc. Er hat
ine auch nicht befolhen zu predigen, was sie für gut
ansihet, wie er dem Saul befalhe, zu tun, was im
unter die hend köme, sunder hat inen gepoten, sie
sollen predigen das evangelion allen creaturen und
die leut taufen im namen des Vaters und des Suns
und des Heiligen Gaistes und sie leren halten alles,
das er ihnen befolhen hab, und nicht, was sie selbs
wöllen, Math. am letzten [28, 19f.]. Er hat auch uns
nit befolhen, das wir in gehorsam sein sollen, wann
sie ire treum gepieten und aufrichten, wie Paulus
gepoten hat, der weltlichen oberkeit gehorsam zu
sein, sunder hat uns befolhen, wir sollen uns hüten
vor falschen propheten oder predigern, Mathei am
6. [7, 15], und sollen kein menschen auf erden unsern
maister sein lassen im gewissen; dann es sei nur einer
unser maister, nemlich Christus im himel, Mathei am
23. [8], Aus dem allem ist offenwar, das die sched-
lichen menschensatzung, die Christus verwürft und
uns so fleißig darvor warnet, nicht gefunden wer-
den dann nur in dem gaistlichen reich Christi, da sie
das gewissen pinden, und gar nicht im weltlichen
reich, da es zugelassen, befolhen und löblich ist,
aus aignem rat und weisheit, gut und nützlich ord-
nung zu finden und aufzurichten.
Zum andern ist es noch nit gnug, wann man ein
ordnung oder gewonheit als ein menschenler wil ver-
werfen, das man kann beweisen, sie gehöre nicht in

172
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften