Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0216
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

Ein ander Danksagung:
Wir danken dir, almechtiger Gott, das du uns
durch dise hailsame gabe deines leibs und bluts hast
erquicket, und bitten dein barmherzigkeit, das du
uns soliches gedeihen last, zum starken glauben ge-
gen dir und zu brünstiger liebe unter uns allen.
Durch denselben unsern Herrn Jesum Christum etc.12
g Benedicamus Domino. Deo graciasg.
Darnach segne er das volk also:
Der Herr gesegen euch und behüte euch! Der Herr
erleuchte sein angesicht über euch und sei euch
gnedig! Der Herr erhebe sein angesicht auf euch und
gebe euch fride! Amen13.
Oder also:
Gott sei uns gnedig und barmherzig und gebe uns
seinen götlichen segen! Er laß uns sein angesicht
leuchten und gebe uns seinen frid! Amen.
Oder also:
Gesegen und behüte uns, Gott der Vater und der
Sune und der Heilig Gaist! Amen14.
Oder also:
Der segen Gott des Vaters und des Suns und des
Heiligen Gaists sei mit euch und bleib allezeit mit
uns allen! Amen.
Es ist auch wol zu besorgen und schon zum tail
vor augen, dieweil man niemand mer zu bestimbter
zeit zum sacrament zwingt, das die leut faul und
nachlessig werden. Ja, auch die priester selbs be-
schwern sich zu zeiten on redliche christenlich ur-
sach, das abentmal zu halten, welche doch nicht ver-
steen, was sie darmit für ein gezeugnus wider sich
selbs geben; dann was muß doch das für ein herz
oder loser glaub sein, der sich entsetzt, förcht, be-
schwert und fleucht, wann Christus das aller tröst-
lichst und freundlichst werk mit ime handeln will,
das er je mit seinen jüngern auf erden gehandelt
hat ? Und was kan doch tröstlichers sein dann, das
Christus spricht: Mein leib ist für dich geben; mein
blut für deine sünde vergossen? Und was kan freund-
lichers sein dann, wann er spricht: Nim hin, iß; das
ist mein leib. Nim hin und trink; das ist mein blut ?
Wie könt er größere lieb gegen uns erzaigen dann
g-g 1591: Kirchendiener: Benedicamus Domino.
Chor: Deo dicamus gratias.
12 von Luther, Deutsche Messe (WA 19,102).

das er sich uns selbs gibt, bei uns und in uns sein
will ? Darumb solten billich alle christen mit freu-
den darzu eilen und sich nicht lang darvon entziehen.
Sunderlich aber die priester, solten nicht allein mit
worten, sunder auch mit dem exempel das volk dar-
zu raizen. Dann wie wilt du ein andern inbrünstig
darzu vermanen, wann du selbst kalt bist ? Und ob
dir schon der schönen wort nicht mangelt, was sollen
die wort ander leut bewegen, wann du selbst nicht
tust, wie du redest ? Mainstu, du dörfst sein nicht,
so bist du blind. Glaubstu aber den worten nicht,
so bist du ein haid. Wilt du aber deinem nechsten
nicht vergeben, so bist du ein öffenlicher sünder.
Sunst kan je kein redliche ursach sein, die sich da-
von abziehen solt. Darumb sollen die priester mit
worten und exempel das volk darzu vermanen und
anzaigen, wie sie doch wolten getan haben zur apo-
stel zeit, da Christus seinen jüngern das sacrament
gibt und fragt sie nicht, ob sie geschickt darzu seien
oder nicht. Desgleichen haben es die apostel auch
also geordent, das man zu bestimbten tagen das
abentmal hat gehalten, und hat sich niemand da-
von entzogen dann, die von offenlicher sünden wegen
offenlich im bann waren. Dieweil dann die christen-
heit kein höhere und schörpfere straf hat, dann das
sie die öffenlichen sünder durch den bann vom
abentmal ausschleust, warumb tun wir uns selbs in
bann ? Und ist zu besorgen, soliche kalte, faule, ver-
droßne undankbarkeit möcht Gott erzürnen, das er
uns widerumb in menschensatzung ließ verfüren,
auf das wir über ein zeit zu unsern schaden und ver-
derben tun müßten, das wir jetzt in der freiheit wol
zu unserm höchsten trost brauchen könten und nicht
wolten.
Item man soll auch nicht leichtfertiglich oder one
redlich, christenlich ursachen frembden pfarrkindern
in den pfarren, darein sie nicht gehören, die sacra-
ment oder andere kirchendienst mittailen, sunder
dieselbigen vor fleißig forschen, warumb sie solichs
alles dahaim bei iren pfarherrn nicht suchen. Wann
man aber die person kennt oder sie ein zeitlang nicht
dahaim sein kan oder unter einem solichen pfarr-
13 Wie bei Volprecht (S. 42), nach Luthers Deutscher
Messe (WA 19,102).
14 Ungefähr die Form der römischen Messe.

198
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften