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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0194
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

groß, heilig, weise und gut es auch immer scheine
vor den menschen. Dann alles, was vom flaisch ge-
boren wird, das ist flaisch, verdambt, vermaledeit,
eitel tod, sünde und der hellen wirdig. Darumb auch
flaisch und blut nit können Gottes reich ererben;
dann was flaisch ist, das lebt flaischlich, ist flaisch-
lich gesinnet, Gottes feinde, dem gesetz Gottes nicht
unterworfen. Dann die im flaisch sind, können Gott
nicht wol gefallen. Flaischliche weisheit ist der tod.
Darumb beschleust Christus, unser lieber Herr, do
er mit Nicodemo redet, also: Warlich, warlich, sag
ich dir, es sei dann das jemand von neuem geborn
werde aus dem wasser und gaist, kan er das reich
Gottes nicht sehen noch darein kummen [Joh. 3, 5].
Aufs ander
sollen wir auch fleißig zu herzen nemen, wie große
gnad und barmherzigkeit Gott an uns in der tauf
tut, da er sein freundlichkeit und leutseligkeit gegen
uns erzaigt und uns nicht umb gerechtigkeit willen
der werk, so wir getan haben, sunder nach seiner
barmherzigkeit durch das bad der widergeburt und
verneuerung des Heiligen Gaists selig macht [Tit.
3, 4f.]. Dann er alda in kraft des worts durch seinen
Gaist tötet, vertilget und abweschet alles, das uns
zu sündern macht, befleckt oder verdamt, gleich als
er im Roten Meere die feinde seines volks erseufte
und in der sündflut alles flaisch bis on acht seelen,
die erhalten wurden, vertilget9. Also macht uns auch
dises wasserbad im wort Gottes selig, nicht das ab-
tun des unflats am flaisch, wie im leiblichen waschen
eußerlich beschicht, sunder der pund eines guten ge-
wissens mit Gott durch die auferstehung Jesu Chri-
sti, dardurch wir in kraft des götlichen punds in
unserm gewissen gerainigt und versichert werden,
baide mit Gottes wort und eußerlichem warzaichen,
das alles das auf gehebt, tot und abe oder vergeben
sei, so uns beflecken und verdammen mag. Wir sein
auch im gewissen frei, ledig und sicher, das wir mit
Gott verainigt im pund steen, der uns nichts zu ver-
damnus will rechnen. Dargegen sollen wir aber auch
die vergebnen sünde meiden und derselbigen gleich
tot sein, dann alle die wir in Jesum Christum getauft
sind, die sind in seinen tod getauft. So sind wir je

Vgl.das ,,Sintflutgebet“ S. 34!

mit begraben durch die tauf in den tod und also der
sünden und ganzem altem leben abgestorben und
zu rue gestellt, das uns nichts verdammen noch von
der hulde Gottes absündern möge; dann wer gestor-
ben ist, der ist gerechtfertigt von der sünden und
ist der gewalt. des Teufels, todes und sünden nicht
mer unterworfen und, ob er gleich noch sünde im
flaisch empfindet, so wirds im doch nicht zur ver-
damnus gerechent von wegen der rechtfertigung des
gaists. Uber das alles würkt die tauf in uns ein neues
götlichs leben, daran Gott ein wolgefallen hat. Dann
gleich wie Christus ist auferweckt von den toten
durch die herrligkeit des Vaters, also sollen auch wir
in einem neuen leben wandeln. So wir aber sambt
ime gepflanzt sein worden zu gleichem tod, so wer-
den wir auch der aufersteung teilhaftig und gleich
sein in dem ewigen leben. Darumb sollen wir uns
darfür halten, das wir der sünden gestorben seien
und Gott leben in Christo Jesu, unserm Herrn, in
welichem wir auch beschnitten sein durch ablegung
des sündlichen leibs im flaisch in dem, das wir mit
ime begraben sein durch die tauf, in welichem wir
auch auferstanden sein durch den glauben. Dann
Gott , der in von toten erweckt, der hat auch uns
mit ime lebendig gemacht, da wir tot waren in den
sünden und in der vorhaut unsers flaischs oder
flaischlichen lebens, das die recht vorhaut ist. Ob
aber unser leben jetzund verborgen ist mit Christo
in Got - doch wenn Christus, unser leben sich offen-
baren wird, alsdann werden wir auch offenbar wer-
den mit ime in der herrligkeit als, die Gott nach sei-
ner großen barmherzigkeit geborn hat zu einer
lebendigen hoffnung durch die aufersteung Jesu
Christi von den toten, auf ein unvergenglich, un-
befleckt und unverwelklich erbe, nit aus vergeng-
lichem, sunder aus unvergenglichem samen, nem-
lich aus dem lebendigen wort Gottes, in welichem
wort das wasser oder eußerliche tauf verfasset ist
und alle obgemelte ding in warheit kreftiglich in uns
würket.
Aufs dritte
sollen wir uns solicher gnadenreichen gabe unserer
taufe alle zeit mit dankbarkeit gegen Gott trösten

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