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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0244
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

wort, geperd und gedanken vermeiden. Darumb
spricht er: Welcher ein weib nur ansicht, ihr zu be-
gern, der hat schon die ehe mit ihr geprochen in sei-
nem herzen.
So merkts nun mit allem fleis, meine liebe kind-
lein, das Gott der Herr verpoten hat, man sol nicht
ehebrechen. Und ist sein mainung, man sol weder
mit werken noch mit worten noch mit weis und ge-
perden, auch nicht mit den gedanken im herzen ehe-
brechen, sonder man sol züchtig, rain und keusch
leben aintweder im junkfraustand oder im ehelichen
stand oder aber in wittibestand; dann dise stend
alle drei sein raine keusche stend, wann man sie
recht helt. Man sol auch niemand helfen oder raten
noch ursach, stat oder raum darzu geben, das er sein
ehe brech, sonder man sol darvor sein mit warnen
und vermanen, mit verhindern und mit strafen, wie
man immer kan.
Ihr solt auch nicht gedenken, meine liebe kind-
lein, das allein der ehebruch verpoten sei, und die
ander hurerei nicht; dann man findet etlich gotlose
tolle leut, die da meinen, dieweil unser lieber Herr-
gott in den zehen gepoten allein den ehebruch nen-
net und verpeut, es sol ihn die ander hurerei erlaubt
sein. Aber also solt ihr nit gedenken, meine liebe
kindlein, sonder solt festiglick glauben, das alle
hurerei, alle unkeuscheit und alle unrainigkeit, wie
mans immer mer erdenken kan, alles sund ist und
Gott dem Herrn aufs höchst mißfelt, ausgenommen
den ehelichen stand. Dann Moses spricht im alten
testament also (Deu. 23 [18]). Es sol kein hur sein
unter den töchtern Israel und kein hurer unter den
sonen Israel.
So spricht der heilig Paulus im neuen testament
also (1. Cor. 5 [Eph. 5, 3-6]): Hurerei und alle un-
rainigkeit last nit von euch gesagt werden, des glei-
chen schandbare wort und narrenteiding auch nicht;
dann das solt ihr wissen, das kein hurer noch un-
rainer erbe hat in dem reich Christi und Gottis. Last
euch niemand verfüren mit vergeblichen worten;
denn umb diser willen kombt der zorn Gottis uber
die kinder des unglaubens! Aus disen worten kont
ihr, meine liebe kindlein, wol merken, wie hoch die
hurerei von Gott verpoten ist und wie er sie so ernst-
lich straft. Darumb solt ihr euch mit allem fleis da-
vor hüten.

Dann Gott der Herr hat alle hurerei und unrainig-
keit mit einander verpoten, da er spricht: Du solt
nicht ehebrechen; dan wer hurerei treibt, ist vor
dem ehebruch auch nicht sicher. Und wer den ehe-
bruch von herzen meidet, der mus all hurerei auch
meiden. Das wert ihr zu seiner zeit fein lernen ver-
stehn. Jetzo ist es auch noch zu schwer und zu hoch.
So gedenkt nun, meine liebe kindlein, das ihrs
fleißig merkt und tief in euer herz bildet, das ihr dis
gepot Gottis treulich halt. Zum ersten, das ir nicht
hurerei, und ehebruch treibet mit den werken, son-
der halt euch keusch und rain, bis ir mit Gottis hilf
und eurer eltern und guten freund willen und wissen
in den ehelichen stand kommet. Und als dann, so
haltet euerm ehelichen gemahel euer treu, die ihr
ihm zugesagt habt! Precht die ehe nicht mit andern
personen und haltet euch gegen eurn ehegenossen,
wie es sich gepürt! Dann der heilig Paulus spricht
(1. Cor. 7. [4]): Das weib ist ihrs leibs nit mechtig,
sonder der man. Desselbigen gleichen auch der man
ist seins leibs nicht mechtig, sonder das weib. Es sol
auch kains on redlich ursach und on des andern wil-
len hinlaufen und das ander in der gefar sitzen las-
sen, wie die bösen leichtfertigen leut vil und oft tun;
dann es ist auch sund und unrecht, wann sie gleich
baide from bleiben und ihr keins sein ehe bricht.
Zum andern solt ir hurerei und ehebruch meiden
in den worten, das ist: man sol niemand unzüchtig
anreden, niemand nichts unehrlichs anmuten, nicht
unzüchtige, schandbare wort reden oder liedlein sin-
gen, dardurch ander leut zur unkeuscheit und ehe-
bruch mögen geraizt werden. Desgleichen sol man
auch meiden alle unzüchtige weis und geperd und
unordenlichen schmuck, mit klaidern und andern
sachen, darmit man andern leuten begert wol zu ge-
fallen, und sie dardurch zur unzucht geraizt werden.
Zum dritten solt ir hurerei und ehebruch meiden,
auch im herzen und in gedanken. Dann obs wol die
welt nicht waiß und nicht straft, wann ir etwas bös
gedenket, so sihets aber unser Herrgot im himel und
strafts. Darumb spricht Christus (Mat. 5. [28]): Wer
ein weib nur ansihet, ihr zu begern, der hat die ehe
schon geprochen in seinem herzen.
Ir solt auch alle ursach fleißig meiden, daraus die
laster entspringen als ubrigs essen und trinken,
müßig gehn, tanzen und was der gleichen ist. Dar-

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