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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0220
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

gemain einander gelobt habt, bestetige2 ich ans be-
felch der christenlichen gemain im namen des Vaters
und des Suns und des Heiligen Gaists. Amen.
Was Gott zusammenfügt, soll kein mensch schai-
den.
Auf das soll er also uber sie beten und segnen:
Herr Gott, der du man und weib geschaffen und
zum eestand verordent hast, darzu mit früchten des
leibs gesegnet und das sacrament deines lieben Suns
Jesu Christi und der kirchen, seiner praut darinnen
bezaichent [Eph. 5, 32]. Wir bitten dein grundlose
güte, du wöllest solich dein geschöpf, ordnung und
segen nicht lassen verrucken, sunder gnediglich in
uns bewaren. Durch Jesum Christum unsern Herrn.
Amen.
Psalm 128 [1-6]: Wol dem der, den Herrn förchtet
und auf seinen wegen geet. Du wirst dich neren dei-
ner hende arbeit; wol dir, du hast es gut. Dein weib
wird sein wie ein fruchtbarer weinstock an den wen-
den in deim haus, die kinder wie die ölzweige umb
deinen tisch here. Sihee also wird gesegnet der man,
der den Herren förchtet. Der Herr wird dich segnen
aus Zion, das du sehest das glück Jerusalem dein
a 1591 : + Das fünfzehende capitul.
b-b 1591:
Man kan hierbei allerlei text lesen nach den todes-
fällen oder auf begehren memoriter die predigten an-
stellen und christliche lieder nach der teutschen sprach
und hiesigem gesangbuch4 singen, also der lateinischen
wohl entbehren.
Jedoch wann solche bei proceßleichen absonderlich
begehret werden, seind sie zu gebrauchen und den seelig
verstorbenen zu ehren mit demflguralgesangabzulegen.
Nachdeme es aber je zuweilen gottlose und epicu-
rische leute gibt, welche in vielen jahren nicht zur kir-
chen kommen noch bei dem hfeiligen] abendmahl sich
einfinden, entgegen in brandwein und wirtshäusern
offentlich, ja täglich anzutreffen, auch in dem unordent-
lich und hochärgerlichem sündenleben ohne reu und
scheu fortfahren und also dahin sterben oder sonst bei
der füllerei im zorn und wüten entleibet werden, denen
können die ordentliche lieder: Mit fried und freud ich
fahr dahin nach Gottes willen etc. und andere derglei-
chen christliche gesänger, so sich auf solche fälle nicht
schicken, für dem haus und im fortgehen, ärgernis zu
vermeiden, nicht gesungen werden. Sondern für der tür
wäre zu singen: Mitten wir im leben sind etc., in fort-
gehen aber: So wahr ich lebe, spricht dein Gott etc.2
item, andere bußlieder, wornach gleichfals die kirchen-
diener bei angestellten leichsermon und -predigten, sich
zu richten, andern ruchlosen zum exempel, damit sie

leben lang und sehest deine kindskinder. Frid über
über Israel! Amen. Gott gebe euch seinen frid!
Und ob sich zu trüge, das in den stetten und gro-
ßen flecken auf einen tag soviel eeleut für die kir-
chen kömen und sich einzulaiten begern würden,
mag ein pfarherr derselben eeleut zwei, drei oder mer
zusammenkummen lassen, damit inen das wort Got-
tes in allweg getreulich verkündt werde.
Und sollen die pfarrherr fürsichtig sein, frembde,
unbekante leut on vorgeende gute kundschaft nicht
eelich zusammenzugeben oder einzulaiten, zuvor so
die in iren pfarren nicht seßhaft oder wonhaft sein.
Es sollen auch die pfarherr oder kirchendiener je-
des orts in ein sunder register fleißig einschreiben,
die namen und zunamen der kinder, die sie taufen,
und der personen, die sie eelich einlaiten, und auf we-
lichen tag und in welichem jar soliches geschehen sei.
a
Ordnung der begrebnus.
b Wo ein christenlich glid durch den tod ist ab-
gangen und zum grab bestett soll werden. Wo man
schuler und priester hat, mögen sie bei der leich sin-
gen das lobgesang Zacharie: Benedictus Dominus
von ihrem gottlosen leben, ihnen selbst zum besten,
etwan ablassen möchten.
Sonst für christliche personen wäre folgende und
andere form zu gebrauchen:
Andächtige in dem Herrn!
21 Das ist die süddeutsche Trauformel im Unterschied
von der norddeutschen (,,Ich spreche euch ehelich
zusammen“) (von Schubert, Trauung 57f.). Sie
führt ebenso wie jene eine Hälfte einer weitverbrei-
teten mittelalterlichen Trauformel („Also gib ich
uch zesammen und vesten uch in der heiligen ee nach
ordnung der heiligen christenheit“) weiter (Sur-
gant f. 96v. - WA 30 III 64).
1 Ein innerhalb der Markgrafschaft erschienenes Ge-
sangbuch gab es 1591 nur an einem einzigen Ort - in
Hof (dem Druckort der Ausgabe der Kirchenordnung
von 1591), nämlich das 1561 gedruckte, von Joh.
Streitberger, dem damaligen Superintendenten in
Hof und späteren Generalsuperintendenten in Kulm-
bach, herausgegebene Gesangbuch „Geistliche Lie-
der und Gesänge, so in der christlichen Gemein zum
Hof... gebräuchlich“ (Geyer, Gesangbücher 4,70
bis 94. - Kätzel 54. - Das einzige bis dahin erhal-
tene Stück ging um 1900 verloren).
2 Gemeint ist nicht das erst 1630 erschienene Lied des
Joh.Heermann (Kulp 169), sondern offenbar das
Lied ,,So wahr ich leb, spricht Gott der Herr“.

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